Österreich

Muslime fordern ein Ende der islamfeindlichen Politik

Die Islamischen Föderationen fordern ein Ende islamfeindlicher Politik und warnen vor wachsender Verunsicherung unter Musliminnen und Muslimen in Österreich.

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2025
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© shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

Islamische Föderationen in Österreich haben die Bundesregierung und politische Entscheidungsträger scharf für ihre Integrations- und Gesellschaftspolitik kritisiert. Anlass ist das am 18. Dezember 2025 präsentierte „Integrationsbarometer“ des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF).

Muslime in Österreich fordern ein Ende einer aus ihrer Sicht islamfeindlichen Politik und Rhetorik sowie eine Rückkehr zu einem „sachlichen, verantwortungsbewussten und respektvollen Umgang“. Politische Kommunikation trage „eine besondere Verantwortung – insbesondere dann, wenn sie Minderheiten betrifft und das gesellschaftliche Klima nachhaltig beeinflusst“, heißt es in einer Stellungnahme.

Die Vorstellung des Integrationsbarometers habe bei vielen Muslimen „große Besorgnis“ ausgelöst. Statt gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern, würden erneut „pauschalisierende Bilder bedient“ und eine religiöse Minderheit problematisierend in den Fokus gerückt.

Besonders kritisch sehen die Föderationen Fragestellungen, die das „Zusammenleben mit Muslimen“ isoliert thematisieren. Bereits diese Fokussierung transportiere implizite Zuschreibungen und verstärke bestehende Vorurteile. Muslime würden dadurch nicht als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft wahrgenommen, sondern „erneut als gesellschaftliches Problem markiert“.

„Islamfeindlichkeit ist kein Randphänomen“

Muslime seien jedoch „seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil dieser Gesellschaft“ und leisteten wesentliche Beiträge in Bildung, Gesundheitswesen, Wirtschaft, Pflege, Kultur und Ehrenamt. Diese Realität finde in der politischen Kommunikation kaum Niederschlag. Zugleich kritisieren die Föderationen, dass integrationspolitische Verantwortung seit Jahren bei derselben Partei liege, eigene Versäumnisse jedoch kaum benannt würden.

Der Bericht selbst zeige zudem, dass andere Themen die Bevölkerung deutlich stärker beschäftigten: 75 Prozent der Befragten sorgen sich vor allem um steigende Preise für Energie und Lebensmittel, 70 Prozent um Gesundheitsversorgung und Pflege. Diese Probleme würden politisch jedoch weitgehend ausgeblendet.
Vor dem Hintergrund einer seit Jahren belegten Zunahme islamfeindlicher Vorfälle fordern die Föderationen eine staatlich verankerte Erfassung und eine klare politische Strategie dagegen. „Islamfeindlichkeit ist kein Randphänomen, sondern ein wachsendes gesellschaftliches Problem“, heißt es.

Österreichs Regierungspartei ÖVP empört mit Islam-Posting

Am Rande der Debatte hatte ein Social-Media-Posting der ÖVP zum Integrationsbarometer Kritik ausgelöst. Am Wochenende hatte die ÖVP in Sozialen Medien einen Beitrag unter ihrer „Null-Toleranz“-Kampagne veröffentlicht. Auf einer der Infografiken ist in Großbuchstaben auf schwarzem Hintergrund zu lesen: „Wusstest du, dass zwei Drittel das Zusammenleben mit Muslimen als schwierig empfinden?“ Dabei verweist die Regierungspartei auf eine Untersuchung des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF).

Koalitionspartner SPÖ und NEOS distanzierten sich, Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) verteidigte den Beitrag als Wiedergabe einer wissenschaftlichen Untersuchung.

Muslime und Katholiken kritisieren ÖVP

Mit Sorge blicke man auf „Tonfall und Wirkung der öffentlichen Kommunikation von höchsten politischen VerantwortungsträgerInnen“, schreibt die IGGÖ in einer Erklärung vom Montag. Es gebe eine „spürbare Zunahme feindlicher Rhetorik“ sowie von Drohungen und Angriffen auf religiöse Einrichtungen. Auch die Ergebnisse des Integrationsbarometers zeigten, dass Musliminnen und Muslime in Teilen der Bevölkerung zunehmend negativ wahrgenommen würden.

Die Katholische Aktion Österreich (KAÖ) erklärte: „Wer pauschal Angehörige einer Religionsgemeinschaft mit der Ablehnung unserer demokratischen Werte in Verbindung bringt, betreibt Spaltung.“ So etwas von einer Partei zu lesen, „die sich selbst gerne als Vertreterin christlicher Werte darstellt, ist sehr schmerzhaft“, schreibt Präsident Ferdinand Kaineder in einer „Weihnachtsbotschaft“ der Katholischen Aktion. (KNA, iQ)