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Menschenrechtler unterstützen Özil in Uiguren-Debatte

Mit Äußerungen zur Situation der muslimischen Uiguren in China hat Mesut Özil Ärger auf sich gezogen. Menschenrechtler unterstützen ihn.

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12
2019
Mesut Özil
Mesut Özil - FC Arsenal © Twitter, bearbeitet by iQ.

Der weltbekannte Fußballspieler Mesut Özil (31) kritisiert die Unterdrückung der Uiguren in der chinesischen Provinz Xinjiang sowie das Schweigen vieler Länder mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) unterstützt die Kritik Özils, wie sie am Sonntag in Göttingen mitteilte.

„Es ist skandalös, dass die Regierungen von Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung aus wirtschaftlichen Gründen zum kulturellen Völkermord an den Uiguren schweigen“, kritisierte GfbV-Direktor Ulrich Delius. Jeder wolle von der „Seidenstraßen-Strategie“ Chinas profitieren und ignoriere die „größte Verfolgung von Muslimen im 21. Jahrhundert“. Die Distanzierung des Özil-Clubs Arsenal London von den Äußerungen des Spielers sei „kläglich und opportunistisch, so wie das Verhalten der Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung“.

Chinesisches Staatsfernsehen streicht Live-Übertragung

In türkischer Sprache bemängelte der Ex-Weltmeister das „Schweigen der muslimischen Brüder“, während das Thema von westlichen Regierungen und Medien aufgegriffen werde. Die chinesische Zeitung „Global Times“ berichtete auf ihrem englischsprachigen Twitter-Account, der Sender CCTV habe Arsenals Sonntagsspiel gegen City vom Sendeplan gestrichen, weil Özils Kommentare die chinesischen Fans und den nationalen Fußballverband „enttäuscht“ hätten. Somit strich das chinesische Staatsfernsehen laut übereinstimmenden Medienberichten die Übertragung des Topspiels zwischen Arsenal und Manchester City aus dem Programm.

Die Uiguren sind nach GfbV-Angaben mit rund zehn Millionen Angehörigen die zweitgrößte muslimische Bevölkerungsgruppe in China. Ihre Heimat ist die autonome Region Xinjiang. Als geheim eingestufte Dokumente aus dem Inneren der Chinesischen Kommunistischen Partei waren im November bekanntgeworden. Laut Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ zeigen sie erstmals im Detail eine massenhafte Internierung von religiösen Minderheiten. Demnach werden mehr als eine Million Menschen in Lagern festgehalten, in der Regel ohne ein Gerichtsverfahren.

Der Verein distanzierte sich aus vermutlich aus wirtschaftlichem Interesse am Statement Özils

Nach offiziellen Schätzungen sind Hunderttausende Uiguren in Umerziehungslager gesteckt worden, die China allerdings nur als Fortbildungszentren beschreibt. Nach der Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik einverleibt. Peking wirft uigurischen Gruppen Terrorismus und Separatismus vor.

Mit dem Verein war Özils Statement nicht abgesprochen, der Club distanzierte sich umgehend davon. Der Inhalt sei die persönliche Meinung von Özil, stellten die Gunners auf dem chinesischen Mikroblogging-Dienst Weibo klar. Arsenal halte sich an das Prinzip, keine politischen Statements abzugeben. Die Reaktion der Londoner kann laut eines Berichts des „Guardian“ auch wirtschaftliche Interessen haben. Demnach sei der Club in China an einer Restaurantkette beteiligt. (KNA, dpa, iQ)

 

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Herr Özil ist politisch leider auf einem Auge völlig blind. Ihn stört es scheinbar nur, wenn Moslems Opfer von Menschenrechtsverletzungen sind, nicht aber, wenn Moslems die Menschenrechte anderer verletzen. Er hat dem türkischen Staatschef Erdogan in kritikloser Weise eine Propagandaplattform geboten, indem er ihn medienwirksam zu seinem Trauzeugen gemacht hat. Doch gerade in der Türkei hat sich die Menschenrechtslage in den letzten Jahren massiv verschlechtert: Das Recht auf freie Meinungsäusserung gerät immer mehr unter Druck und kritische Journalisten sowie Menschenrechtsverteidiger werden ins Gefängnis gesteckt. Militär und Polizei gehen in den Kurdengebieten ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung vor und die Rechte der LGBTI und von Flüchtlingen werden systematisch verletzt. Mit der Rolle der Türkei im Syrien-Konflikt verschärft sich die Menschenrechtssituation zusätzlich.
17.12.19
12:40
all-are-equal sagt:
Auch wenn er im aktuellen Kontext recht hat, ist seine Weltanschauung durchschaubar. Muslime unterdrücken Nicht-Muslime? Wurscht!. Muslime unterdrücken Muslime? Wenn Erstere Türken sind, wurscht! Nicht-Muslime unterdrücken Muslime? ALARM!!!
17.12.19
13:21
Ute Fabel sagt:
Mesut Özil misst mit zweierlei Maß! Auf dem Foto trägt einer Özil ein Trikot mit der Aufschrift "Fly Emirates". Er macht damit Tourismuswerbung für die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort gibt keine Wahlen nach demokratischen Prinzipien, keine Gewaltentrennung und politische Parteien sind nicht zugelassen. Nur männliche Staatsbürger können ihre Anliegen zuhanden der politischen Führer jedoch über einen traditionellen konsultativen Mechanismus einbringen. Zu den bedeutendsten Menschenrechtsproblemen gehören willkürliche Verhaftungen von Andersdenkenden, Medienschaffenden und Menschenrechtsaktivisten sowie weitere Mängel des Justiz- und Haftregimes. Zudem liegen Berichte über Folter und Misshandlung während der Haft vor. Wichtige Grundrechte, welche die persönliche Freiheit betreffen, etwa die Meinungsäußerungs-, die Medien-, die Versammlungs- und die Vereinigungsfreiheit, sind übermäßig eingeschränkt. Kritische Meinungsäußerungen auf Internetseiten und Social Media werden streng geahndet. Die Regierung verbietet ausländischen NGO's oft die Einreise und nutzt ein Antiterrorismusgesetz um zusätzlichen Druck auf einheimische Dissidenten/-innen und Menschenrechtsverteidiger/innen auszuüben. Der Staat greift mitunter stark in die Privatsphäre seiner Bürger/innen ein und die digitale Kommunikation wird strikt kontrolliert. Frauen leiden unter rechtlichen und gesellschaftlichen Diskriminierungen. Mehrere der Emirate bestrafen homosexuelle Handlungen mit langen Gefängnisstrafen. Es gibt Berichte über häusliche Gewalt und Missbrauch. Insbesondere ausländische Hausangestellte und Arbeitsmigranten/-innen sind vom Staat kaum vor Ausbeutung und Missbrauch geschützt. Menschenhandel und Zwangsarbeit kommen vor. Behinderte, LGBT-Personen und HIV/AIDS-infizierte Menschen werden diskriminiert. (Stand vom Juli 2018. Quellen: Amnesty International, Human Rights Watch)
17.12.19
14:03
Junaid sagt:
Ute Gabel Ich muss Sie wieder korrigieren: Wo bleibt die Sinnhaftigkeit einer Demokratie, wenn dadurch ein Hitler an die Macht kommt? Genauso kann die Argumentation mit der gescheiterten Koalition Österreichs und den kriminellen Machenschaften sowie die Wahl einer antidemokratischen Partei wie die AfD weiter getrieben werden. Ihre Argumentation ist wie so oft sehr einseitig und einfach gestrickt, weshalb diese andererseits keine Grundlage für eine ernstzunehmende Diskussion bietet.
09.01.20
18:27