Islamiq
In Kürze wird der erste muslimische Kindergarten in Mannheim in Betrieb gehen. Doch nicht alle sind erfreut über diese Neueröffnung, wie eine Stellungnahme eines CDU-Stadtratmitglieds zeigt.
Fünf Jahre musste die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) auf die Erlaubnis zum Bau und Betrieb eines muslimischen Kindergartens in Mannheim warten. Mitte September dieses Jahres sollte der erste muslimische Kindergarten in Mannheim, „Lalezar“, seinen Betrieb aufnehmen. Fast alle Hürden wurden nach und nach genommen. Im ersten Jahr sollen 40 Kinder im 1700qm großen Komplex betreut werden.
Faruk Şahin, verantwortlich für den Kindergarten, hatte noch vor Kurzem zur bevorstehenden Eröffnung erklärt: „Warum sollten Muslime keinen eigenen Kindergarten haben dürfen? Mit dieser Frage haben wir uns auf den Weg gemacht und nach einer schwierigen Zeit dieses Ziel erreicht.“ Der muslimische Kindergarten nehme seinen Betrieb auch mit Unterstützung der Behörden auf und sei ähnlich wie die evangelischen und katholischen Kirchen zu bewerten, so Şahin.
Die DITIB sicherte ausdrücklich zu, dass die Sprache im Kindergarten deutsch sein werde. Man werde sich zudem der Kontrolle der Behörden unterstellen und auch nach den gültigen Lehrplänen des Landes Kinder betreuen und bilden.
Dass diese Bekundungen nicht überall auf offene Ohren stoßen würden, war vorhersehbar. Denn die Diskussionen in Mannheim haben eine längere Vorgeschichte. Das Vertrauen zwischen den Parteien musste erst in langwieriger Arbeit aufgebaut werden. Heute genießt die DITIB als Träger das weitgehende Vertrauen aller Fraktionen und Parteien in Mannheim. So hatte man sich auch selbstbewusst beim Jugendhilfeausschuss des Gemeinderats um eine Anerkennung des „Vereins zur Errichtung und Erhaltung muslimischer Kindergärten e.V.“ als Träger der freien Jugendhilfe beworben.
Dies lehnte jedoch ein bekannter CDU-Stadtrat ab. So gab Nikolaus Löbel bekannt, dass man sich als CDU-Fraktion gegen eine Anerkennung des Trägers als Träger der Jugendhilfe im Jugendausschuss aussprechen werde. Löbel bezeichnete den muslimischen Kindergarten als Projekt mit falschem Träger am falschen Standort.
Löbel warf den Muslimen vor, sie wollten sich nicht integrieren. Zudem griff er auf islamfeindliche und türkenfeindliche Ressentiments zurück. „Aus dem vielleicht gut gemeinten Ansatz eines muslimischen Kindergartens wird im Alltag ein Kindergarten mit zumeist türkischstämmigen Kindern werden, die unter sich bleiben werden und abweichend von den theoretischen Vorgaben natürlich zumeist Türkisch sprechen werden. Wir laufen integrationspolitisch in die falsche Richtung und keinen interessiert es“, hatte der CDU-Stadtrat in einer Erklärung gewarnt.
Doch die Erklärung und auch die Versuche, das Projekt zu stoppen, kamen zu spät. Der Jugendhilfeausschuss hat wie erwartet mit breiter Mehrheit sein OK zur Anerkennung des Vereins gegeben – auch mit Stimmen und Enthaltungen von CDU-Fraktionsmitgliedern.
Die DITIB Mannheim plant nun nach Informationen der IslamiQ Redaktion die offizielle und feierliche Eröffnung des Kindergartens. Erste Einladungen an Vertreter des Landes und der Stadt wurden bereits verschickt.
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