Berlin

Gründungsdirektor: Beirat für neues Islam-Institut „konstruktiv“

Der Beirat hatte die Besetzung von fünf der sechs Professuren bestätigt. Das der sechste Vorschlag noch nicht behandelt wurde, sei terminlichen Gründen geschuldet, so der Gründungsdirektor Michael Borgolte.

25
09
2019
Islam-Institut an der Humboldt Universität in Berlin
Islam-Institut an der Humboldt Universität in Berlin © mjaysplanet auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Der Gründungsdirektor des neuen Berliner Instituts für Islamische Theologie, Michael Borgolte, hat die Kritik am Beirat zurückgewiesen. Von den sechs Berufungsvorschlägen für die Professuren habe das Gremium fünf akzeptiert, sagte Borgolte im Interview des „Tagesspiegel“ (Mittwoch). Dabei handelt es sich um „Islamische Religionspädagogik und praktische Theologie“, „Islamisches Recht in Geschichte und Gegenwart“, „Islamische Philosophie und Glaubensgrundlagen“, „Islamische Ideengeschichte der postklassischen Periode (1200-1800)“ sowie „Vergleichende Theologie in islamischer Perspektive“, wie die Humboldt-Universität (HU) mitteilte.

Dass der Beirat den sechsten Vorschlag noch nicht behandelt habe, sei terminlichen und keinen sachlichen Gründen geschuldet. Das Institut nimmt zum Wintersemester 2019/20 an der Humboldt-Universität (HU) seinen Lehrbetrieb auf.

Als verbandsunabhängige Vertreter gehören dem Gremium auch die Islamwissenschaftler Jamal Malik (Universität Erfurt) und Schirin Amir-Moazami (Freie Universität Berlin) an. „Die Erwartung, dass die unabhängigen Vertreter ihre wissenschaftliche und religiöse Kompetenz einbringen können, ist voll erfüllt worden“, sagte Borgolte. Zur konstruktiven Atmosphäre hätten als Vertreter der HU auch deren Vizepräsidentin Eva Ines Obergfell und der evangelische Altbischof Wolfgang Huber beigetragen.

Der Gründungsdirektor betonte, dass den Studierenden kein Nachteil entstehe, weil noch keine Berufung abgeschlossen ist. Der Lehrbetrieb beginne mit drei Gastprofessoren, von denen zwei jeweils auf dem ersten Platz der Berufungslisten stünden und ihre Rufe bereits erhalten hätten. Sie stünden aber noch in Verhandlungen mit der Universität.

Nach Angaben Borgoltes sind es Serdar Kurnaz, der islamisches Recht lehrt, und Mohammad Gharaibeh, der Islamische Ideengeschichte unterrichtet. Wenn alle sechs nominierten Kandidaten ihre Rufe annähmen, würden es vier Männer und zwei Frauen, jeweils zur Hälfte erfahrene und jüngere Professorinnen und Professoren. Eine Bedingung für sie sei, dass sie auch mit anderen Theologien kooperieren, hob Borgolte hervor. Zum Wintersemester startet an der HU auch ein neues Institut für Katholische Theologie. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Salim Spohr sagt:
Hat der Beirat des Berliner Institutes für islamische Theologie (BIT) bei seiner Zustimmung zur Besetzung von „Professuren“ auch diejenige eingeschlossen, die sich „Islamische Philosophie und Glaubensgrundlagen“ nennt, müssen bei einigen Lesern dieser Nachricht die Alarmglocken in schrillster Weise geklungen haben. Denn wahr ist, daß es eine „islamische Philosophie" nicht nur nicht gibt, sondern aus leicht einsehbaren Gründen gar nicht geben kann. Weil Philosophie ihrem Selbstverständnis nach antritt, alle sich der Vernunft stellenden Fragen auch allein mit den Mitteln der Vernunft zu lösen und dies die grundsätzliche Ablehnung von Offenbarung beinhaltet, kann es, da Islam wesentlich auf Offenbarung beruht, so etwas wie "islamische Philosophie" nicht geben. Erweist sich eine "Islamische Philosophie" bei näherem Zusehen also als die schiere Unmöglichkeit eines hölzernen Eisens, so würde das nicht für eine "Philosophie des Islams" gelten. Sie wäre als ein Spezialfall von Religionsphilosophie durchaus möglich. Nur gilt hier eben, daß das dann eine rein philosophische Angelegenheit wäre und "Philosophie" heißen könnte, weil diese der Chef im Hause wäre, also höher als die Religion stünde, die ihr bloßes Objekt ist. Das erinnert mich an ein Interview, das vor ein paar Jahren Muhammad Sameer Murtaza unter dem Titel “Nur das geprüfte Leben ist es wert, gelebt zu werden“) gegeben hatte, worin er eine Unterscheidung dreier Wege – Philosophie als Dienerin des Islam, beide gleichwertig, Philosophie steht höher – in die Diskussion einführte, eine Kasuistik indes, die von der Sache her nicht einleuchtet und nur als die Folge eines unklaren Ansatzes verständlich wird. Der Fehler lag darin, daß er den Grundbegriff der Philosophie zu Beginn nicht sorgsam genug bestimmt hatte, wenn anders er hätte sehen können, daß es eine grundsätzliche Implikation von Philosophie ist, alle Fragen, die die Vernunft sich stellt, auch allein mit deren Mitteln zu beantworten. Sich mit Murtaza "Philosophie als Dienerin" auszudenken, verfehlt dabei klar den Eigensinn des Begriffs dieser stolzen Disziplin. Und es ist, wie Immanuel Kant einmal erklärt hatte, im übrigen auch keine Bereicherung der Wissenschaften, wenn man ihre Grenzen ineinanderfließen läßt, sondern bloß deren „Verunstaltung". Und so wird man, wenn die Sache im Prinzip nicht richtig durchdacht ist, in der Folge unter dem Titel einer „islamischen Philosophie“ nur einen zusammengestoppelten Mischmasch an Verschiedenem, eine Accervatio von Beliebigkeiten erwarten können, an deren Schluß es dann weder Islam noch Philosophie mehr gibt und der Autor aufhört, Islamwissenschaftler zu sein, ohne dsß er deshalb Philosoph geworden wäre. Den Beweis für die Schieflache seiner Theorie hatte Murtaza schon im Titel des ganzen Interviews geliefert, wo es heißt: "Nur das geprüfte Leben ist es wert, gelebt zu werden" – Selten nur habe ich einen so abwegigen Satz gelesen, erscheint er doch als Ausdruck eines hybride auftretenden Verstandes in Verbindung mit dem einer beklagenswerten Ängstlichkeit dem Leben gegenüber. Mit Heidegger gesprochen, würde es darauf hinauslaufen, daß das blasse "betrachtende Bestimmen" sich anmaßt, das zu prüfen, dessen "defizienter Modus" (Heidegger) er ist, des “Besorgens“. Da gilt es, genau umgekehrt darauf zu beharren, daß alle theoretische Prüfung durch die "Herren Metaphysici, diese Begriffsalbinos" (so nennt Nietzsche die Philosophen) sich vor dem Leben selbst zu rechtfertigen habe. Niemand maße sich an, auf theoretischem Wege das Leben selbst zu prüfen! Daß ein in sich unmöglich Ding wie „islamische Philosophie“ im Begriff ist, durch das BIB nun so etwas wie eine höhere akademische Weihe zu erhalten, ist wohl ein weiteres Zeichen dessen, wie sehr es mit allem den Bach runtergeht. Da sollte man dann, statt Islamwissenschaften zu studieren, doch vielleicht besser versuchen, Zimmermann zu werden.
25.09.19
23:05
Emanuel Schaub sagt:
Nun gibt es ja eigentlich auch den Ausdruck "Katholische Philosophie", ich vermute jeder Philosoph geht von seiner Weltanschauung aus an den Gegenstand Philosophie. heran. Jeder Atheist(ihm oft genug vorgehalten auch ein Abart ...?Religion zu sein oder Freidenker... haben nicht ohne diese Gebundenheit "philosophieren" können. Ausserdem gibt es... wohl kaum ein Definitions Monopol was unter dem Begriff subsumiert werden dürfe oder eben auch nicht. Wenn Vernunft die Verbindung von Verstand und Gefühl ist, dann sagt sie einem eigentlich ,dass alles oder sehr vieles von Philosophie ...als wahr verkündigt wird ,schon nach 1 ,2 Generationen belächelt wird. Wie übrigen auch die Einlassungen M.Heideggers... gruß emanuel
26.09.19
12:22
Salim Spohr sagt:
Ja klar, Emanuel – und Gruß zurück –, wird das Wort in verschiedenem Gebrauch geführt, ich glaube aber nicht, daß es notwendig ist, sich in obigem Zusammenhang mit der "Philosophie von IBM" oder dem zu beschäftigen, was dem geschätzten Elvis vorschwebt, wenn er "Thats my philosophy" singt. Der Begriff dessen nämlich, was seit und mit Platon, Descartes, Kant, Heidegger und Wittgenstein beispielsweise den Namen "Philosophie" trägt, ist keineswegs so beliebig, wie du es dir vielleicht vorstellst. Im übrigen akzeptiere ich nicht, wenn jemand so nebenbei "Einlassungen M. Heideggers" belächeln läßt. Denn was er fabriziert hat, waren keine "Einlassungen", sondern kraftvolle Beiträge zu einer Neuordnung der Weltgeschichte der Philosophie, Beiträge, die noch heute auf der ganzen Welt, sogar in China, akribisch studiert werden.
27.09.19
2:30
Brad Lewis sagt:
Welchen Stellenwert soll "islamisches Recht" in Europa denn haben? Gibt es auch ein "christliches Recht" oder "hinduistisches Recht? Kennen wir ein "buddhistisches Recht" oder "jüdisches Recht"? Die islamische Scharia-Justiz wird ja in Religionsdiktaturen despotisch durchgesetzt. Diese angeblich einem Mann vor 1.400 Jahren in einem "Erleuchtungszustand" geoffenbarten, teilweise barbarischen Islam-Rechtsregeln müssen nicht an deutschen Universitäten gelehrt werden. Sie können nur kritisch hinterfragt und entsprechend gesetzlich für bedeutungslos oder unwirksam erklärt und notfalls verboten werden. Manche befürchten ja eine schleichende Unterwanderung der Hochschulen durch eine politische Islam(un)kultur, die überall immer mehr (mit)bestimmen will. Beim TV-Sender Arte gibt es jetzt eine neue Dokumentation zu sehen: "Katar: Millionen für Europas Islam". Tausende von vertraulichen Whistleblower-Dokumenten sprechen Klartext und decken fast Unglaubliches auf.
28.09.19
14:01
Emanuel Schaub- sagt:
Salim ! Das mit dem "Belächeln" meinte ich als von mir stammend resp.wertend gemeint! Sondern als Zitat über die kaum verständliche "Privatsprache" von Herrn Heidegger ,die i ihm von Englischen Phiolosophen vorgehalten wird. Unzu Thema Akzeptanz in der ganzen Welt ,ich kenne den Dialog von Heidegger mit einem Japaner über die Sprache..(so wie mit vielen Themen gilt auch hier :wenn "man" sich auf den Duktus resp.Niveau einer Privatsprache ...einlässt ,gerät man leicht in den Sog drselben und meint zu verstehen ,was vielleicht gar nicht so Verstandes gemäss ist.. Ein wites Feld ,so ja auch von Anfang an war Herr Hegel als neuer Prophet der Philosophie und als Scharlan derselben angesehen.(Hegelei Vorwurf Schopenhauers) Von Verdikt "Shizophrenie Dr.Trehers ganzu schwigen oder differenzierter vielleicht von Dr.Kurt Port als mit Äquvokationen Blendender pseudo Philosophierender bezeichnet... Übrigens hat Hans Albert mir mal bestätigt ,dass man schon auf den Verdacht der Geistes-gestörtheit kommen könne. Und zweie Philosophie Prof.meinten die "Phänomenlogie " voller unverständlicher Sätzen abqualizieren zu können. Kurz die PHILOSOPHIE gibt es wohl nicht . gruß emanuel-
30.09.19
11:57
Victoria sagt:
Zu Brad Lewis: selbstverständlich gibt es auch in den anderen Religionen eine spezifische (relig.) Rechtssprechung. So lehren die beiden Kirchen ihr jeweiliges Kirchenrecht an den Universitäten, wie z. B. an der Uni Potsdam, wo es sogar das Institut für Kanonistik (kath.) gibt. Ebenso gibt es ein jüdisches Recht, die Halacha, das ebenfalls an den Unis in den entsprechenden Studiengängen gelehrt wird. Das ist also kein Spezifikum des Islams!
30.09.19
13:41