Das Ramadan-Journal

Ramadan: Lästige Fragen und die richtige Antwort

Der Ramadan ist auch immer der Monat der lästigen Fragen und Diskussionen. Ist es gesund, oder nicht. Unsere Autorin kennt diese Fragen auch und hat die richtige Antwort gefunden: es gibt keine.

21
05
2019
Ramadan-Journal
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Ich muss zu meinem Erstaunen und zu meiner Freude sagen, dass ich in diesem Jahr noch nicht sehr viel über den Ramadan mit Skeptikern sprechen musste. Tatsächlich habe ich mich eher theoretisch mit diesen typischen und immer wiederkehrenden Fragen beschäftigt, die eigentlich eher Konfrontation als Interesse darstellen, als ich im beruflichen Kontext über den Ramadan schrieb. So hatte ich genügend Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, wie man gute Antworten geben könnte, würden einem diese typischen Fragen gestellt. Besonders beachtlich fand ich dabei die Ausführungen zu dem wahrscheinlich umstrittensten Phänomen im Ramadan: den Verzicht auf Wasser über ungefähr 16 Stunden.

In den letzten Jahren hatte ich immer die Standardantwort, dass der Mensch drei Tage lang ohne Wasser leben kann und dass wir nur 16 Stunden aushalten müssen. Das hat eigentlich auch ganz gut funktioniert. Als Kommentar kam dann natürlich dennoch, dass das aber trotzdem nicht gesund sein kann. Seit meinen Recherchen zum Fasten von Wasser, kann ich aber auch diesem Argument etwas entgegenhalten. So stieß ich nämlich bei meinen Recherchen auf das Phänomen des Trockenfastens! Es ist eine Fastenform, bei der neben Nahrung auch gänzlich auf Flüssigkeit verzichtet wird. In Intervallen von 12 bis 36 Stunden! Diese Art des Fastens ist weder neu noch ausschließlich unter Muslimen verbreitet. Vielmehr kommt sie in ganz verschiedenen Kulturen und Regionen der Welt vor. Studien haben die gesundheitlichen Vorteile des Trockenfastens bereits erwiesen und auch eine neue Studie aus Deutschland ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Trockenfasten sich gut auf die Gesundheit auswirken kann.

Leben und leben lassen

So traf ich dann auf dem Spielplatz doch auf eine ältere Frau, die dem Fasten sehr kritisch gegenüberstand. Sie ist eigentlich Jüdin, isst aber Schwein und feiert Ostern, weil ihr Mann russisch-orthodox ist. Sie hat also nicht wirklich etwas mit Religion zu tun, aber Fasten findet sie jedenfalls verrückt. Woraus sie auch keinen Hehl macht. So erklärte ich ihr, warum das Fasten eigentlich nicht verrückt, sondern richtig gesund sein kann, indem ich ihr die biochemischen Prozesse der Zellen im menschlichen Körper beim Fasten erläuterte, die ich für meinen Artikel recherchierte. Sie hielt mich daraufhin für eine Biologin, überzeugen konnte ich sie damit aber dennoch nicht. Ich erklärte ihr also, dass es mir total gut geht und ich mich fit fühle. In meinem Beruf als Redakteurin wäre das ja auch kein Problem, erwiderte sie, anders würde es aber doch mit hart arbeitenden Menschen aussehen. Das müsste dann jeder für sich entscheiden, entgegnete ich und wollte die Diskussion auch nicht weiterführen. Ich wusste, dass ich sie eh nicht überzeugen konnte. Auch sie war mit ihren Gedanken schon wieder ganz woanders. So merkte ich nur an: “Jedem das seine. Leben und leben lassen.” Und das Thema war durch.

Das angenehme an der Situation war, dass ihre Tochter, meine gute Bekannte, mich in meiner Aussage bestätigte und sich für die Intoleranz ihrer Mutter entschuldigte. Außerdem war noch meine andere Spielplatz-Freundin dabei, die ebenfalls fastet und somit auch angesprochen war. Ich war also nicht alleine und das macht viel aus! Angenehm war auch, dass diese Frau mich zwar nicht verstehen wollte, gleichzeitig aber nicht feindselig mir gegenüber war. Ich hatte zwar das Gefühl, dass sie mir nicht richtig zuhörte und das auch nicht wollte, aber ich fühlte mich nicht wirklich angegriffen von ihr. Ich habe mich nicht besonders über sie geärgert. Thema erledigt.

Menschen mit Neuem überraschen

Generell versuche ich aber auch lieber, den Menschen die spirituelle Ebene des Fastens näherzubringen, wenn ich vom Ramadan erzähle. Es sei denn, das Gespräch bezieht sich explizit auf den Aspekt der Gesundheit. Denn im Grunde geht es im Ramadan nicht in erster Linie um Gesundheit, auch wenn dies laut Überlieferungen einen Aspekt des Fastens im Ramadan ausmacht. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass man aufgeschlossene Menschen sogar sehr damit beeindrucken kann, wenn man ihnen von den inneren Aspekten des Fastens erzählt. Denn viele Menschen kennen den Islam nur als Religion der Regeln und Verbote, die sich auf das zwischenmenschliche Miteinander beziehen. Zu erwähnen, dass es keine übergeordnete, menschliche Instanz gibt, die die Einhaltung des Fastens überprüft, sondern dass alleine die Hingabe vor Gott uns fasten lässt, ist essentieller Bestandteil dieser Aufklärungsarbeit und eröffnet viele Türen in so einem Gespräch.

Den Ramadan selbstbewusst leben und erklären

Was mich aber ehrlich gesagt stört ist, wenn Muslime vor laufender Kamera erzählen, dass es im Ramadan darum ginge, durch den Verzicht auf Essen und Trinken empathiefähiger zu werden und somit an die Armen und Notleidenden Menschen zu denken. Mag sein, dass Fasten dies bewirkt, aber es ist ein schöner Nebeneffekt, nicht der eigentliche Sinn des Fastens im Ramadan. Und diese Aussage vermittelt meines Erachtens nach ein ganz falsches und viel zu kurz gefasstes Bild vom Ramadan. Denn im Ramadan geht es um so viel mehr als um den Verzicht auf Essen und Trinken, auch wenn dieser am offensichtlichsten ist. Was genau es für einen selber bedeutet, muss wohl jeder für sich selber herausfinden. Und jeder sollte versuchen, diese Bedeutung auch zu kommunizieren. Denn das Fasten im Ramadan ist nichts, wofür wir uns schämen müssen oder für das wir uns rechtfertigen sollten. Nein, wir sollten selbstbewusst davon erzählen, wie gut er uns tut!

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. " Denn viele Menschen kennen den Islam nur als Religion der Regeln und Verbote," Sagt Frau Debora. Sie, verehrte Debora haben zwar einige harmlose Merkmale genannt aber entscheidende Eigenschaften der Ideologie Islam unterschlagen: Merkmale, die jeder mit gesundem Menschen-Gedächtnis sofort mit dem Islam in Verbindung bringt: Islamische Terror Islamische Vergewaltigung Islamischer Mord. Haben Sie 9/11 und Sri Lanka schon vergessen? Gruss, Kritika
22.05.19
1:04
Stéphanie sagt:
@ Kritika Irgendwie habe ich den Eindruck, dass die verehrte Person Kritika nicht ganz so up to date ist. Gerade zu Ihren genannten Beispielen wie 9/11 und Sri Lanka gibt es interessante Forschungsergebnisse. False flag operation lässt grüßen oder sollte ich lieber als Anregung James Bond Filme empfehlen, die nicht weit weg von unserer Realität sind. Sich z.B. mit Historikern wie Dr. Daniele Ganser zu befassen, ist auch immer goldrichtig. Frischen Sie Ihr Wissen auf bzw. erweitern Sie Ihren Horizont, Sie werden aus dem Staunen nicht mehr heraus kommen. Promis!
24.05.19
2:59
Brad Lewis sagt:
Meine Vorrednerin will wohl vom Unschuldslamm Islam faseln? Absurder, grotesker und realitätsferner denn je geht es nicht mehr. Mir scheint, eine Art sanfter Absurdistan-Weltblick greift immer mehr um sich. Der Historiker Dr. Daniele Ganser hält hervorragende Vorträge. Der Politologe Hamed-Abdel Samad aber auch, z.B. über den islamischen Faschismus.
25.05.19
17:42