Italien

Italienischer Bischof untersagt muslimisches Gebet in Kirchen

In der Toskana hat ein Bischof das Verrichten der Gebete für die muslimischen Flüchtlinge untersagt. Zuvor hatten Priester den Flüchtlingen diese Möglichkeit angeboten.

22
03
2016

Der Bischof der toskanischen Stadt Pistoia hat zwei Priestern untersagt, in ihren Kirchen Gebetsplätze für muslimische Flüchtlinge einzurichten. Christen seien zwar verpflichtet, andersgläubige Menschen aufzunehmen, aber Kirchen seien für die Liturgie und die Begegnung der eigenen Gemeinde bestimmt, teilte Bischof Fausto Tardelli laut der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ (Montag) den betreffenden Priestern mit. Für das Gebet von Muslimen müsse ein geeigneterer Platz gefunden werden.

Die Geistlichen Massimo Biancalani und Alessandro Carmignani hatten dem Bericht zufolge vor, in einem Teil ihrer Kirchen Gebetsteppiche Richtung Mekka auszulegen. Beide engagieren sich auch bei der Flüchtlingshilfe in ihrer Region. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Abraham sagt:
Dass Kirchen nur "für die Liturgie und die Begegnung der eigenen Gemeinde" gedacht wären, ist historisch nicht richtig. Jede Kirche diente jeder Form von Gottesdienst, einschließlich der persönlichen Frömmigkeit. In klassischen Kirchen dienten für private Andachten und Stunden der Einkehr die Seitenflügel und kleinen Altäre. Die Verengung der Funktion einer Kirche auf die Gemeindeversammlung ist eine eher moderne Interpretation, die den gottesdienstlichen Vollzug ausschließlich an die versammelte Gemeinde bindet. Mit dieser verengten Betrachtung verschiebt sich das innenchristliche Verständnis von einer Kirche als Ort der Anbetung und Ehrung Gottes hin zu einer anthropozentrischen Betrachtung, in der die versammelte Gemeinde der Fokus ist. Tatsächlich meint der Bischof hier viel mehr, er wolle keine betenden Muslime in "seiner" Kirche, die Definition des Kirchraumes als etwas, was nur im gottesdienstlichen Vollzug durch die Gemeinde seinen sakralen Charakter gewinnt, ist sachlich falsch.
22.03.16
13:21
Ute Fabel sagt:
Für alle Moslems, die die Entscheidung des Bischofs von Pistoia kritisch sehen, folgende Empfehlung: Am nächsten "Tag der offenen Moschee" könnte man seitens des Islams mit gutem Beispiel vorangehen und Adersgläubige einladen auch ihre religiösen Rituale in den Moscheen zu vollziehen.
22.03.16
13:31
Enail sagt:
Die Entscheidung des Bichofs finde ich auch richtig. Wir beten zur Dreifaltigkeit. Dreifaltigkeit in Kreuzzeichen und Glaubensbekenntnis ... Die Besonderheit des christlichen Glaubens ist der Glaube an den einen Gott in drei Personen. Muslime lehnen Jesus jedoch als Gott ab und sehen in ihm nur einen Propheten. Darum kann ich auch nicht verstehen, warum Muslime in einer Kirche beten sollen oder wollen, in der für sie Ungläubige einen anderen Gott anbeten als sie. Mir käme es nie in den Sinn in eine Moschee zu gehen um zu Jesus zu beten, was mit Sicherheit von den Muslimen auch nicht toleriert werden würde. Beten kann ich überall, dafür brauch ich nicht mal ne Kirche. Irgendwo hört auch für mich Toleranz auf.
22.03.16
19:47
Abraham sagt:
Hallo Ute, Dafür braucht es keinen "Tag der offenen Moschee", eine Moschee steht jedem Menschen offen und es kann dort auch jeder Mensch beten. Gruss, Abraham
22.03.16
22:24
Dunya sagt:
Der Bischof hat vollkommen recht. Es gibt auch im interreligiösen Dialog Grenzen. Zumal er nicht das Gebet grundsätzlich verbietet. Er weißt nur darauf hin, dass die Kirche ein Ort des christlichen Glaubens ist, was auch so geachtet werden muss. Aus muslimischer Perspektive wäre es auch nicht gut, in einer Kirche zu beten. Eine eigene Moschee bzw. ein eigener Gebetsraum für die muslimischen Flüchtlinge sollte eingerichtet werden.
23.03.16
12:47
Manuel sagt:
Ob ein Imam ein christliches Gebet in einer Moschee zulassen würde, das sollten sich die Kritiker hier mal fragen?
23.03.16
12:53
Mehmet sagt:
Ehrlich gesagt frage ich mich gerade wie (wir) Muslime in solch einem Fall handeln würden? Würden wir unsere Moscheen für den christlichen Gottesdienst öffnen? Wobei man wohl nochmal zwischen “individuellen“ und “gemeinschaftlichen“ Gottesdiensten differenzieren müsste. Kennt jemand Beispiele?
23.03.16
12:54
Mohammad Al-Faruqi sagt:
@ Ute Fabel Danke für die etwas wohlfeile Anregung, der Muslime gerne dann nachkommen werden, wenn die Kirchen in ferner Zukunft wegen Überfüllung aus ihren Nähten platzen sollten bzw. keine Kirchen mehr vorhanden sind, weil aufgrund ausbleibender Kirchenbesucher Kirchen geschlossen werden müssen, und damit kein Gebetsplatz mehr für Christen, die ihre Religion Ernst nehmen und praktizieren, zur Verfügung steht.
23.03.16
16:58
Enail sagt:
Als Gläubiger kann man auch zuhause, auf dem Spaziergang, bei der Arbeit, eigentlich immer und überall beten. Dazu brauch ich kein Gebäude, keinen Teppich, oder sonstwas. Trotzdem nehme ich meinen Glauben ernst. Ich trage Gott in meinem Herzen und wenn mir danach ist, trete ich mit ihm in einen innerlichen Dialog. Ich brauche da keine Bestimmungen, die von irgendwelchen Menschen gemacht wurden. Meine freie Entscheidung ist es, wie und wo und wann ich bete. Ich besitze den freien Willen und ich bin mir nicht sicher auf welche Weise man Gott näher ist. Wenn man sich an von Menschen gemachte Vorschriften hält, oder selbst nachdenkt und in sich hineinhört und dabei spürt, dass da jemand ist, zu dem man immer beten kann, wenn man gerade das Bedürfnis hat. Ein wahrer Gott hat es nicht nötig, sei es Christentum, der Islam oder was weiß ich noch, Menschen irgendwelche Vorschriften zu machen. Es wie bei einem Kind. Sinnvoller ist es doch, aus Einsicht und Verstehen gewisse Regeln zu befolgen, als aus Angst vor Strafe. Und so sehe ich es, ist es auch mit dem Glauben. Nicht Vorschriften und Angst vor Strafe sollten der Beweggrund religiösen Handelns sein, sondern innere Überzeugung, dass es einen Gott gibt. Und dazu braucht keinen von Menschen gemachten Schnick-Schnack, wie gesagt, das hat ein Gott nicht nötig, der ja komischer Weise auch noch immer von Männern verbreitet wurde.
03.04.16
23:41