Religionsrecht

SPD-Politikerin Akgün fordert gleiche Rechte für Kirchen und Islam

Die SPD-Politikerin Lale Akgün fordert die rechtliche Gleichstellung der christlichen und islamischen Religionsgemeinschaften. Sie bestätigt die Aussage der Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Zugehörigkeit des Islams zu Deutschland.

25
02
2015

Die SPD-Politikerin Lale Akgün fordert die gleichen Rechte für Kirchen und muslimische Religionsgemeinschaften. „Entweder werden in nächster Zeit die bestehenden Rechte der christlichen Kirchen beschnitten, oder aber die muslimischen Religionsgemeinschaften bekommen die gleichen Rechte“, so Akgün. Dazu gehörten der Einzug von Kirchensteuern, das Recht auf den Aufbau einer islamischen Wohlfahrtsorganisation sowie das Betreiben von Kitas, Schulen und Krankenhäusern.

Akgün bekräftigte den Satz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) „Der Islam gehört zu Deutschland“. Dies gelte besonders deshalb, weil Deutschland ein religionsfreundlich-säkulares Land sei. Der Schriftsteller Navid Kermani kommentierte die Aussage der Bundeskanzlerin: „Wenn Muslime zu Deutschland gehören, gehört auch der Islam zu Deutschland.“ Muslime sollten aber ein leuchtenderes Beispiel an Barmherzigkeit sein, „die das höchste Gebot des Islams ist“.

Kompatibilität von Islam und Gesellschaft fördern

Der Musiker Ergün Aktoprak wertete den Satz Merkels als Signal dafür, dass auch Muslime ein Teil Deutschlands seien. „Historisch betrachtet kann von einer philosophischen und kulturellen Verwurzelung des Islams hierzulande nicht die Rede sein, eher von dessen Migrations-bedingten Import seit den 1960ern.“ Es reiche nicht, an der „Marke Islam“ zu polieren. Es müsse verstärkt „an der Kompatibilität mit unserer Gesellschaft gearbeitet werden“.

Der Münsteraner Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide fordert die Muslime auf, ihren Beitrag gegen Fundamentalismus und Extremismus zu leisten. „Denn auch sie sind immer stärker von diesen Gefahren betroffen.“ (KNA/iQ)

Leserkommentare

Fatima sagt:
"Es müsse verstärkt “an der Kompatibilität mit unserer Gesellschaft gearbeitet werden”. Was hat das zu bedeuten? Ich finde im Gegenteil, dass Muslime keinesfalls vesuchen sollten, weder uns - und erst recht nicht unsere Religion - mit der kapitalistischen Ausbeutergesellschaft "kompatibel" zu machen..
25.02.15
13:31
Margot sagt:
Wenn der Islam zu Deutschland gehören soll, ist es aber gerade erforderlich, den Islam kompatibel zu machen. Andernfalls gehört er ebensowenig zu Deutschland, wie wir Nationalsozialismus hier haben wollen. Lale Akgün hat wohl nicht verstanden, dass die Kirchensteuer eigentlich die Mitgliedsbeiträge der Kirchenmitglieder sind, die lediglich vom Staat für Rechnung der Kirchen eingezogen und an diese weitergeleitet werden. Es handelt sich keinesfalls um staatliche Zuwendungen an die Kirchen. Und an muslimischen Wohlfahrtsorganisationen, Schulen und Kindergärten wird zur Zeit schon längst, soweit ich weiß, gearbeitet. Wer verbietet denn hier etwas? Auch Krankenhäuser wird es in Zukunft sicher geben. Worum es hier geht ist aber wohl, dass andere dafür bezahlen sollen. Und das geht natürlich gar nicht. Wenn Muslime etwas haben wollen, müssen sie auch schauen, wie sie es selbst finanzieren. Es ist nicht die Aufgabe des deutschen Steuerzahlers, für die Wünsche der Muslime aufzukommen.
26.02.15
16:23
AM sagt:
Die Kirchen werden durchaus auch finanziell gefördert, und zwar durch Staatsleistungen für Dienste, die der Staat den Kirchen überlässt, aber auch durch Steuerbefreiung. Arm sind die Kirchen jedenfalls nicht. S. hier: http://www.islamiq.de/2015/01/04/reiche-und-reichere-kirchen/ Übrigens zu den "deutschen" Steuerzahlern gehören auch muslimische Mitbürger.
26.02.15
17:38
Elvenpath sagt:
Ich finde auch, dass Christentum und Islam gleiche Rechte haben sollten: Nämlich gar keine. Religion ist reine Privatsache.
27.02.15
13:18
Limette sagt:
Richtig, Elvenpath! Die Finanzierung der Bischofsgehälter durch den Staat weckt natürlich Begehrlichkeiten (und andere Privilegien ebenfalls) Kann denn Integration überhaupt gelingen, wenn man nur den religiösen Aspekt sieht und beachtet?
01.03.15
12:09
Sören Asmus sagt:
Das deutsche Staats-Kirchen-Recht ist historisch über Jahrhunderte gewachsen. Nun entwickelt es sich zu einem Religionsverfassungsrecht weiter. Um es aber zu verstehen, muss man endlich einmal lernen: Weder "das Christentum", noch "der Islam" können Rechte haben. Menschen christlichen und islamischen Glaubens haben verfassungsmäßige Rechte, Religionsgemeinschaften, die sich nach dem Vereinsgesetzt oder als rechtliche Person organisieren können ebenfalls Rechte erwerben, haben oder verlieren. Aber Religionen haben keine Rechte... Da die Kirchen aus den Beiträgen ihrer Mitglieder (sog. Kirchensteuer) die Dienste (Krankenhäuser, Pflegedienste, Altenheime, Kindergärten) zusätzlich mitfinanziert, die der Staat an Kirchen und andere (ASB, gemeinnützige Vereine usw.) weitergibt, damit sie überhaupt zustande kommen, ist es gut, dass es die Kirchensteuer gibt. Würde der Staat diese Dienste nicht abgeben, wäre es für ihn sehr viel teurer. Da die Kirchensteuer nur von Kirchenmitgliedern erhoben wird - und die Kirchen dem Staat für diese Dienstleistung auch einiges bezahlen, wird hier von niemandem unberechtigt Geld abgenommen. Das schwierige an diesen Fragen nach "Rechten" und "Privilegien" der Kirchen oder Religionsgemeinschaften ist, dass es eben keine Lösung gibt, wenn man aus dem Bauch heraus reagiert, sondern nur, wenn man sich mit der Realität beschäftigt, die leider etwas komplizierter ist. Am Ende bleibt Integration immer die Frage, ob allen Bürgerinnen eines Landes dieselben Rechte zustehen und zugänglich sind. Staatsbürgerschaft muss hier geborenen Menschen einfach zugänglich sein. Als Staatsbürger diese Landes können wir dann auch die Gesetze entsprechend gestalten.
19.03.15
11:03
cairn sagt:
Der Islam gehört zu Deutschland ? Warum nicht die Muslime. Sind ja nur ein Teil gläubig. Welcher Teil solls denn sein, Schiiten, Sunniten, Sufis ? Kitas sind ja für alle da. Würden sunnitische Kitas für alewitische, israelische, animistische Kinder offen sein ? Hab so meine Zweifel.
24.06.15
3:03