Nach Macrons Rede

Pariser Polizei stürmt Moschee während Koranunterricht

Die Polizei in Paris hat bei einer Razzia eine Moschee durchsucht. Gefunden wurde nichts. Ein Tag vorher kündigte Macron einen härteren Umgang mit Muslimen an.

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10
2020
Polizei in Frankreich © shutterstock, bearbeitet by iQ.
Polizei in Frankreich stürmen Moschee © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Vergangenen Samstag stürmte die Polizei die Omar-Moschee im 11. Bezirk von Paris. Zum Zeitpunkt der Razzia mit 15 Polizisten befanden sich mehrere Schüler und Lehrer in der Moschee. Diese besuchten den wöchentlichen Koranunterricht.

Der Vorsitzende der französischen islamischen Vereinigung für Glaube und Praxis, die Dachorganisation der Omar Moschee, Hamadi Hammami, erklärte, dass die Schüler aufgrund der Polizisten in Panik geraten seien. Den Grund der Razzia konnte er nicht nachvollziehen. „Wir sind eine Vereinigung, die seit mehr als 40 Jahren besteht und die Werte der Republik nie bedroht haben“, so Hammami.

Polizei: Nur Mängel im Brandschutz

Die Generaldirektion der Pariser Polizei teilter über Twitter mit, dass die Spezialeinheit für den Kampf gegen Islamismus keine Hinweise zum „Islamismus“ gefunden habe, sondern nur Mängel im Zusammenhang mit dem Brandschutz.

Hammami sagte, dass die jüngste Rede des französischen Präsidenten Emmanuel Macron der Grund für die Razzia war. Frankreich will verstärkt gegen Radikalisierung vorgehen. Ein entsprechendes Gesetz solle Anfang Dezember im Kabinett besprochen werden, kündigte Staatschef Emmanuel Macron am Freitag in Les Mureaux rund 40 Kilometer nordwestlich von Paris an. 

Der 42-Jährige sagte, es gehe hauptsächlich um den Kampf gegen den „radikalen Islamismus“. Dieser versuche, im Land eine Parallelgesellschaft mit anderen Werten zu errichten. Macron kündigte an, es werde künftig einfacher für die Behörden sein, Vereine aufzulösen. „Wir müssen bis zum Ende gehen.“

Macron hat eine Chance verpasst

„Die Rede von Emmanuel Macron ist Wasser auf die Mühlen von Islamfeinden. Der Staatspräsident hat leider eine Chance verpasst – und Schaden angerichtet“, erklärt der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Kemal Ergün, in einer Pressemitteilung. Niemand habe etwas dagegen, dass Probleme beim Namen genannt werden. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, wenn der Staatspräsident nicht mit pauschalen Unterstellungen hantiert und Einzelfälle nicht derart hochstilisiert hätte, als handele es sich um flächendeckende Probleme.

„In der Rede zu kurz gekommen ist demgegenüber die mangelnde Chancengleichheit der muslimischen Bürgerinnen und Bürger im Land. Wie Studien belegen, gibt es in Frankreich ein massives Rassismusproblem. Musliminnen und Muslimen werden in zahlreichen Bereichen des Lebens systematisch ausgeschlossen“, so Ergün weiter.

Es bleibe zu hoffen, dass die angekündigte Gesetzesvorlage nicht an dem Tenor der Rede haften bleibe, sondern auch die mangelnde Chancengleichheit und den institutionell verankerten Rassismus im Land in den Blick nehme. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Der Satz unter dem Titel des Artikels ("Ein Tag vorher kündigte Macron einen härteren Umgang mit Muslimen an") stimmt nicht. Erfreulicherweise wird das dann im Artikel korrigiert. Macron kündigte ein härteres Vorgehen gegen den radikalen Islam / Islamismus an. Und das ist in Frankreich durchaus notwendig. Frankreich hat seit Jahren akute Probleme mit radikalisierten Muslimen. Ich denke, die Terroranschläge auf das "Bataclan" und "Charlie Hebdo" dürften auch den friedlichen Muslimen noch in Erinnerung sein. Da ist es durchaus zumutbar, dass sich einige Koranschüler bei einer plötzlichen Razzia mal kurz erschrecken. Nicht Präsident Macron hat eine Chance vertan, sondern die französischen Muslime. Die Äußerung des Vorsitzenden der IGMG ist mal wieder typisch für Reaktionen von muslimischer Seite. Man begibt sich in die Opferhaltung und spricht relativierend und verharmlosend von "Einzelfällen." Leider hat Frankreich hinsichtlich radikaler Muslime schon lange sehr viele "Einzelfälle." Wohl nichts gegen den Schreck, den die Journalisten bei "Charlie Hebdo" und die Gäste des "Bataclan" empfunden haben müssen.
08.10.20
11:51
Johannes Disch sagt:
"Institutionellen Rasssismus" beklagt der Vorsitzende der IGMG. "Institutioneller Rassismus" ist eine beliebte neumodische Wortschöpfung, oft verwendet von scheinbar Benachteiligten, ohne zu fragen, ob sie vielleicht selbst einen Anteil an dieser Benachteiligung haben. Wohlgemerkt: Ich bestreite nicht, dass es institutionellen Rassismus gibt und dass er auch Muslime benachteiligt, sowohl bei uns in Deutschland und auch in Frankreich. Nur wird "institutioneller Rassismus" häufig ebenso unlauter instrumentalisiert wie die Vokabel "Islamophobie.", um von den realen Mißständen abzulenken. Es ging in der Rede Macrons aber nun mal nicht um Benachteiligung (von Muslimen), sondern um das in Frankreich virulente Problem des radikalen Islam.. Und hier würden die französischen Muslime gut daran tun, dieses Problem gemeinsam mit den Franzosen zu bekämpfen, statt reflexartig auf angebliche oder tatsächliche Benachteiligungen zu verweisen.
08.10.20
14:44
Johannes Disch sagt:
Einen "Weckruf für Deutschland", nennt Ahmad Mansour in einem Artikel im "Cicero" Macrons jüngste Rede über das Problem des erstarkenden Islamismus in Frankreich. Es bleibt zu hoffen, dass eer gehört wird. Wahrscheinlich wird man sich aber eher an Thomas Bauers "anderer Geschichte des Islam", an der "Ambiguitätstoleranz" im Islam orientieren-- die dieser aus der arabischen KLyrik ableiten zu können glaubt--- , wird damit das Problem relativieren und sich beruhigt in den Schlaf singen.
08.10.20
14:51
Kritika sagt:
L.S. Als vorbeugende Verbrechungsbekämpfung ist es leider erforderlich, das Getue in Moscheen ständig zu beobachten. In Freiburg, stehen oder standen von den 5 Moscheen nicht weniger als 4 unter Beobachtung durch den Verfassungsschutz ( Quelle : Badische Zeitung ) Und das sicher nicht, um aufzupassen, dass keine KopftuchFrau durch -Tuchentfernen - zu einer Normal aussehenden Frau aufgewertet wird. - Wenn auch nur rein äusserlich - Gruss, Kritika.
08.10.20
16:11
Johannes Disch sagt:
Man sollte vielleicht den Hintergrund von Macrons Rede nicht vergessen: Wenige Tage vor seiner Rede wurde nahe der ehemaligen Redaktionsräume von "Charle Hebdo" ein islamistischer Terroranschlag verübt. Angesichts dieser Umstände zu behaupten, Macrons Rede würde Islamfeindlichkeit fördern, ist geradezu infam. Macron benennt nur eine Tatsache, nämlich den wachsenden Islamismus in Frankreich.
08.10.20
22:51
Ethiker sagt:
Macron nutzt den Islam für ein politisches Kalkül. Die Schäden Frankreichs an Nordafrika und den Staaten in Al Shams sind bis heute beträchtlich und die Mehrheit der Menschen wollen keinen Liberalismus oder Kapitalismus in ihren Stuben. Nur durch den Islam war die Befreiung gegen die sklavische Unterdrückung Frankreichs möglich. Macron will das radikal ändern. Er und seine Genossen sind die Radikalen und Extremisten. Ein Islam nimmt begrenzt Einflüsse auf, wird aber nicht alle Prinzipien aufgeben, das sollte nach all den gescheiterten Versuchen endlich respektiert werden. Muslime wollen in Ruhe gelassen werden, das wird aber durch den dauernden Einfluss des Kapitalismus und Liberalismus nicht geduldet und wird radikal weitergeführt. Radikal sind diejenigen, die in Mali Uran an sich reißen und Diktatoren in ihren ehemaligen Kolonialgebieten unterstützen. Macron will Muslime zwingen einen französischen Lebensstil zu folgen den viele Muslime ablehnen und sich nicht aufzwingen lassen wollen. Sie lehnen ab: Alkohlkonsum, Freizügigkeit des Körpers samt Ekstase, Verletzung der Intimssphäre in Form von Pornographie und Reduzierung der Frau auf ein Sexualdienstobjekt, derbe Sprache und das Fehlen von Zurückhaltung. Die Muslime zwingen niemand zu etwas die liberalen kapitalistischen Gesellschaften zwingen ihren Lebensstil aber als normal den Muslimen auf und sind damit gegen Vielheit. Deutlich wird das, wenn Muslime den liberalen kapitalistischen Weg einschlagen mit Freizügigkeit Pornographie und Prostitution, Alkohol- und Drogenkonsum, Kriminalität akzeptieren. Mit einer Schadenreude verbunden mit Häme wird der Muslim oder die Muslima verächtlich ausgelacht. Nicht im Sinne des Guten, sondern im Sinne der eignen Überlegenheit will man das eigne Weltbild Muslimen aufzwingen und jene erniedrigen. Das wird nicht auf langerer Sicht erfolgen. Nein es gilt den Islam und seine Akteure nicht weiter zu bedrängen, denn das ist in den letzten Jahrhunderten bis heute zu Genüge getan worden mit Konsequenzen für unschuldige Menschen auf der ganzen Welt.
09.10.20
12:43
Bea McL sagt:
Eines würde ich gerne wissen: wenn Europa Muslime so sehr drangsaliert, diskriminiert und unterdrückt, warum gehen dann nicht wenigstens die Hardcore-Gläubigen in ihre, bzw. die Heimat ihrer Vorfahren zurück? Dort leben Frauen strikt von Männern getrennt, kleine Mädchen und junge Frauen wissen von Kindesbeinen an wo ihr Platz ist, und sollten sie aufbegehren verheiratet man sie oder bringt sie halt um. Wir hier in Europa leben, lieben, tanzen, singen, schwimmen und arbeiten zusammen. Wem das nicht passt, dem steht es frei Europa zu verlassen und in eines der 57 überwiegend muslimisch geprägten Länder zu gehen. Bleibt hier und lebt ohne Eure permanenten Forderungen mit uns oder haut ab. Sorry, aber das musste mal raus.... Inshallah und Amen!
09.10.20
19:30
grege sagt:
und schon sind wir wieder beim Thema Opfermythos, wonach wieder nur andere für die desolate Lage des Islams verantwortlich sind. Wenn Muslime, insbesondere solche mit ausländischem Migrationshintergrund, die westliche Lebenskultur ausschließlich mit Dekadenz gleichsetzen, können sie doch wie mein Vorredner in ihre Herkunftsländer auswandern und dort ihren ach so tollen Islam ausleben. Aber derzeit erleben wir in Sachen Migrationsbewegung eine Einbahnstraße in genau die entgegengesetzte Richtung. Nach Deutschland sind in den Jahren abertausende Muslime eingewander, wie der Bosnien, Kosovo u. Syrienkonflikt offenbaren. Vor dem Hintergrund grenzt die Aussage an einem beängistigendem Ausmaß von Wahrnehmungsverzerrung, dass Muslimen die Segnungen westlicher Lebenskultur aufgezwungen wird. Das Gegenteil ist der Fall, letztere zieht jene magisch an, wenn Muslime scharenweise das Mittelmeer überqueren und Aufenthalte in muslimisch geprägten Staaten wie Libyen eher als temporäre Zwangslösung hinnehmen.Abgesehen davon herrschen in muslimischen Staaten mit nahezu fehlender sozialer Infrastruktur geradezu kapitalistische Verhätnisse, während hier in Deutschland auch muslimischen Flüchtlingen die Leistungen des Wohlfahrtsstaat zustehen. Muslimen merkt man eine Mixtur aus Neid und Frust über die desolate Situation ihrer Religion an, was natürlich die Suche nach Sündenböcken erleichtert.
09.10.20
20:48
Realshakur sagt:
Leute was faselt ihr den herum es wurde ein Unterricht mit Kindern gestürmt sogar bewaffnet in Europa das Archipel der Bildung hust ich bin sprachlos
10.10.20
10:27
grege sagt:
Die Funktionäre der Islamverbände sowie Islamiq.de pflegen mal wieder die ach so typische Doppelmoral: Angeblich islamfeindliche Vorkommnisse werden in diversen Berichten und Stellungnahmen als flächendeckendes Phänomen gebrandmarkt, während der islamische Terrorismus und Extremismus als Einzelfälle kleingeredet werden. Auch hier kann man eine perfekte Überleitung zum Opfermythos finden.........
10.10.20
11:40
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