Die Gründung eines Islam-Instituts an der Berliner Humboldt-Universität (HU) ist weiter ungewiss. Islamische Religionsgemeinschaften fordern eine Sperrminorität im Beirat. Kommende Woche treffen sich die Beteiligten zu einem klärenden Gespräch.
Das geplante Institut für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität (HU) Berlin steht vor einer ungewissen Zukunft und wird möglicherweise ohne die islamischen Religionsgemeinschaften errichtet. Nach HU-Angaben hat bisher nur die schiitische Gemeinde den Kooperationsvertrag unterzeichnet.
Die Entscheidungen der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB), des Zentralrats der Muslime (ZMD), der Islamischen Föderation in Berlin (IFB) und des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) stehen noch aus. Wie die HU bestätigte, will Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) am 13. April mit den Vertretern der islamischen Religionsgemeinschaften „zu einem klärenden Gespräch“ zusammenkommen. Der Staatssekretär betonte zugleich, die jüngsten Änderungsvorschläge einiger Gemeinschaften zur Entscheidungsfindung im Beirat seien für den Senat „nicht tragbar“. Das Gremium hat vor allem Einfluss auf die Berufung von Hochschullehrern.
Trotz der Probleme mit der Zusammensetzung des Beirats halten Berliner Senat und Humboldt-Universität (HU) an der geplanten Gründung eines Instituts für Islamische Theologie fest. Es werde „auf jeden Fall kommen“, erklärte Staatssekretär am Dienstag in Berlin.
Laut einem Bericht des Berliner „Tagesspiegel“ (Dienstag) wollen die DITIB, die IFB und der VIKZ, dass drei Religionsgemeinschaften die Entscheidungen des Gremiums blockieren können. Die HU besteht dagegen darauf, dass Entscheidungen des Beirats mit Zwei-Drittel-Mehrheit fallen müssen.
Die HU erklärte, ungeachtet der weiteren Gespräche mit den fünf Religionsgemeinschaften würden alle weiteren Möglichkeiten einer Zusammensetzung des Beirats geprüft. Berliner CDU und Grüne forderten bereits, dass in dem Gremium auch liberale Verbände vertreten sein müssten. Nach der jüngsten Entwicklung forderten die Grünen am Dienstag einen „Neustart“: „Ein Rat der Moscheegemeinden nach dem Vorbild der Hamburger Schura könnte legitimierte Vertreterinnen und Vertreter in den Beirat schicken.“
„Als islamische Religionsgemeinschaften haben wir frühzeitig unsere Bedenken bezüglich der Zusammensetzung und der Evaluierung des Beirats mitgeteilt“, erklärte Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrats, dessen Mitglied die IFB ist, gegenüber IslamiQ. Islamische Religionsgemeinschaften wollen theologische Positionen selber bestimmen. Die Forderung der Universität, die muslimischen Gesprächspartner nach einer bestimmten Zeit auszuwechseln, sei nicht tragbar. „Wir hoffen, dass bei dem Treffen am 13. April eine Lösung gefunden werden kann“, so Kesici weiter. Ansonsten könne man sich nicht vorstellen, dass der Zeitplan eingehalten werde. Die Ankündigung, dass man sich neue Gesprächspartner suchen werde, sei kontraproduktiv in diesem Prozess, so Kesici.
„Fakt ist, dass von den teilnehmenden Religionsgemeinschaften erwartet wird, ihre verfassungsrechtlich geschützten Rechte an natürliche Personen abzutreten, die nur sich selber vertreten“, erklärt Mustafa Şevoj Özdemir, Geschäftsführer der IFB. Die Erwartung, nicht tragbare, alternative Strukturen zu schaffen, werde man nicht erfüllen.
Der Gründungsbeauftragte des Instituts, Michael Borgolte, hatte die Einladung der islamischen Religionsgemeinschaften mit dem Argument verteidigt, dass vor allem sie Träger von muslimischen Einrichtungen in Berlin seien und damit als Arbeitgeber infrage kämen. Im Islam-Institut sollen die Absolventen in Bachelor- und Master-Studiengängen eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung erhalten, die sie zu einem Einsatz als Imame oder Religionslehrer qualifiziert. Gegenwärtig werden diese Stellen in Berlin in der Regel mit Theologen besetzt, die im Ausland ausgebildet wurden.
Die ungeklärte Beiratsfrage hat nach HU-Angaben bereits zur Folge, dass das Institut frühestens zum Wintersemester 2019/20 seinen Lehrbetrieb aufnehmen könnte. Damit würde Berlin der sechste universitäre Standort in Deutschland, an dem islamisch-theologische Studien angeboten werden. (KNA, dpa, iQ)