Untersuchungsausschuss

Recherchegruppe: Opfer in Hanau hätten Notausgang erreichen können

Im Hanau-Untersuchungsausschuss ging es erneut um den umstrittenen Notausgang an der Arena-Bar. Ein geöffneter Notausgang hätte Leben retten können. Die Staatsanwaltschaft stellte jedoch die Ermittlungen ein.

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Hanau - © Anadolu Images, bearbeitet by iQ
Hanau - © Anadolu Images, bearbeitet by iQ

Der Landtags-Untersuchungsausschuss zum rassistischen Anschlag von Hanau hat sich mit Recherchen der Gruppe Forensic Architecture (FA) zum Notausgang an einem der Tatorte beschäftigt. Ein Vertreter des Kollektivs sagte am Freitag, dass die Besucher der Arena-Bar vor dem Täter mutmaßlich hätten fliehen können, wenn der Notausgang nicht verschlossen gewesen wäre.

Sie hätten nach Auftauchen des Täters genügend Zeit gehabt, den Notausgang zu erreichen, erläuterte der Journalist von FA. Das habe die Auswertung von Videomaterial der Kameras aus der Arena-Bar ergeben. Er erklärte, die Besucher hätten aber gewusst, dass der Notausgang verschlossen gewesen sei und seien daher in einen anderen Teil der Bar gerannt, eine Sackgasse.

Ein 43-jähriger Rassist erschoss am 19. Februar 2020 in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven, unter anderem in der Arena-Bar. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst. Der Untersuchungsausschuss soll klären, ob es rund um die Tat zu einem Behördenversagen kam.

Ermittlungen zum Notausgang wurden eingestellt

Überlebende sowie Opfer-Angehörige hatten Vorwürfe erhoben, weil der Notausgang verschlossen und damit ein Fluchtweg versperrt gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft war den Vorwürfen nachgegangen und hatte im August 2021 die Ermittlungen eingestellt. „Konkrete tatsächliche Anhaltspunkte dahingehend, dass durch Polizeibeamte oder Angehörige des Ordnungsamtes ein Verschließen des Notausgangs angeordnet oder geduldet worden wäre, haben sich nicht ergeben“, erklärte die Ermittlungsbehörde damals. Es sei auch unklar, ob zwei der Opfer durch einen unverschlossenen Notausgang hätten flüchten können.

Forensic Architecture (FA) wurde 2011 in London gegründet. Die Mitarbeiter sehen sich als „Recherchekollektiv“ und „Forschungsagentur“. Sie setzen moderne Methoden und Technologien ein, um Daten auszuwerten und Spuren zu analysieren, etwa 3D-Modellierung, Geomapping und digitale Rekonstruktion, aber auch investigative Recherchen. Dabei arbeiten sie ausschließlich für Zivilpersonen, vor allem für die Opfer staatlicher Gewalt. (dpa, iQ)