Opferberatung Ezra

Opfer von Rassismus verlassen immer mehr Ostdeutschland

Wenn Menschen etwa aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens oder ihrer Herkunft abgewertet oder verletzt werden, dann spricht man von Rassismus. In Thüringen gibt es ihn auch – und manch Betroffener kehrt dem Land daher den Rücken.

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2022
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Symbolbild: Rassismus © Shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Rassismus © Shutterstock, bearbeitet by iQ

Die Zahl der Menschen, die wegen anhaltender Rassismuserfahrungen Thüringen den Rücken kehren, hat nach Angaben der Beratungsstelle Ezra zugenommen. „Wir mussten in der Beratungsarbeit 2021 feststellen, dass sich immer mehr Menschen dazu entscheiden, Thüringen beziehungsweise Ostdeutschland auch zu verlassen“, sagte Ezra-Sprecher Franz Zobel der Deutschen Presse-Agentur. Zahlen nannte er nicht.

Ezra berät Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen. Die rassistischen Erfahrungen an sich seien für Betroffene schon zermürbend. „Aber dann festzustellen, dass nicht versucht wird, alles dagegen zu tun, dass sich daran etwas ändert: Das ist das, was viele Menschen dazu bringt, dann auch zu gehen“, so Zobel.

Wenn Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer Kultur, Herkunft oder Religion abgewertet, ausgegrenzt, verletzt oder benachteiligt werden, dann spricht man von Rassismus.

Für viele Menschen in Thüringen sind solche Erfahrungen laut Zobel alltäglich. Rund 210 von ihnen hätten sich im vergangenen Jahr auf der Suche nach Beratung und Unterstützung an Ezra gewandt. Ihre Situation müsse dringend ernst genommen werden, forderte Zobel. Das sei noch immer nicht der Fall – „weder von großen Teilen der Politik, den Behörden, aber auch gesellschaftlichen Akteuren“. Eine demokratische Gesellschaft müsse aber dafür eintreten, „dass jeder Mensch hier gleich geschützt ist und gleich sein Leben leben kann“.

Zu den besonders schweren Vorkommnissen 2021 zählen der brutale Angriff auf einen jungen Mann in einer Erfurter Straßenbahn und das Verteilen islamfeindlicher Flugblätter in Jena. In beiden Fällen sei positiv aufgefallen, dass sich andere Menschen mit den Opfern solidarisiert und sie unterstützt hätten, sagte Zobel. Es brauche eine engagierte Zivilgesellschaft. (dpa, iQ)