Bluttat in München

„Ich möchte nicht noch weiter abstumpfen“

München, Kabul und Syrien. Terror und Tod sind Vokabeln unserer Zeit. Jeder geht anders damit um. Esra Lale schreibt wie sie den Freitagabend, als die Bluttat in München geschah, erlebt hat und was solche Nachrichten anrichten.

24
07
2016
Der Täter in München © Screenshot/Amateurvideo

Ich sitze mit zwei Freundinnen im Eiscafe und bestelle mir einen großen Sommerbecher. Entspannt lehne ich mich zurück und blicke in den himmelblauen Himmel, ein perfekter Freitagabend, ein wohlverdienter Feierabend. Schnell noch auf das Handy blicken –eine berufsbedingte Neurose- und da steht es. München. Schüsse. Terror.

Ich blicke meine Freundin an, auch sie hat ihr Handy in der Hand und unsere Blicke kreuzen sich. Der entrüstete Blickaustausch nach der Erkenntnis, dass es wieder passiert ist. Man redet von einer Terrorlage. Es gleicht schon fast einem Automatismus zu hoffen, dass es nicht schon wieder ein „islamistischer“ Terroranschlag ist. Traurig. Vor allem, weil wir uns dran gewöhnt haben. An Terror –egal welcher Art.

Wir beschließen unsere Handys nicht anzurühren und unseren Feierabend zu genießen. Keine Kraft sich damit zu befassen. Keine Kraft zu verfolgen wie Opferzahlen von Stunde zu Stunde ansteigen. Wie egoistisch denke ich mir noch, doch diese Anschläge machen mich kaputt. Wir wollen München einfach für ein paar Minuten ausblenden, einfach nicht dran denken.

Die Kellnerin hat inzwischen den Sommerbecher gebracht, ein vages „Dankeschön“, gefolgt von der Vorfreude auf das Eis und dann schon wieder. München. Meine Gedanken wollen einfach nicht ruhen. Auch meine Freundin hat ihr Handy wieder in der Hand. Wir wollen, aber können nicht. Sie muss später mit dem Zug nach Duisburg fahren aber fürchtet sich: „Weißt du wie unangenehm es ist, nach so einer Nachricht als erkennbare Muslima in der Bahn zu sitzen?“, „komm lass uns einfach das Eis geniessen“, erwidere ich. Also zwinge ich mich dazu wieder glücklich zu sein und diesmal schaffen wir es auch für circa 15 Minuten einfach nur drei Freundinnen im Eiscafe zu sein.

Dann blinkt mein Handy wieder. „Was geht in dieser Welt ab?“ schreibt eine andere Freundin und ich schließe meine Augen, seufze und sehe ein, dass ich nicht ignorieren kann, was vor meinen Augen passiert. Wir fragen nach der Rechnung, bezahlen und verabschieden uns voneinander und innerlich freue ich mich, dass ich nur ein paar Schritte brauche und nicht mit dem Zug fahren muss.

Ich versuche zu reflektieren was gerade passiert und versuche meine Gedanken zu sortieren. Ich fühle mich schlecht, weil ich unbedingt meinen Feierabend genießen wollte. Wut kommt in mir auf, weil ich an Syrien denken muss. Wut, weil mir bewusst ist, dass ich von Glück reden kann, dass ich überhaupt einen Feierabend haben, ein Eis essen und mich mit Freunden treffen kann. Dann nehme ich mir wieder das Handy in die Hand und verfolge die Geschehnisse in München. Später in der Nacht dann die Erkenntnis, dass es kein „islamistischer“ Anschlag war. Ich freue mich. Im gleichen Moment frage ich mich, wie falsch es ist sich darüber zu freuen. Außerdem weiß ich, dass meine Freundin in der Bahn trotzdem blöd angeguckt wurde.

Tod, Terror, Bomben sind Vokabeln unserer Zeit

Wie falsch es ist, sich darüber zu freuen, wird mir etwas später klar. Zu klar. Ich lese, dass ein 18-jähriger gezielt Jugendliche mit Migrationshintergrund getötet hat. Er habe Breivik nachahmen wollen. Genau fünf Jahre nach dem schrecklichen Blutbad in Norwegen. Unter den Toten in München soll ein 15-jähriges Opfer, das von hinten angeschossen wurde zu den Rettungskräften gesagt haben: „Ich will nicht sterben, aber ich sterbe jetzt“. Ich lese diese Zeilen und meine Augen füllen sich mit Tränen. Zuletzt musste ich weinen, als ich ein Video angeschaut habe, das zeigte wie syrische Kinder im Alter von fünf und sieben den Tod ihres dreijährigen Bruders beweint haben. Der Älteste erklärt, dass sie doch nur Fußball spielten und plötzlich eine Bombe einschlug. Ich wische mir die Tränen weg und lese weiter.

Es geht eben immer weiter. Tod, Terror, und Bomben sind nun mal Vokabeln unserer Zeit. Noch in dem Moment indem meine Augen trocknen, weiss ich, dass ich irgendwann nicht mehr weinen werde. So wie ich es heute geschafft habe den Sommerbecher auszulöffeln. Das macht mir Angst. Ich möchte nicht noch weiter abstumpfen und mich dran gewöhnen. Ich lege mein Handy endgültig weg und mache das Licht aus. Jetzt möchte ich einfach nur Ruhe im Kopf. Möchte schlafen. Da ist mir noch nicht bewusst, dass am nächsten Tag wieder mindestens 80 Menschen bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan sterben werden.

Leserkommentare

Marek sagt:
Der 18-jährige hatte selbst Migrationshintergrund, seine Eltern kamen aus dem Iran. Mit der Bemerkung, "dass ein 18-jähriger gezielt Jugendliche mit Migrationshintergrund getötet hat" unter Weglassung der Tatsache, dass er selbst einen Migrationshintergrund hatte, wird hier ein fremdenfeindliches Motiv suggeriert, das es tatsächlich gar nicht gab. Das ist eine merkwürdige Form von Journalismus. Die Vokabeln unserer Zeit haben wir außerdem Muslimen zu verdanken, sind die Täter doch durchweg Muslime. Auch beim Selbstmordanschlag in Afghanistan.
25.07.16
14:19
Maria sagt:
Ja, es geht immer weiter. Gestern Abend gab es einen weiteren Terroranschlag eines Moslems in Ansbach. Die Muslime schweigen bis jetzt dazu. Wenn jemand einer Religion angehört, in deren Namen Menschen ermordet werden (sollen), hat er sich gefälligst zu positionieren. Wenn er dies nicht tut, braucht er sich nicht zu beklagen, dass er ebenfalls verdächtigt wird. Muslime selbst machen das doch vor. Momentan besonders schön zu sehen in der Türkei.
25.07.16
17:12
Maria sagt:
Heute geht es schon wieder weiter. In einer Kirch in Rouen haben zwei Männer (sehr wahrscheinlich Islamisten) während einer Messe Geiseln genommen und mindestens eine Geisel getötet. Der muslimische Horror nimmt kein Ende. Muslime nennen Schmierereien an einer Moschee einen Anschlag, während sie selbst Menschen töten, sogar in der Kirche. Es wird Zeit, endlich rechtliche Schritte gegen Moscheevereine einzuleiten. Sie nutzen die Religionsfreiheit schamlos aus, um Gewalt und Tod zu verbreiten. Das muss ein Ende haben.
26.07.16
12:15
Burak sagt:
@Maria. Ihre Ausführungen sind ja von vorn' bis hinten haltlos, aber eines möchte ich trotzdem besser verstehen. Was meinen Sie bitte genau mit "rechtlichen Schritten gegen Moscheevereine"? Überwachung? Schließung? Aller Moscheen? Nur bestimmter Moscheen?
28.07.16
10:59
Maria sagt:
@Burak: Zunächst meine ich natürlich Überwachung. Natürlich nur verdächtiger Moscheen. Wobei ich sämtliche Moscheen der DITIB und der IGMG für verdächtig halte, da sie doch sehr dem türkischen Staat nahestehen und dieser so versucht Einfluss in Deutschland zu nehmen. Ähnlich wie Fetullah Gülen dies in der Türkei versucht hat. Die Moscheen der Ahmadiyya kann man getrost aus der Überwachung rausnehmen, da mir keine Terroristen aus dieser Richtung bekannt wären. Auch die alevitischen Vereine sind eher unverdächtig. Bei den arabischen Moscheen muss man genauer hinschauen. Was genau soll an meinen Ausführungen haltlos sein? Wollen Sie etwa die Terroranschläge der Muslime bestreiten? Gab es in Frankreich keinen Überfall zweier Muslime auf einen Gottesdienst und dabei die Ermordung des Pfarrers? Hat sich nicht ein Muslim in Ansbach bei einem Konzert in die Luft gesprengt? Ist nicht ein einem Zug nach Würzburg ein Muslim mit einer Axt auf die Fahrgäste losgegangen? Was soll da haltlos sein?
28.07.16
16:23
Manuel sagt:
@Burak: Wie wäre es mit Moscheen die den politischen Islam verbreiten, wie jene von DITIB, der verlängerte Arm Erdogans und seiner AKP-Islamisten, betrieben wird.
28.07.16
17:52
Burak sagt:
"Die Moscheen der Ahmadiyya kann man getrost aus der Überwachung rausnehmen, da mir keine Terroristen aus dieser Richtung bekannt wären." Das heißt im Umkehrschluss, dass Ihnen "Terroristen" aus DITIB und IGMG bekannt sind, weshalb diese beobachtet werden müssten? Ach so. Das wäre ja selbst dem Verfassungsschutz neu. Und wie begründen Sie eigentlich Ihre These, dass ein ausländischer Staat über Moscheen die deutsche Politik aufmischt? Da überschätzen Sie aber die Einflussmöglichkeiten von Moscheen gewaltig. Die Menschen werden gar nicht in den Moscheen politisiert, besuchen Sie mal eine und hören Sie sich die deutschsprachige Predigt an. Politische Diskussionen finden unter türkeistämmigen Migranten beispielsweise viel intensiver in sogenannten Teehäusern statt. Soll der Staat auch diese überwachen? Wenn Sie wollen können wir ja auch direkt die Wohnungen aller "verdächtiger" (= konservativer?) Muslime verwanzen und das Problem im Kern ersticken. Und: Was halten Sie eigentlich vom Vatikan? Stichwort Einfluss.
29.07.16
11:10