Leben und Tod

Fehlgeburt: „Allah nimmt und Allah gibt“

Eine Schwangerschaft ist in den meisten Fällen ein Grund für große Freude. Doch manchmal kommt es anders. Im IslamiQ-Interview erklärt Frauenärztin Houaida Taraji wie Musliminnen mit dem Thema Fehlgeburt umgehen.

03
11
2019
Symbolbild: Fehlgeburt © shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Fehlgeburt © shutterstock, bearbeitet by iQ

IslamiQ: Was genau ist eine Fehlgeburt?

Houaida Taraji: Es gibt zwei Formen der Fehlgeburt. Einmal gibt es den „spontanen Abort“, der durch eine Blutung, also einem spontanen Abgang des Embryos stattfindet. Dies bedeutet, dass sich die Frucht (Embryo) von der Gebärmutter löst und von alleine abgeht, was nicht mehr aufzuhalten ist. Die zweite Form der Fehlgeburt ist der „verhaltene Abort“. Die Frucht stirbt in der Gebärmutter, kann aber von alleine nicht abgehen und muss dann durch eine „Ausschabung“ entfernt werden.

IslamiQ: Was ist der Unterschied zwischen einer Fehlgeburt und einer Todgeburt?

Taraji: Die Fehlgeburt ist das vorzeitige Ende der Schwangerschaft vor der 24. Schwangerschaftswoche, wobei das Geburtsgewicht des Kindes unter 500 Gramm liegt. Bei einer Totgeburt wiegt das Kind mindestens 500 Gramm und verstirbt im Mutterleib oder während der Geburt. Das ist ca. ab der 22. Schwangerschaftswoche. Ab der 22. Woche und wenn das Kind 500 Gramm wiegt muss die Frau das Kind (meistens) auf natürlichem Wege entbinden. Der Geburtsvorgang wird dann durch künstliche Wehen eingeleitet. Das ist natürlich schmerzhaft, sowohl körperlich als auch seelisch. Ein Kaiserschnitt kommt in den häufigsten Fällen nicht in Frage, da man die Frau nicht unnötigen körperlichen Belastungen aussetzen möchte. Auch ist es nach einer natürlichen Entbindung einer Todgeburt immer leichter noch einmal schwanger zu werden. Ein „künstlicher“ Eingriff ist oft mit einem Risiko verbunden. Die Frau erholt sich in der Regel schneller und besser nach einer natürlichen Geburt.

Eine Geburt ist auch aber auch zugleich immer eine Erneuerung für den Körper. Die Frau kann, sofern es keine gesundheitlichen Komplikationen gibt, nach einer Todgeburt wieder ein Kind austragen. Ob das Kind davor tot oder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung auf die Welt gekommen ist, spielt keine Rolle. Sofern keine genetischen Erkrankungen vorhanden sind, kann eine Frau immer nach solch einem Ereignis ein gesundes Baby auf die Welt setzen.

IslamiQ: Als Notfallverhütungsmittel wird die „Pille danach“ verwendet. Wie wirkt die Pille und ist sie islamisch unbedenklich?

Taraji: Die Funktion der „Pille danach“ ist es, den Eisprung zu verschieben. Sie verhindert nicht die Einnistung des Embryos, sondern lediglich die Verschiebung des Eisprunges. So kann das Ei nicht befruchtet werden. Fälschlicherweise wird oft geglaubt, dass die Frucht (Embryo) mit der „Pille danach“ abgetrieben wird. Das ist nicht der Fall. Es kommt erst gar nicht zu einer Befruchtung. Wenn man jedoch schon den Eisprung hatte, wirkt die „Pille danach“ auch nicht.

Islamisch gesehen ist es unbedenklich diese Methode anzuwenden. Es ist wie die „normale Pille“. Alles was die Schwangerschaft „kontrolliert“, ist erlaubt. Dazu gehören alle Verhütungsmittel. Auch der Gedanke, dass die Pille islamisch nicht begründbar sei, wird nicht mehr vertreten. Alle Verhütungsmethoden sind erlaubt. Und das Wissen dazu ist bei fasst all meinen muslimischen Patientinnen vorhanden.

IslamiQ: Bei einer Fehlgeburt wird entweder der Fötus mit Hilfe von Medikamenten auf natürlichem Wege ausgeschieden (Blutung) oder operativ ausgeschabt. Welche Methode ist islamisch eher vertretbar?

Taraji: Beide Methoden sind islamisch vertretbar, da es sich um einen unumgänglichen Vorgang handelt. Das Medikament kann nur bis zur sechsten Woche angewandt werden. Ab der sechsten Woche muss der Embryo „ausgeschabt“ werden. Natürlich ist es immer am gesündesten, wenn der Embryo durch eine Blutung ausgeschieden wird, da ein äußerlicher Eingriff die Frau körperlich immer mehr belastet als der natürlichere Weg. Aber wenn der Embryo nach der sechsten Woche nicht überlebensfähig ist, das Herz nicht mehr schlägt, muss er ausgeschabt werden. Wenn dies nicht geschieht, wird die Mutter durch den verstorbenen Embryo vergiftet. Im schlimmsten Fall kann die Frau an den Folgen sterben. Dies ist jedoch nur selten der Fall, da eine Fehlgeburt sehr schnell erkannt wird. Sei es durch eine Blutung bei der Frau, Schmerzen oder während einer ärztlichen Untersuchung. Dann wird auch relativ schnell eingegriffen und gehandelt.

IslamiQ: Ab wann sollte ein Fötus islamisch bestattet werden? Und wie läuft das ab?

Taraji: Eine Tod- bzw. Fehlgeburt ist erst ab einem Gewicht von 500 Gramm bestattungspflichtig. Bestattungspflichtig bedeutet, dass die Bestattung vom Fötus rechtmäßig und ordnungsgemäß von einem Bestattungsinstitut durchgeführt werden muss. Jedes Baby, das im Mutterleib verstorben ist, wird nach islamischem Recht rituell gewaschen, parfümiert und in drei weiße Baumwolltücher eingekleidet. Das muslimische Totengebet wird allerdings nur bei den Tot- und Fehlgeburten durchgeführt, die einige Lebenszeichen nach der Geburt von sich gegeben haben wie z. B. Weinen, Schluckauf, Schreien usw.

IslamiQ: Wie sehen Sie als muslimische Ärztin den Status eines ungeborenen Kindes?

Taraji: Nach islamischem Glauben gehören gestorbene Kinder, Totgeborene sowie Fehlgeburten ins Paradies. Am Tag der Auferstehung werden die Menschen von ihren Gräbern auferweckt und die Kinder werden im Zustand der Kindlichkeit und Jugend sein. Sie werden für ihre Eltern Fürsprache halten, damit auch sie, durch Allahs Barmherzigkeit den Kindern gegenüber, in das Paradies eingelassen werden. So wird es uns Muslimen vermittelt, und daraus schöpfen wir Hoffnung. Ein Verlust ist nicht immer gleich ein Verlust. Denn der Schöpfer weiß es am besten, und was er gibt, das kann er auch wieder nehmen.

Leserkommentare

Kafira@walectra.com sagt:
Liebe Leser, Emanuel Schaub schreibt: " die Mutter der 2.jährigen Sahrah , der ich am "Allerheiligen" ein kl.Kerze ans Grab stellen durfte.. ist mittlerweilen.(Sarah wäre jetzt 20 Jahr... immer noch nicht getröstet!!! " Auch wir haben auch Kinder, daher lieber Emanuel Schaub, kann ich mir die Gefühle der Sarah-Mutter sehr gut vorstellen. Dem Sarah-Vater wird es wahrscheinlich ähnlich gehen. Ich würde lebenslang eine Wut auf dem ' Nehmer ' haben, z.B.im Falle, dass ein 'Raser' meine Sara getötet hätte. Wenn ich glauben würde, dass Allah "Nehmen" kann und das diesmal auch getan hat, würde ich aus der "Muslimische Kirche" austreten und Kafir werden. Uns ist dies Schicksal zum Glück erspart geblieben. Einstein glaubte "God does not Play dice " Er war wohl der letzte und grösste Naturwissenschaftler, sich noch vorstellen konnten dass Gott auch noch die geringste Rolle auf Erden, im Sonnen System, in unserer Galaxy und im Universum spielen könnte. Alle folgende superweise Wissenschaftler wissen, dass Gott eine MährchenFigur ist. Dafür gehen alle Natur wissenchaftler davon aus, dass nicht Gott sondern der Zufall existiert.
13.11.19
0:16
Kafira sagt:
Emanuel Schaub schreibt: " die Mutter der 2.jährigen Sahrah , der ich am "Allerheiligen" ein kl.Kerze ans Grab stellen durfte.. ist mittlerweilen.(Sarah wäre jetzt 20 Jahr... immer noch nicht getröstet!!! " Auch wir haben auch Kinder, daher lieber Emanuel Schaub, kann ich mir die Gefühle der Sarah-Mutter sehr gut vorstellen. Dem Sarah-Vater wird es wahrscheinlich ähnlich gehen. Ich würde lebenslang eine Wut auf dem ' Nehmer ' haben, z.B.im Falle, dass ein 'Raser' meine Sara getötet hätte. Wenn ich glauben würde, dass Allah "Nehmen" kann und das diesmal auch getan hat, würde ich aus der "Muslimische Kirche" austreten und Kafir werden. Uns ist dies Schicksal zum Glück erspart geblieben. Einstein glaubte "God does not Play dice " Er war wohl der letzte und grösste Naturwissenschaftler, sich noch vorstellen konnten dass Gott auch noch die geringste Rolle auf Erden, im Sonnen System, in unserer Galaxy und im Universum spielen könnte. Alle folgende superweise Wissenschaftler wissen, dass Gott eine MährchenFigur ist. Kafira
13.11.19
0:27
Kritika sagt:
Lieber Herr Harousch, Im Gegensatz zu ihrem Nachredner zeigen Sie, dass es durchaus möglich ist, rational und manierlich auf den Beitrag von Frauenärztin Houaida Taraji -- und auch auf meinen Post -- zu reagieren. Der Ausdruck "Naturgesetze " impliziert, ( nimmt es dann als gegeben an), dass es einen " Gesetzgeber " zumindest gegeben hat ( Da bereits viele Geber irdischer Gesetzte gestorben sind, könnte der Himmlische Gesetzgeber ebenfalls nicht mehr leben ) oder zumindest keine Gesetze mehr 'geben' ) Aus diesem Grunde verwenden Wissenschaftler lieber den neutralen Begriff " Eigenschaften der Materie " Wohlwissend, dass sich in der Torecellischen Röhre, oberhalb der Hg -Säule keine Materie, ausserQuecksilber dampf mehr befinden kann. Dennoch ist auch diese NichtMaterie in der Lage, Licht zu transportieren. Spizen-Natur-Wissenschaften brauchen keine Götter um die Natur zu Erklären. sie wissen, dass kein Gott Natur, Menschen und Kosmos geschaffen hat oder betreibt. Die Hypothese, ein (1 ) Gott hätte seine Finger im Spiel gabt, führt schnurstracks zum Paradoxum, dass wenn 1 Gott es Geschäft hat ( z.B Jawe Zeus die Mondgöttin Allah der Liebe Gott,) sich High-Himself, durch eigener Kraft, entstehen zu lassen , zu 'Booten', ( Der Begriff Booten in der PC-Welt bezieht such auf den Fehlschluss, man könne durch heftiges Ziehen an den Stiefeln (Boots ) sich selber aus dem Murast entheben, hoch kommen.) - - - Falls es also 1 Gott es geschafft hat zu entstehen, zeigt das dass die Bedingungen für das Entstehen eines Gottes prinzipiell irgendwann gegeben waren. Vieviele Götter zu der Zeit entstanden sind, wissen wir nicht; einige, der der Inkas, der Ägypter, der alten Griechen bestehen heute nicht mehr. Logischerweise steht daher keiner der ' überlebten ' Götter: Jehova Allah, der liebe Gott, einen Alleinschöpfungs-Anspruch zu. Gruss, Kritika.
16.11.19
1:13
Johannes Disch sagt:
@Kafira (13.11.0:27) -- "alle superweißen Wissenschaftler wissen, dass Gott eine Märchenfigur ist." (Kafira) Falsch! Gott ist nicht Gegenstand der empirischen Wissenschaft.
16.11.19
23:02
Kafira sagt:
Verehrter Herr Disch, " superweiß " wären ' meine ' Wissenschaftler, wenn sie zunächst bei 60° dann im zweiten Waschgang bei 90° mit Persil gewaschen wären. Das habe weder ich geschrieben noch Sie gemeint. Es gehört zu meinen Schwächen, selber Deutschfehler en Mass zu produzieren, mich dennoch über solche fast fehlerfreier Deutschschreiber zu freuen. Sie schreiben: Falsch! Gott ist nicht Gegenstand der empirischen Wissenschaft. Es ist >10 Jahre her, da kontaktierte eine Christliche Bruderschaft in den USA ein ebensolches Hospital um folgenden empirischen Versuch durchzuführen:
23.11.19
12:00
Kafira sagt:
- - - durchzuführen: Das Hospital sucht Patienten aus, die an einer ernsten Krankheit leiden: Heilungsschance zwischen 0 und 100%, meistens 50%. Davon werden 3 gleichwertige Gruppen A, B, C gebildet. Alle Gruppen werden weiterhin wie gewohnt medisch identisch terapiert. Die Brüder bekommen eine (1) Namensliste der ( B +C ) Patienten, um für die zu beten, was sie auch andächtig tun. B Patienten wissen nicht, dass für sie gebetet wird, den C Patienten wird es bekannt gegeben, sie wissen es. Und wie geht das Göttlich- empirische Experiment aus? So wie Sie und ich gedacht hatten. C Patienten weisen eine nachweisbare Verbesserung auf, A und B Patienten sind schlechter denn C. aber gleich. Den all um bekannten Nachweis des Placeboëffektes werden Sie sagen; ich auch. Die Bruderschaft war sehr enttäuscht, Gott wurde nicht gefragt, ob Er Gegenstand eines wissenschaftlichen Versuches sein möchte. Gruss, Kafira
23.11.19
12:45
Reality sagt:
@Kafira Ich weiss nicht ob das dein echter Name ist, jedenfalls passt der Name zu deiner Aussage. Denn dein Name steht für „ungläubig“. Der Ursprung der Medizin findet sich in Ägypten und beruht auf islamische Überlieferung. Bitte setz dich mit diesem Thema mal aus, bevor du die Rückständigkeit der islam beherrschten Länder ansprichst. Aufgrund diverser extern geführten Kriege fehlt es an Infrastruktur und Bildungseinrichtungen, weshalb der Fortschritt in den islamischen Ländern gehemmt wurde. Mach dich bitte schlau.
14.02.21
2:57
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