Konstanz

Professor entschuldigt sich für islamfeindliche Klausuraufgabe

Nach einer islamfeindlichen Klausuraufgabe hat sich der Professor bei den Studenten entschuldigt. Die Hochschule setzte sich mit muslimische Studenten zusammen, um konkrete Maßnahmen zu besprechen.

06
02
2021
Klausuraufgabe htwg

Vertreter der muslimischen Hochschulgruppe Konstanz (MHG) und der HTWG haben sich zusammengesetzt, um künftige Maßnahmen zu besprechen. In dem Gespräch betonten alle Teilnehmer, Diskriminierung keinen Raum zu geben. Mit konkreten Maßnahmen soll nun Diskriminierung nachhaltig entgegengewirkt werden. Anlass war der Vorfall, in dem ein Professor der Hochschule in einer Prüfung islamfeindliche Stereotype formulierte. Der prüfende Professor habe den Vorfall bestätigt und bat in einer Stellungnahme um Entschuldigung.

Die HTWG gehe dem Vorfall entschieden nach und werde diesen aufklären. Eine standardmäßige Freigabe der Aufgabenstellungen durch das Prüfungsamt finde aufgrund der Rechtslage an Hochschulen nicht statt. Die Fakultät werde sich bzgl. der Regelungen mit den Studierenden, die an der Prüfung teilgenommen haben, in Verbindung setzen. Die Hochschulleitung sei offen für weitere Gespräche. Auch mit Personen, die die Reaktionen der Hochschulleitung nicht nachvollziehen können. Nach der Prüfungsphase sei ein persönlicher Austausch mit dem Semesterverband anvisiert, in dem die Prüfungsaufgabe gestellt worden war. 

Hochschulweit sollen noch intensiver Maßnahmen getroffen werden, um Mitarbeiter, Professoren und Studierende für die Themen Diskriminierung und Diversität zu sensibilisieren. Erste Ideen wie Workshops und Vorträge gebe es schon. Zur Förderung interreligiöser Dialoge werde die Kooperation mit der muslimischen Hochschulgruppe Konstanz und anderen Hochschulgruppen ausgebaut.

Klausuraufgabe war ausgrenzend und unangebracht

Die MHG habe von Betroffenen aufgenommen, dass die Aufgabenstellung in der Klausur „verletzend, ausgrenzend und unangebracht“ sei. Die Vorsitzende der MHG Rahsan Karaaslan äußerte sich wie folgt: „Bei der niedergeschriebenen Klausuraufgabe finden sich Trigger, die diskriminierende und Stereotype begünstigende Anspielungen aktivieren, welche weder in einer Hochschule noch anderswo etwas zu suchen haben. Viele Betroffene haben sich angesichts in unserer Gesellschaft virulenter Stereotype bzgl. Muslime erschüttert an uns gewandt. Die Hochschulleitung war nicht tone-deaf.“

Die Entschuldigung und das Bewusstsein der Hochschulleitung und ihrer Organe begrüße die MHG sehr. Die Studierenden forderten eine nachhaltige Auseinandersetzung mit Diskriminierungserfahrungen und einem Bewusstsein für Antisemitismus, Antiziganismus und insbesondere Topoi aus der Islamfeindlichkeit. „Wir sind uns sicher, dass wir mit der Hochschulleitung einen konstruktiven Weg finden, wie wir an unserer Hochschule das Beste hervorbringen und zukünftig Betroffene besser schützen.“, so Karaaslan weiter.

„Islamfeindlichkeit sichtbarer machen“

„Uns ist es wichtig, möglichst alle Perspektiven anzuhören, lösungsorientiert und zuerst unvoreingenommen an die Sache heranzugehen.“, so die Kommunikationsmanagerin der MHG Konstanz Lisa Ganter. Sinem Hamarat, Vorstandsmitglied, ist für eine „Awareness-Woche“. Damit könne man zukünftig das Ideal einer toleranten, offenen und inklusiven Hochschule pflegen. „Damit werden wir Personen, die von Islamfeindlichkeit betroffen sind, sichtbarer machen. Außerdem werden wir uns alle über Machtgefälle sowie Privilegien in der Gesellschaft bewusster werden.“

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Es ist eine Erleichterung, dass es zu einer Lösung gekommen ist und der Professor sich entschuldigt hat. Muslimische Hochschulgruppen sind übrigens hochschulinterne Zusammenschlüsse von Studierenden und sind unabhängig.
06.02.21
17:21
Vera Praunheim sagt:
Angesichts muslimischer Erschütterung bezüglich spezieller Trigger zur Aktivierung von virulenten Stereotype begünstigenden Anspielungen war die Hochschulleitung nicht tone-deaf genug. Das darf nicht sein. Aber alle Studierenden werden auch zu einer nachhaltigen Auseinandersetzung aufgerufen mit einem Bewusstsein für Topoi aus der Islamradikalität. Die muslimische Studenten(m/w/d)-Hochschulgruppe Konstanz (MHG) will ja lt. ihrer Facebook-Seite unterschiedliche Kulturen und Religionen grundsätzlich als Selbstverständlichkeit erachten und ihnen mit Offenheit und Toleranz begegnen. Bis dieses als grundlegendes Prinzip formulierte Ziel aber überall ein allgemein gültiges Islam-Prinzip geworden ist, kann es sehr sinnvoll sein, unterstützend und achtsam auch ein Augenmerk auf radikale Muslime in eigenen Reihen bzw. Moscheegemeinden zu haben um damit alle anderen zu schützen. Dann lässt es sich auch gelassener auf unliebsame Klausurfragen reagieren und radikale Aspekte der eigenen Religion besser hinterfragen und berücksichtigen. Der gemaßregelte Professor hat nun klein beigegeben. Vielleicht meinte er auch, der Klügere gibt nach. Oder aber er bekam es mit der Angst zu tun in Anbetracht islamisch aufgefahrener Dominanz.
06.02.21
21:17
ABM sagt:
Für mich und keine Hochschule wie man das definiert. Jede Klippschule darf sich Hochschule nennen.😉 Der Mann gehört bezogen auf Lehrauftrag gefeuert. Fristlos. Das Niveau ist so flach, dass es nach Bildungsträger Jobcenter klingt. Eine polizeiliche Anzeige wurde sicher gestellt. Natürlich entschuldigen, aber als Lehrpersonal dieser Einrichtung nicht geeignet.
07.02.21
9:36
Ethiker sagt:
Nicht nur in Konstanz wird Islamfeindlichkeit gelebt. Alle Universitäten in Deutschland haben unhinterfragte rassistische Narrative oder handeln sogar offen rassistisch. Das weiß ein jeder Mensch mit Migrationshintergrund, nimmt den Umstand aber aus Mangel an Alternativen in Kauf.
07.02.21
12:48
grege sagt:
Warum studieren unsere Islamprotagonisten nicht an Universitäten in einem islamischen Land, anstatt sich mal wieder selber zu bemitleiden???
07.02.21
17:41
Johannes Disch sagt:
In einer Statistik-Klausur eine solche Frage zu stellen, das war keine gute Idee. Das war unnötig. Nun, der Dozent hat seinen Fehler eingesehen und sich entschuldigt. Damit sollte die Sache vom Tisch sein.
08.02.21
9:04
Vanessa sagt:
Kommt es nur mir so vor oder spielen in DE die islamischen Glaubensgemeinschaften gerne die Opferrolle und wollen mit Samthandschuhen angefasst werden? Das kenne ich von anderen Glaubensrichtungen in DE ganz und gar nicht...
22.02.21
12:30