Racial Profiling

Polizeigewalt in Düsseldorf: Jugendlicher 15 Jahre alt

Ein Video aus Düsseldorf sorgt für Debatten: Ein Augenzeuge filmt, wie ein Beamter einen 15-Jährigen bei einem Polizeieinsatz mit dem Knie am Kopf zu Boden drückt. Selbst der Innenminister zeigt sich erschrocken. Die Ermittlungen laufen.

17
08
2020
Polizeigewalt Düsseldorf Altstadt © Facebook, bearbeitet by iQ
Polizeigewalt Düsseldorf Altstadt © Facebook, bearbeitet by iQ

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hat nach einem umstrittenen Polizeieinsatz in Düsseldorf eine konsequente Aufklärung angekündigt. „Auch ich habe mich erschrocken“, sagte Reul am Montag über ein Video des Einsatzes, das im Internet kursiert. Gegen den Polizeibeamten, der mit dem Knie am Kopf einen 15-Jährigen am Boden fixierte, wird laut Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt. Auch gegen den Jugendlichen liege eine Anzeige vor – wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Am Donnerstag wird sich der Innenausschuss mit dem Vorfall beschäftigen. Ob es sich um einen womöglich „racial profiling“ Fall handelt, werde untersucht.

Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat die Ermittlungen übernommen

Wie Reul am Montag ausführte, wären Knie und Schienbein „auf dem Ohr“ des jungen Mannes grundsätzlich durch die Einsatzvorgaben der Landespolizei abgedeckt gewesen. Auf dem Hals wäre dies nicht erlaubt. Was genau in dem Moment passiert sei, müsse daher nun „objektiv geklärt werden“. Aus Neutralitätsgründen hat die Polizei Duisburg zusammen mit der Staatsanwaltschaft Düsseldorf die Ermittlungen übernommen. Der Beamte macht laut Ministerium bis auf weiteres Innendienst.

Reul sagte, er habe bereits einen Zwischenbericht zu dem Vorfall angefordert und bekommen. Demnach sei die Polizei am Samstagabend zunächst wegen zehn randalierender Personen zu einem Schnellimbiss-Restaurant gerufen worden. Der 15-Jährige, der offenbar nichts mit dem eigentlichen Einsatz zu tun hatte, habe sich eingemischt. Der Jugendliche habe dann die Beamten tätlich angegriffen, erklärte Reul.

Danach sei der 15-Jährige zu Boden gebracht, gefesselt und zum Streifenwagen gebracht worden. Dies sei in einem Zeitraum von zwei bis drei Minuten geschehen. Eines der Videos im Internet ist 28 Sekunden lang. Dort ist zu sehen, wie ein Polizeibeamter den Jugendlichen mit dem Knie zu Boden drückt.

„Video im Netz zeigt mehr als verstörende Sequenzen“

Das Augenzeugen-Video des Einsatzes hatte sich im Internet verbreitet und Vergleiche mit dem Fall George Floyd in den USA ausgelöst. „Das Video, das im Netz von dem Einsatz gegen einen Minderjährigen mir Migrationshintergrund kursiert, zeigt mehr als verstörende Sequenzen“, teilten die SPD-Abgeordneten Sven Wolf und Hartmut Ganzke mit. „Wir hatten gehofft, dass wir solche Bilder nach dem tragischen Tod von George Floyd in Deutschland niemals zu sehen bekommen würden. Ein starker Staat muss verhältnismäßig mit seiner Macht umgehen.“

Die SPD-Fraktion beantragte ebenso wie die Fraktion der Grünen eine Aktuelle Viertelstunde zu dem Thema am Donnerstag im Innenausschuss des Landtags. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Ich kann nicht verstehen was die Aufregung aendern soll, es ist allen bekannt, dass die Polizei durch ihr Selbstverstaendnis und ihre Vorgehensweise bei Einsaetzen gepraegt ist von den Entwicklungen und der Geschichte der Polizei. Die Polizei hat in den 50 er bis 90 er Jahren gegen verschiedene Gruppen ihre Arbeit mehr oder weniger gut und gesetzesmaeßig durchgefuehrt, es ist nun aber klar abzuzeichnen, das vorallem aus dem Orient kommende Menschen und Muslime im besonderen mit sehr vielen Vorurteilen zu kaempfen haben. Dies ist den meisten Menschen durchaus bewusst. Die Gruende liegen im Rassismus und dem Selbstverstaendnis der Institution sowie im von der Gesellschaft und Politik motivierten Auftrag die bestehende Ordnung aufrecht zu halten. Kann der Rassismus reduziert werden? Schwierig, da selbst die benachteiligten Gruppen marginalisiert und machtlos sind, Menschen aus diesen Gruppen setzen nicht selten um ihren eigenen Vorteil willen ihre Interessen voran und unterstuetzen teilweise diese rassistische Praxis oder verharmlosen diese. Die Mehrheitsbevoelkerung begruesst das Vorgehen als gerecht und praeventiv, auch fehlt es oft an wirklicher Empathie fuer die marginalisierten Gruppen, da man gleich mehrmals von dieser profitiert. Aenderung mit den Gestaltern einher, jene sind aber mit der hießigen Ordnung d'accord.
17.08.20
15:57
Johannes Disch sagt:
Es sind doch nur Bruchstücke, die auf dem Video zu sehen sind. Man sollte jetzt erst einmal die Ermittlungen abwarten und das Ganze nicht reflexhaft mit dem Fall George Floyd vergleichen.
18.08.20
11:51
Johannes Disch sagt:
Die Überschrift "Racial Profiling" ist tendenziös und wertend, ohne dass bereits Fakten vorliegen. Man sollte erst einmal in Ruhe die Ermittlungswergebnisse abwarten.
20.08.20
12:35
Johannes Disch sagt:
Von dem angeblichen "Opfer" von Polizeigewalt ist ein Video im Netz zu sehen, das das "Opfer" geschaltet hat. Es zeigt ihn fröhlichn und ausgelassen im Park.ö Nein, Ali M. tauft nicht zu einem deutschen George Floyd.
20.08.20
12:40
Johannes Disch sagt:
Von wegen "Racial Profiling": Der Junge ist keineswegs ein Chorknabe. Er ist polizeibekannt, aggressiv und gewaltaffin.
20.08.20
20:18
grege sagt:
Die Rassismusdiskussion erfüllt ihren Zweck, wenn dadurch jegliche Form von Rassismus bekämpft wird. Einige wie z.B. Farid Hafez oder islamiq.de thematisieren ausschließlich den Rassismus der anderen, nämlich des weißen Mannes. Hier steht nicht die Bekämpfung sondern die Instrumentalisierung von Rassismus im Vordergrund. Die Neue Züricher Zeitung hat in einem lesenswerten Artikel beklagt, dass der Rassismus in der arabisch-islamischen Welt immer noch totgeschwiegen wird, obwohl dieser nach tausendjähriger Tradition heute noch in den Staaten Nordafrikas präsent ist. Die Vorläufer des dortigen Rassismus waren Menschenjad in der südlichen Sahelzone sowie anschließende Sklaverei in den arabischen und osmanischen Gesellschaften.
24.08.20
16:28