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Freitagspredigten

„Was in Moscheen gepredigt wird, hat mit Hass nichts zu tun“

Eine aktuelle Studie analysiert Freitagspredigten. Im Gespräch erläutert Dr. Jörn Thielmann, warum die Inhalte alltagsbezogen sind und weshalb das öffentliche Bild häufig an der Realität vorbeigeht.

29
05
2025
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Jörn Thielmann im Interview zu Freitagspredigten in Moscheen © Shutterstock / FAU EZIRE, bearbeitet by iQ.
Jörn Thielmann im Interview zu Freitagspredigten in Moscheen © Shutterstock / FAU EZIRE, bearbeitet by iQ.

IslamiQ: Herr Dr. Thielmann, die neue Studie zeigt, dass sich Freitagspredigten in Deutschland eher mit Alltagsthemen als mit politischen Inhalten befassen. Hat Sie dieses Ergebnis überrascht?

Dr. Jörn Thielmann: Nicht wirklich, da ich seit vielen Jahren immer wieder sehr verschiedene Moscheen besuche und Freitagspredigten höre, türkische, arabische und deutsche. Allerdings haben wir uns in unserem Projekt explizit mit dem islamischen Mainstream beschäftigt, denn wir wollten wissen, was in der großen Mehrheit der Moscheen gepredigt wird. Also in denen, wo die meisten Muslime freitags hingehen. Es gibt natürlich auch radikale, extremistische Moscheen, in denen problematisch gepredigt wird. Das darf man nicht verschweigen.

Wir haben am FAU EZIRE vor einigen Jahren eine entsprechende Untersuchung in salafistischen Moscheen in Bayern durchgeführt. Mein Kollege Dr. Mahmoud Jaraba hat darüber ein Buch geschrieben. Und diese Freitagspredigten waren wirklich darauf aus, Spaltung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen, auch gegenüber andersdenkenden und anderslebenden Muslimen in Deutschland herbeizuführen. Aber solche Moscheen sind, glücklicherweise, die Ausnahme.

IslamiQ: Wie erklären Sie sich die Diskrepanz zwischen der öffentlichen Wahrnehmung von Freitagspredigten und den tatsächlichen Inhalten, die Sie analysiert haben?

Thielmann: Seit Jahrzehnten ist die Rede von Hinterhofmoscheen, in denen Hass und Desintegration gepredigt werde. Dadurch sind natürlich Bilder entstanden, die sich, siehe die gerade angesprochenen radikalen Moscheen, auch leicht belegen lassen. Nur entsprechen diese Bilder nicht der Wirklichkeit in der überwiegenden Mehrheit der Moscheen in Deutschland. Da der Islam – und damit auch die Muslime – oft als problematisch, wenn nicht per se als Problem gesehen und dargestellt wird – assoziiert mit Gewalt und Terror (die es ja leider gibt, oft mit Muslimen als ersten Opfern), und nur schlechte Nachrichten gute Nachrichten sind, ist es schwer, unproblematische, alltagsweltliche Normalität in die Öffentlichkeit zu vermitteln. Daher die Diskrepanz.

IslamiQ: Sie haben die Freitagspredigten dreier islamischer Religionsgemeinschaften in Deutschland untersucht. Wie homogen oder unterschiedlich sind die Botschaften, die dort vermittelt werden? Was unterscheidet sie voneinander, was haben sie gemeinsam?

Thielmann: Untersucht haben Dr. Serdar Aslan, mein Mitarbeiter, und ich die im Internet veröffentlichten Freitagspredigten der DITIB (hier geht das Predigtarchiv bis 2011 zurück), von der IGMG (das ist das größte Bestand, der bis 2003/2004 reicht), sowie vom VIKZ (die zwar auch schon früher Freitagspredigten veröffentlicht haben, deren aktuell zugänglicher Bestand aber erst 2022 startet). Insgesamt sind das mehr als 2.000 Predigten. Darüber hinaus haben wir noch kleinere Bestände gesammelt.

Die Analyse zeigt große Gemeinsamkeiten: Alle versuchen zunächst allgemein, eine islamische, religiös-ethische Haltung zu vermitteln. Da alle genannten Verbände im sunnitischen Islam hanafitisch-maturidischer Prägung beheimatet sind, haben sie hier natürlich sehr ähnliche Positionen. Da geht es geht es um grundlegende religiöse Dinge, z.B. um die Bedeutung von Festen oder des Ramadans. Oder um die Sorge für andere Menschen, um respektvollen Umgang miteinander, um Geduld und Freundlichkeit usw. Alle rufen zudem zu Integration, zu gesellschaftlichem Engagement – für die ganze Gesellschaft, nicht nur für Muslime! – und zu Frieden auf.

Recht ähnlich sind sich die Predigten auch im Sprachduktus, der stark vom Türkischen und von türkisch-geprägten Sprachbildern bestimmt ist und ein wenig steif und förmlich wirkt. Hier wäre für uns eine gewisse „Entschlackung“ wünschenswert, um vor allem jüngere Menschen besser erreichen zu können. Unterschiede gibt es inhaltlich in Bezug auf Abstraktion und Konkretheit: DITIB und VIKZ predigen meist eher genereller und abstrakter, die IGMG öfter sehr konkret, z.B. bei Umweltschutzthemen.

IslamiQ: Inwieweit spiegelt sich in den Freitagspredigten das gesellschaftliche Umfeld der muslimischen Gemeinden in Deutschland wider?

Thielmann: Diskriminierung und Muslimfeindlichkeit werden, zwar unterschiedlich deutlich, von allen benannt und zu Geduld im Umgang mit Provokationen durch muslimfeindliche Gruppen aufgerufen. Kein Hass als Reaktion auf Hass, ist der Tenor. Natürlich spiegeln sich auch die gesellschaftlichen Debatten über den aktuellen Krieg in Gaza in den Predigten wieder. Das Existenzrecht Israels wird dabei nicht in Frage gestellt, auch nicht grundsätzlich das Recht Israels, sich gegen Terror zu wehren.

Jedoch wird nachdrücklich das Einhalten des humanitären Völkerrechts und der Schutz der Zivilbevölkerung gefordert, eine Haltung, die nun ja auch u.a. Bundeskanzler Merz einnimmt, bei der aber viele Muslime – und darauf spielen auch manche Predigten an – sich alleine gelassen gefühlt haben und fühlen. Um aber auf Ihre Frage positiver zu enden: Der Kampf gegen den Klimawandel und das Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit des Lebensstils, der so viele in Deutschland beschäftigt, ist auch immer wieder Gegenstand der Predigten, flankierend zum praktischen Engagement in etlichen Moscheen.

IslamiQ: Was wünschen Sie sich von Medien und Politik im Umgang mit der muslimischen Predigtkultur in Deutschland?

Thielmann: Kurz und knapp: Fairness! Medien und Politik sollten anerkennen, was islamische Predigten für den gesellschaftlichen Frieden, für das fürsorgliche Miteinander und für die ethische Bildung in Deutschland leisten. Und das dies in der Mehrheit der Moscheen geschieht.

Das Interview führte Muhammed Suiçmez.