Die neue Werbekampagne der Wiener Linien erntet Shitstorm. Auf den Plakaten sind schwarze Schafe abgebildet, die je eine Verhaltensregel brechen. Viele halten es für rassistisch.
Als die Wiener Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) die neue Werbekampagne der Wiener Linien auf ihrer Facebook Seite teilte, rechnete sie gewiss nicht mit so einer negativen Resonanz. „Billiger Populismus“, „Werbung im Stil der FPÖ“, „voll daneben“ waren in den Kommentaren zu lesen und viele BeobachterInnen empfanden die Bildsprache der Werbung als rassistisch und diskriminierend.
Gemeint ist die neue Plakatkampagne #fahrfair der Wiener Linien, bei der sie für ein rücksichtsvolleres Verhalten in den Wiener U-Bahnen plädieren. Auf den Sujets sind Hinweise zu lesen, die die Fahrgäste darauf aufmerksam machen, auf penetrant riechende Speisen und das laute Musik hören in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu verzichten. Die Umsetzung dieser Kampagne fanden allerdings die Wenigsten als geglückt.
So sind auf den Plakaten „schwarze Schafe“ zu sehen, welche je eine Verhaltensregel brechen und um diesen herum sind brave, weiße Schafe abgebildet, die sich an die Regeln halten und nichts konsumieren, keine laute Musik hören etc. Mit dem sprichwörtlichen Ausdruck „schwarzes Schaf“ bezeichnet man üblicherweise ein Gruppenmitglied, das sich auf irgendeine Art und Weise von den Übrigen negativ abhebt. Oft wird diese Metapher auch in Zusammenhang mit Ausgrenzung und Mobbing verwendet, was das Ganze weiter problematisch macht.
Insbesondere das Sujet mit einem schwarzen Schaf namens Rudi, das einen Döner isst, ließ die Wogen hochgehen. Dass das „schwarze“ Schaf nicht auch noch einen ausländisch klingenden Namen verpasst bekam, welches von vielen als ein Feigenblatt interpretiert wurde, schützte die Wiener Linien nicht vor dem Rassismus-Vorwurf. Kritiker fragten, warum nicht die Leberkäsesemmel, der österreichische Imbiss-Klassiker schlechthin, „stinkt“, sondern ausgerechnet der Döner.
Die Bloggerin Dudu Küçükgöl weist in ihrem Facebook-Posting darauf hin, dass „stinkend“ sehr wohl rassistisch konnotiert sei und, dass meist Menschen mit Migrationshintergrund die Erfahrung machen, dass ihr Essen „oder sogar direkt sie selbst“ als stinkend bezeichnet werden.
Der SPÖ-Politiker Tarik Mete entwarf kurzerhand eine eigene Version der Kampagne. „Alle Fahrgäste machen die U-Bahn feiner. Nur nicht Rainer, der isst Käsekrainer“, schlug der Salzburger als Alternative vor und vergaß in seiner Replik nicht darauf, das Schaf weiß umzufärben.
„Alle Fahrgäste machen die ? U-Bahn feiner. Nur nicht Rainer, der isst ? Käsekrainer.“
Liebe @wienerlinien, habe eure #fahrfair Kampagne etwas aufgepimpt. Gefällt mir besser, als die „Döner-Version“. Hab das Schaf auch umgefärbt 🙂 #wienerlinien #metwo #diskriminierung pic.twitter.com/9Y1xqyKWo3
— Tarik Mete (@Tarik_Mete) 4. August 2018
In den sozialen Medien assoziierten viele die Kampagne mit den Plakaten der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP), die im Wahlkampf 2007 auch auf Schafe setzte. Darin haben die weißen Schafe das Schwarze (stellvertretend für „kriminelle Ausländer“) aus der Schweiz hinausgetreten.
Erste Assoziation zum neuen Plakat von @ullisima. #fahrfair pic.twitter.com/987vnHyBZS
— Nelson Carr (@nelsoncarrr) 2. August 2018
Auf die vielen Beschwerde-Tweets und Mails reagierten die Wiener Linien vorerst auf Twitter und stellten wiederholt fest: „Die Kritik nehmen wir sehr ernst. Die Symbolik ist nicht das, wofür wir stehen. Für die Wiener Linien ist es ganz egal, wer mit uns fährt, unabhängig von Hautfarbe, sexueller Orientierung, Religion und Co. – bei uns sind alle willkommen. Im Gegenzug gelten aber auch für alle dieselben Regeln: Respekt und Rücksichtnahme“. Zu dem änderten die Wiener Linien das Plakat und ersetzen den Döner mit einem Käsekrainer. Nun verzehrt der rot gepunktete „Lukas“ umgeben von gelben Schafen einen Käsekrainer.