Sigmar Gabriel

„Kulturdolmetscher“ für Integration nutzen

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat Menschen mit Migrationshintergrund aufgerufen, Flüchtlingen als Brückenbauer deutsche Werte zu vermitteln. Sie sollen als „Kulturdolmetscher“ agieren und den Vertriebenen ihre Erfahrungen mitteilen.

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2015
Sigmar Gabriel
SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel © Dominik Butzmann / SPD

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat Menschen mit Migrationshintergrund aufgerufen, Flüchtlingen als Brückenbauer deutsche Werte zu vermitteln. „Wir brauchen Kulturdolmetscher“, sagte der Vizekanzler am Samstag beim Parteitag der baden-württembergischen SPD in Mannheim. Dabei denke er vor allem an Muslime, die eigene – auch negative – Erfahrungen mit der Integration einbringen könnten. Einwanderer benötigten Orientierung statt Beliebigkeit.

Zuvor müsse aber „Klarheit über unseren eigenen Charakter“ hergestellt werden. Verstöße gegen Regeln wie Religionsfreiheit, Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie Akzeptanz von Homosexualität müssten sanktioniert werden. Die Grundrechte gelten für alle Menschen gleich und verbindlich, wie Gabriel betonte. „Das ist, was wir jedem anbieten und auch von jedem einfordern“, unterstrich der Bundesparteichef vor rund 300 Delegierten.

Seiner Ansicht nach kann Deutschland Flüchtlingen großzügig Asyl gewähren, auch wenn nicht jedes Jahr eine Million oder mehr aufgenommen werden könnten. Eine von Parteilinken geforderte Vermögenssteuer zur Finanzierung der Aufgaben lehnte Gabriel aber ab. Auch bekräftigte er, bei Gewährung von Asyl müsse nach Menschen aus Bürgerkriegsgebieten wie Syrien und solchen aus sicheren Herkunftsländern auf dem Westbalkan unterschieden werden. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Amina sagt:
Ich denke das Herr Gabriel niemals einen intelligenteren Beitrag zum Umgang mit Flüchtlingen von sich gegeben hat. Wer Integration nicht nur mit der Forderung nach noch mehr Integration thematisiert sondern auch mit Inhalten und konkreten, praktikablen Methoden anbieten kann, der entschärft die hitzigen Debatten rund um das Thema und schafft endlich einen Weg aus diesem Irrgarten. Was wir in Deutschland allerdings brauchen sind nicht nur Kulturdolmetscher für Flüchtlinge sondern ebenso welche für die einheimische Bevölkerung. Wobei nicht im klassischen Sinne 'gedolmetscht' werden kann bzw. diese Begrifflichkeit suggeriert es gäbe für jede kulturelle Handlung in Dt. eine eins-zu-eins Übersetzung, also das sie von jedem gleich verstanden und aufgenommen werden würde. Es ist doch ein Unterschied ob ich dem Migranten den Status der Schützenkönige in einer Großstadt erkläre oder eher in einer ländlicheren, dörflichen Umgebung. Womöglich werden Flüchtlinge die in irgendeiner Turnhalle o.ä. einer Kleinstadt untergebracht werden auf eine andere Weise das Vergnügen haben auf dieses kulturelle Phänomen zu treffen als bspw. in Köln usw. wo es doch erhebliche lokalspezifische Unterschiede gibt. Nüchtern betrachtet zeugt die Reaktion in Deutschland von einer mangelhaften interkulturellen Kommunikation, die zwar oft gepredigt und Teil des erzieherischen Auftrags der Schülerausbildung darstellt, jedoch in der Realität kaum durch Anwendungsmöglichkeiten oder 'Knautschzonen' erprobt werden kann.
30.10.15
21:40