Internationalen Wochen gegen Rassismus

Klein: Antisemitismus und Rassismus bilden gefährliche Allianz

Aktuell finden die Internationalen Wochen gegen Rassismus statt. Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, warnte davor, den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Islamfeindlichkeit gegeneinander auszuspielen.

19
03
2022
Felix Klein - Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung über Rassismus
Felix Klein - Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung © BMI, bearbeitet by iQ

Laut dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, bilden Antisemitismus und Rassismus oftmals eine gefährliche Allianz. „Rassismus und Antisemitismus sind beides weitverbreitete Einstellungen und Denkmuster in der deutschen Bevölkerung, die häufig korrelieren“, sagte Klein am Freitag vor Journalisten in Köln. Das hätten auch die Anschläge von Halle und Hanau gezeigt. „Deshalb ist es wichtig, dass wir mit vereinten Kräften gegen diese Menschenverachtung vorgehen.“

Klein äußerte sich anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus, die noch bis zum 27. März laufen. Die bundesweiten religiösen Feiern im Rahmen der Aktion finden von Freitag bis Montag in Köln statt. Klein nahm zum Auftakt an einem muslimischen Freitagsgebet teil. In den kommenden Tagen gibt es weitere Feiern unter Beteiligung von Christen, Juden, Aleviten, Bahai, Hindus, Buddhisten, Jesiden und Sikhs.

Klein warnte davor, den Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Islamfeindlichkeit gegeneinander auszuspielen. Derzeit finde eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Verbrechen der Kolonialzeit statt, die sich auf dieses Spannungsfeld verengen lasse. Es gehe dabei im Kern darum, die Beispiellosigkeit der Verbrechen an den Juden im Nationalsozialismus in Frage zu stellen. „Die Schoah anzuerkennen, bedeutet nicht, andere Gewalttaten wie rassistische Völkermorde zu relativieren“, sagte der Antisemitismusbeauftragte.

Der Vorstand der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, Jürgen Micksch, betonte, dass Rassismus und Gewalt mit religiösen Werten nicht zu vereinbaren seien. Jährlich gebe es etwa 2.000 antisemitische Vorfälle in Deutschland und rund 2.000 gemeldete islamfeindliche Vorfälle. Zahlreiche weitere Angriffe gegen Geflüchtete zeigten: „Um ein Umdenken in der Gesellschaft zu bewirken, braucht es Ausdauer und Geduld.“

Die Internationalen Wochen gegen Rassismus finden jährlich rund um den „Internationalen Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung“ am 21. März statt. Dieses Jahr unter dem Motto „Haltung zeigen„. In Deutschland liegt die Koordination bei der Stiftung für die Internationalen Wochen in Darmstadt. (KNA, iQ)

Leserkommentare

ABM sagt:
Seit dem spöttisch gesagt Boom und der Machtergreifung von Verschwörungstheoretikern, auch in Behörden ist zunehmend festzustellen, dass Minderheitenbashing, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit ein Topf ist. Die Motive sind die gleichen und zurückzuführen auf ein menschenverachtenes Weltbild. Der Weg der gemeinsamen Abwehr ist gescheitert und laschere Pandemieauflagen und ganz oberflächlicher Aktionismus täuschen über das Problem hinweg. Politisch gewollt, gibt es auch keine Gegenmaßnahmen oder wirtschaftliche Unterstützung. Erneute Baustelle Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge ist aufgemacht und der Krisenherd wächst. Schön sind allein die Bildchen bei Facebook zum Ende der Coronamaasnahmen.
20.03.22
10:12
evergreen sagt:
Der Vorstand der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, Jürgen Micksch, betonte, dass Rassismus und Gewalt mit religiösen Werten nicht zu vereinbaren seien. Diesen Wunsch teile ich. Aber dafür müssten auch die Religionsgemeinschaften die rassistischen Passagen in ihren „heiligen“ Büchern aufarbeiten. Die hebräische Bibel, die jüdische Nationalbibliothek, enthält sehr viel mehr rassistische Passagen als der Koran und seine Tradition; doch weltweit gibt es sehr viel mehr Terror im Namen des Islam. Es gibt leider muslimischen und antimuslimischen Rassismus, es gibt Antisemitismus und jüdischen Rassismus. Wenn man nicht ehrlich ohne Tabus auch an die Textquellen dieses Übels rangeht und diese aufarbeitet, wird man das Problem nie lösen.
22.03.22
1:16
Vera sagt:
Wer Islamfeindlichkeit und Minderheitenbashing in einen Topf wirft, muß sich schon fragen lassen, warum im Namen des Islam weltweit die LGBTIQ-Minderheit derartig verfolgt, gebasht & drangsaliert und teilweise auch mittelalterlich hingerichtet wird. Haben LGBTIQ-Leute nicht das Recht, sich gegen ihre Unterdrückung und Herabsetzung angemessen zur Wehr zu setzen? Auch gegenüber religiös begründeter Diffamierung und Verteufelung?
22.03.22
16:06