Gaza-Genozid

Zwei Jahre Genozid in Gaza – Eine Bevölkerung am Rand der Auslöschung

Zwei Jahre nach Beginn der israelischen Offensive in Gaza sprechen UN-Gremien von Genozid. Über 600.000 Palästinenser wurden bisher ermordet – eine Gesellschaft liegt in Trümmern.

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7.Oktober.2023, Leid im Gaza-Krieg © Worldpressphoto / Mohammed Salem, bearbeitet by iQ.
7.Oktober.2023, Leid im Gaza-Krieg © Worldpressphoto / Mohammed Salem, bearbeitet by iQ.

Zwei Jahre nach Beginn der israelischen Militäroffensive auf den Gazastreifen sprechen zahlreiche internationale Organisationen und Beobachteroffen von einem begangenen Genozid. Laut lokalen Gesundheitsbehörden, UN-Daten und unabhängigen Analysen sind seit Oktober 2023 mehr als 600.000 Palästinenserinnen getötet worden – die große Mehrheit Zivilisten, darunter zehntausende Kinder.

Der Gazastreifen, einer der am dichtesten besiedelten Orte der Welt, liegt in Trümmern. Wohnhäuser, Krankenhäuser, Schulen und Wasseranlagen wurden zerstört oder schwer beschädigt. Ganze Familien sind ausgelöscht, viele Überlebende leiden unter Hunger, Krankheiten und Traumata. Die humanitäre Lage gilt als katastrophal.

„Gezielte Zerstörung einer Gruppe“

Eine UN-Untersuchungskommission kam im September 2025 zu dem Schluss, dass Israel „Genozid im Sinne der Völkermordkonvention“ begehe. Der Bericht dokumentiert systematische Angriffe auf Zivilisten, die Blockade lebensnotwendiger Güter und die gezielte Vernichtung der Lebensgrundlagen in Gaza.
„Israel hat Bedingungen geschaffen, die auf die physische Vernichtung der palästinensischen Bevölkerung zielen“, heißt es in dem UN-Dokument.

Auch Amnesty International, Human Rights Watch, Ärzte ohne Grenzen und Dutzende weitere Organisationen bewerten die Lage als Genozid. Amnesty spricht von einer „bewussten Politik der Aushungerung, Zerstörung und Vertreibung“.

Israel weist Vorwürfe zurück

Die israelische Regierung bestreitet die Vorwürfe. Sie betont, die Angriffe richteten sich ausschließlich gegen die Hamas, die am 7. Oktober 2023 den Überfall auf israelische Zivilisten begangen hatte.
Doch die hohen Opferzahlen, die massive Zerstörung ziviler Infrastruktur und die dokumentierten Blockaden von Hilfslieferungen widersprechen dieser Darstellung.

Juristische Experten verweisen darauf, dass das Völkerrecht eine klare Unterscheidung zwischen legitimer Kriegsführung und Völkermord zieht. Entscheidend sei die „spezifische Absicht“, eine Gruppe als solche zu zerstören – und diese Absicht sehen UN-Gremien und zahlreiche Menschenrechtsorganisationen inzwischen als erwiesen an.

Internationale Reaktionen

Einige Staaten, darunter Südafrika, Brasilien, Irland, Bolivien und Malaysia, unterstützen die Klage gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH). Westliche Regierungen zeigen sich zurückhaltender: Während sie humanitäre Hilfe fordern, vermeiden viele die Verwendung des Begriffs Genozid – aus „Rücksicht auf diplomatische Beziehungen“.

Inzwischen wächst jedoch der Druck auf internationale Institutionen, Waffenlieferungen an Israel zu stoppen und Sanktionen zu verhängen. Juristen erinnern daran, dass die Genozidkonvention von 1948 alle Vertragsstaaten zur Prävention und Bestrafung von Völkermord verpflichtet – unabhängig davon, wer ihn begeht.

„Das ist kein Krieg mehr“

Die Zerstörung Gazas ist in Satellitenaufnahmen deutlich sichtbar: Über 80 Prozent aller Gebäude sind schwer beschädigt oder unbewohnbar. Nahezu die gesamte Bevölkerung wurde vertrieben, viele mehrfach. Eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation UNRWA beschreibt die Situation als „vollständige Entmenschlichung“. „Das ist kein Krieg mehr“, sagt sie, „es ist die systematische Vernichtung eines Volkes, in Echtzeit, vor den Augen der Welt.“