Schweiz

Verherrlichung von Völkermörder – Bosniakische Moschee mit Hassbotschaft beschmiert

Ein Graffiti mit der Aufschrift „Ratko Mladić Heroj“ an einem bosniakischen Zentrum in Oberentfelden sorgt für Entsetzen – wenige Tage nach dem Srebrenica-Jahrestag. Die Polizei ermittelt.

19
07
2025
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Symbolbild: Ratko Mladiić © Anadolu Images, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Ratko Mladiić - "Held" für rechtsextreme Attentäter © Anadolu Images, bearbeitet by iQ

Mitten in der Nacht wurde am Gemeinschaftszentrum der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken in Oberentfelden ein schockierendes Graffiti entdeckt: In großen Lettern steht dort „Ratko Mladić Heroj“. Der Schriftzug, der sich auf den für den Genozid von Srebrenica verurteilten Kriegsverbrecher bezieht, sorgt für Empörung – und möglicherweise für strafrechtliche Konsequenzen.

Der Vorfall geschah in der Nacht auf Freitag. Die Schmiererei ziert die Außenwand eines Zentrums, das seit seiner Eröffnung im Jahr 2006 als religiöser und kultureller Treffpunkt der bosnischen Community im Aargau dient. Dass ausgerechnet dieser Ort zum Ziel einer politischen Provokation wird, lässt viele fassungslos zurück.

„Das ist schlimm, sehr schlimm“

„Das ist schlimm, sehr schlimm“, sagt Mirsad Mujadžić, Präsident der Gemeinde, im Gespräch mit der Aargauer Zeitung. In fast zwei Jahrzehnten habe man nie einen solchen Angriff erlebt. „Das ist kein Kinderstreich – wer so etwas schreibt, weiss genau, was er tut“, betont Mujadžić. Dass es auch in der Schweiz Personen geben könnte, die einen Völkermörder verehren, sei für ihn ein ernüchternder Schock: „Wir wollen mit diesem Extremismus nichts zu tun haben.“

Der ehemalige General Ratko Mladić war maßgeblich verantwortlich für den Genozid von Srebrenica im Juli 1995, bei dem mehr als 8’000 bosniakische Männer und Jungen systematisch ermordet wurden. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) verurteilte ihn 2017 wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft.

Verherrlichung von Kriegsverbrecher hat folgen

Die Verherrlichung eines solchen Täters könnte rechtliche Folgen haben: In der Schweiz kann das öffentliche Gutheissen von Völkermord oder anderen schweren Verbrechen als Verstoß gegen Artikel 261bis StGB (Rassendiskriminierung) gewertet werden – ein Offizialdelikt, das auch ohne Anzeige verfolgt wird. Die Kantonspolizei Aargau hat Kenntnis vom Fall, ein möglicher Strafantrag werde derzeit geprüft.

Das Graffiti wurde mittlerweile mit einem Tuch verhängt. „Damit niemand diese Botschaft sehen muss“, sagt Mujadžić. Die Wand soll so bald wie möglich neu gestrichen werden.

Brisant: Der Zeitpunkt des Vorfalls fällt nur wenige Tage nach den 30. Jahrestag des Srebrenica-Genozids am 11. Juli. Ein Zufall scheint ausgeschlossen – vielmehr dürfte es sich um eine gezielte Provokation handeln, die an eine der dunkelsten Stunden Europas erinnert.