Muslimisches Begabtenförderungsnetzwerk

Avicenna-Studienwerk startet mit 65 Stipendiaten

Das Avicenna-Studienwerk hat seine ersten 65 Stipendiaten in einer feierlichen Zeremonie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Mehrheit der Stipendiaten besteht aus Frauen. Sie werden künftig finanziell und ideell gefördert.

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In einer feierlichen Zeremonie mit 280 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wurden in Berlin durch das Avicenna-Studienwerk erstmalig 65 ausgewählte muslimische Studierende und Promovierende als Stipendiaten aufgenommen. „Wir sind überwältigt von der positiven Resonanz auf unser Stipendienprogramm. Aus den rund 600 Bewerbungen haben wir 65 besonders außergewöhnliche Persönlichkeiten ausgewählt, Talente aus den verschiedensten Disziplinen und Hochschulstandorten. Es handelt sich primär um Bildungsaufsteiger, auf deren Potenzial diese Gesellschaft hoffen darf“, sagte der Vorsitzende des Studienwerks, Prof. Dr. Bülent Uçar.

„Heute ist ein historischer Tag für unser Land. Wir sind stolz auf unsere Stipendiaten, denn sie bringen nicht nur exzellente Leistungen im Studium, sondern auch aktives ehrenamtliches Engagement mit. Sie sind Multiplikatoren und Visionäre“, fügte Uçar hinzu. Das Avicenna-Studienwerk ist das jüngste der dreizehn vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Begabtenförderungswerke und wird von der Stiftung Mercator gefördert. Bundespräsident Joachim Gauck will die Stipendiaten – die zu über 67% aus Frauen bestehen – am Dienstag (18.11.2014) in Bonn empfangen.

Hinweis auf Bildungspotenzial unter jungen Muslimen

Der Islamwissenschaftler Rauf Ceylan wies mit Blick auf den Start des muslimischen Begabtenförderungswerks auf das Bildungspotenzial unter jungen Muslimen in Deutschland hin. In einem Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (Montag) sagte Ceylan, der auch im Vorstand des Stipendienwerks sitzt: „Immer mehr junge Muslime absolvieren eine gute Schulausbildung. Sie gilt es zu fördern, damit sie den Weg an die Universitäten finden.“ Dies habe sich das Begabtenförderungswerk Avicenna zur Aufgabe gemacht, betonte Ceylan.

Zu den ausgewählten Stipendiaten sagte Ceylan: „Sie bringen fachliche Exzellenz und soziales Engagement mit.“ Der Frauenanteil sei zudem hoch: Mehr als die Hälfte der Stipendien gingen an Frauen. Auch im Vorfeld hätten sich mehr Frauen als Männer für eine Förderung beworben.

Das Stipendienwerk biete nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine ideelle Unterstützung, betonte Ceylan – „ganz ähnlich wie die übrigen Begabtenförderungswerke in Deutschland, an denen wir uns orientiert haben“. Von den Geförderten würde erwartet, dass sie gesellschaftliche Verantwortung übernähmen. „Gleichzeitig bieten wir ihnen die Chance, sich zu vernetzen und schon während des Studiums wertvolle Kontakte zu knüpfen“, hob der Islamwissenschaftler hervor.

Bundesbildungsministerium unterstützt mit 10 Millionen Euro

Das Bundesbildungsministerium stellt bis zum Jahr 2018 etwa 10 Millionen Euro für die Stipendien zur Verfügung. „Die Bundesregierung unterstützt die Begabtenförderung, weil sie eine wichtige Investition in die Zukunft unseres Landes darstellt. Die anstehenden Herausforderungen können nur bewältigt werden, wenn junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen befähigt werden, ihre Talente und Fähigkeiten zu entfalten“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel zum Start der Stipendiaten.

„Dabei nehmen die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Begabtenförderungswerke eine wichtige Rolle ein. Die Landschaft der bisherigen Begabtenförderungswerke wird durch das Avicenna-Studienwerk noch reicher. Mit der Unterstützung des muslimischen Avicenna-Studienwerkes machen wir deutlich, wie wichtig uns Integration ist. Begabte und engagierte muslimische Studierende und Promovierende sollen, wie andere auch, die Chance haben, sich um eine Förderung durch ein Begabtenförderungswerk zu bewerben, das ihrer Religion nahesteht.“

Hintergrund
Avicenna-Stipendiaten werden sowohl finanziell als auch ideell gefördert. Studierende erhalten bis zu 670 Euro und eine Studienkostenpauschale in Höhe von 300 Euro monatlich. Promovierende bekommen 1150 Euro im Monat. Die ideelle Förderung umfasst interdisziplinäre fachliche und fachübergreifende, religionsorientierte Veranstaltungen, die die Teilnehmer u.a. auf die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung vorbereiten sollen.

Das Avicenna-Studienwerk plant zum Wintersemester 2015/16 weitere 80 Stipendien zu vergeben. Die Ausschreibung erfolgt im Frühjahr 2015.

Informationen zum Stipendienprogramm und den Bewerbungsmöglichkeiten finden Sie unter: www.avicenna-studienwerk.de