Studie

Migration war wichtiges Thema vor der Bundestagswahl

Migration war vor der Bundestagswahl im September 2017 regelmäßig ein Thema bei ARD und ZDF. Das gilt laut einer Studie besonders für das TV-Duell und die Wahlsendungen, weniger für die Talkshows.

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04
2019
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Screenshot: Talkshows - Maischberger und Co. © Youtube, bearbeitet by iQ.
Screenshot: Talkshows - Maischberger und Co. © Youtube, bearbeitet by iQ.

Vor der Bundestagswahl 2017 war Migration in der Berichterstattung bei ARD und ZDF einer aktuellen Studie zufolge einer der dominierenden Themen. Bei den 56 untersuchten Sendungen wie Politikmagazinen, Dokumentationen und Talkshows im Monat vor dem Wahltag lag der Themenbereich Arbeit/Familie/Soziales mit einem Anteil von 15 Prozent der Sendezeit vorn, Migration mit 12 Prozent auf Platz zwei, knapp vor Außenpolitik mit 11 Prozent.

Das sind Ergebnisse einer Untersuchung der Medienwissenschaftler Marc Liesching und Gabriele Hooffacker von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig, die die Otto Brenner Stiftung in Frankfurt am Dienstag veröffentlichte. Die Stiftung hatte die Studie „Agenda-Setting bei ARD und ZDF?“ in Auftrag gegeben.

Vor der Wahl spielte Migration keine große Rolle

Beim TV-Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD), der quotenstärksten Sendung des Jahres, sah das anders aus: Rund ein Drittel der Sendezeit (34 Prozent) habe sich dem Thema Migration gewidmet, dagegen seien es nur zusammen 15 Prozent für die Bereiche Arbeit/Familie/Soziales, Steuern/Finanzen und Wirtschaft/Verkehr/Bau gewesen, so die Wissenschaftler. In den übrigen Wahlsendungen wie „Klartext, Frau Merkel!“ hatte Migration zwar einen geringeren Anteil (20,86 Prozent), war der Studie zufolge aber das wichtigste Thema.

Das gilt genauso für die fünf meistgesehenen der untersuchten Sendungen – mit einem Anteil von gut einem Fünftel (21,8 Prozent) der Sendezeit. Dazu zählten neben dem TV-Duell vier Talksendungen wie „Anne Will“ oder „Hart aber fair“. In allen Polit-Talksendungen im Monat vor der Wahl war der Studie zufolge allerdings Außenpolitik das am häufigsten diskutierte Thema mit einem Anteil von mehr als einem Fünftel (22,35 Prozent). Migration lag bei den Talkern deutlich dahinter auf Platz sechs (8,79 Prozent).

„AfD wurde bundestagsfähig gemacht“

Die Untersuchung macht keine Aussagen dazu, inwieweit die Berichterstattung die Entscheidung der Wähler beeinflusst hat. Nach der Bundestagswahl im September 2017 war die Kritik laut geworden, ARD und ZDF hätten Themen wie Migration überdurchschnittlich viel Platz eingeräumt.

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, kritisierte 2018, die Polit-Talkshows hätten mit ihrer Konzentration auf die Themen „Flüchtlinge“ und „Islam“ dazu beigetragen, „die AfD bundestagsfähig zu machen“.

Kulturrat begrüßt Ergebnisse

In einer Mitteilung des Deutschen Kulturrats vom Dienstag lobte Zimmermann die neue Analyse. Sie habe die grundsätzliche Kritik der Organisation bei den fünf meistgesehenen Sendungen im Untersuchungszeitraum bestätigt. „Leider haben die Wissenschaftler nur einen Monat untersucht“, so Zimmermann. Seine Kritik habe sich auf die Talkshows von ARD und ZDF seit 2015 bezogen. (dpa, iQ)