Studie

Migrantenverbände brauchen besseren Zugang zu Politik

Migrantenorganisationen sind wichtig für Politik und Gesellschaft. Einer aktuellen Studie des SVR zufolge müssen diese aber strukturell gefördert werden, damit sie besseren Zugang zu Fördermitteln erhalten.

01
12
2020
Integrationsbeiräte und Migranten, Politik© Shutterstock, bearbeitet by iQ
Integrationsbeiräte und Migranten, Politik© Shutterstock, bearbeitet by iQ

Migrantenorganisationen sind wichtige Wegbereiter für die gesellschaftliche Teilhabe, haben aber oft keine ausreichenden Möglichkeiten, sich in der Politik zu beteiligen. Das ist ein Ergebnis einer Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Autoren der Studie regen daher an, die Verbände besser zu unterstützen und sie auch an der Erarbeitung von Integrationskonzepten verstärkt zu beteiligen.

Behörden haben laut der Untersuchung erkannt, wie viel die Organisationen etwa durch Übersetzung, Begleitung bei Behördengängen oder Beratungen leisten. Zwar gebe es in vielen Kommunen angegliederte Integrationsbeiräte, ihr oft ehrenamtliches Engagement stoße aber oft an Grenzen. Zudem seien sie nach eigenen Aussagen an aktiver Gestaltung der Politik kaum beteiligt. Entsprechend müssten Menschen mit Migrationshintergrund wie auch die organisierte migrantische Zivilgesellschaft einen besseren Zugang zur allgemeinen politischen Vertretung erhalten.

Zugleich verweisen die Autoren auf Beispiele für eine gelungene Repräsentation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Gremien und Ämtern. So seien Migrantenorganisationen an der Entwicklung des Nationalen Aktionsplans für Integration beteiligt. Auch wird die Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen (BKMO) im Stiftungsrat der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt vertreten sein.

Migrantenverbände auf dem Weg zur Professionalisierung

Der Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Markus Kerber, betonte, aus seiner Sicht sei die Entwicklung der Migrantenorganisationen hin zu Dachverbänden „alternativlos“. Er sehe bei den Verbänden einen „Prozess der Professionalisierung“. Besonders seit 2015 habe sich die Agenda durch die Fluchtmigration noch einmal massiv verändert und die Verbände hätten die Aufgabe angenommen, sich um die Integration der Geflüchteten zu kümmern.

Als positives Beispiel für eine fortschreitende Professionalisierung der Verbände nannte Kerber, dass der Koordinationsrat der Muslime (KRM) noch vor den Kirchen und den jüdischen Vertretern bei ihm gemeldet hätten. Mit Blick auf den Ramadan hätten sie bereits erste Vorschläge für Hygienekonzepte gemacht. Auch an der Erarbeitung des Maßnahmenkatalogs der Bundesregierung zum Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus, der in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, hätten sich Migrantenverbände eingebracht.

Laut Sachverständigenrat waren an der Untersuchung mehr als 700 Migrantenorganisationen beteiligt, davon mehr als 120 mit muslimischen Angeboten. (KNA, iQ)

 

Leserkommentare

Aliya Bettina Maier sagt:
Wie bei allem such Frauenquoten und Trägerkultur im allgemeinen: Es braucht weder Religionsvertretungen, Quoten oder Extraregelungen, denn das impliziert Ungleichheit! Auf dem direktem Weg dorthin, wo man sich beteiligen WILL! 🙏🏻💪🏻
02.12.20
0:22