Islamfeindlichkeit

SPD-Politiker wollen Mitgliedschaft von Sarrazin erneut prüfen

Thilo Sarrazin wird bald ein neues islamfeindliches Buch veröffentlichen. Die SPD möchte daher seine Mitgliedschaft erneut prüfen lassen.

12
08
2018
SPD
Thilo Sarrazin © shutterstock

Kurz vor Erscheinen eines neuen Buches von Thilo Sarrazin über den Islam haben führende SPD-Politiker angekündigt, dessen Parteimitgliedschaft erneut prüfen zu wollen. „Die SPD wird sehr genau prüfen, ob er seine Auflagen aus dem Parteiordnungsverfahren von 2011 erfüllt. Wer die Grundprinzipien von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität missachtet, hat in der SPD keine Heimat“, sagte der stellvertretende SPD-Vorsitzende Ralf Stegner der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Mit seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab“ und umstrittenen Thesen zur Einwanderung im August 2010 hatte der frühere Berliner Finanzsenator Entrüstungsstürme und Debatten über Islamkritik und Vererbung von Intelligenz ausgelöst. Mit dem Versuch, Sarrazin aus der SPD auszuschließen, war die Parteiführung im Jahr 2011 jedoch gescheitert. Sarrazins Verbleib in der Partei wurde damals von vielen Beobachtern als Niederlage für die SPD-Spitze gewertet.

Das Parteiengesetz macht es schwer

Das Parteiengesetz mache es „sehr schwer, sich von Mitgliedern zu trennen, wenn diese nicht gegen Gesetze verstoßen oder für andere Parteien kandidieren“, schrieb Stegner auf Twitter. Sarrazin warf er vor, mit seinen „unseligen rechten Machwerken nur deshalb Geld“ zu verdienen, weil er das als SPD-Mitglied vermarkte, obwohl das nichts mehr mit Sozialdemokratie zu tun habe. „Wenn Sarrazin noch einen Funken Anstand hätte, würde er von sich aus die SPD verlassen.“

Ähnlich wie Stegner äußerte sich auch die Bundestagsabgeordnete Aydan Özoguz, Mitglied des SPD-Präsidiums, in der „FAS“: „Thilo Sarrazin hat sich längst von sozialdemokratischen Werten verabschiedet. Zum Umgang als Partei mit ihm wird sich das Präsidium befassen.“

Streit mit Verlag

Sarrazin reagierte gelassen auf die Ankündigungen. „Ein erneuter Versuch zum Parteiausschluss würde wieder scheitern“, sagte er der Zeitung. „Ich kenne auch keinen verantwortlichen Funktionär, der ihn ernsthaft betreiben würde.“

Das neue Buch des langjährigen SPD-Mitglieds heißt „Feindliche Übernahme – wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“ und soll am 30. August im Finanzbuch Verlag (Münchner Verlagsgruppe) erscheinen. Mit seinem alten Verlag Random House streitet Sarrazin derzeit gerade vor Gericht in München. Random House hatte sich geweigert, das Buch im August herauszubringen, weil es zu dem Zeitpunkt unpublizierbar gewesen sei, wie es hieß. Das Gericht warb für eine gütliche Einigung. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Religionskritik ist ursozialdemokratisch, offenbar weiß das die heutige deutsche Sozialdemokratie nicht mehr!!!!!!!!!!!!!
12.08.18
20:39
Johannes Disch sagt:
@Manuel Was Thilo Sarrazin tut, das hat schon lange nichts mehr mit Religionskritik zu tun, sondern ist billigste Hetze. Die Gleichheit aller Menschen, die Einstellung, Rassismus zu verurteilen, die Einstellung, Menschen wegen ihres Glaubens nicht zu verunglimpfen-- das sind sozialdemokratische Werte!
13.08.18
12:30
Ute Fabel sagt:
Meine Leseempfehlung ist "Der islamische Kreuzzug und der ratlose Westen: Warum wir eine selbstbewusste Islamkritik brauchen, 2016" von Samuel Schirmbeck: Autor Schirmbeck wirft den Linken „skandalöse Islamverharmlosung“ vor: „Der Islam ist rechter als die ganze AfD“, lautet seine richtige These. Der Islam sei „von einer reaktionären Wirkungsmächtigkeit“, gegen die man den Rechtspopulismus als einen „Klacks“ einstufen müsse. Betrachte man die Einstellungen der betont gläubigen Muslime beispielsweise in den Themen Minderheitenschutz, Frauenrechte, Gewissensfreiheit und Selbstkritik, dann komme man auf „etwas ganz Rechtes“.
13.08.18
14:11
Johannes Disch sagt:
@Wo Schirmbeck falsch liegt: Ach, der Schirmbeck ist auch nur auf den Islam-Bashing-Zug aufgesprungen und schiebt den Islam nur vor für sein Bashing der Linken. Schon der Titel des Buches zeigt, dass Schirmbeck noch nicht einmal die elementaren Grundbegriffe auseinanderhalten kann. Kreuzzüge haben die Christen geführt. Islamische Eroberungsfeldzüge tragen den Begriff "Djihad" (Das ist eine der Bedeutungen von "Djihad"). Zu den weiteren Fehlern von Schirmbeck: -- Donata Kinzelbach: "Offener Brief an Samuel Schrmbeck" (18. Januar 2016) Donata Kinzelbach lebt schon lange in den Maghreb-Staaten, vorzugsweise in Algerien und leitet einen Verlag, der vorzugsweise Bücher von Autorinnen aus dem Maghreb verlegt.
13.08.18
21:17
Frederic Voss sagt:
Ute Fabel kann ich nur voll zustimmen. Auf dem Buchmarkt gibt es auch noch viele erhellende, selbstbewusst geschriebene Islamkritik-Bücher von Insidern, die Klartext reden und oft hinter die Kulissen der Drahtzieher blicken lassen. Bei Verunglimpfung von - aus muslimischer Sicht - Ungläubigen sind eingeschworene Korananhänger weltweit durch niemand zu übertreffen. Wer Buchautoren einfach der Hetze bezichtigt, ist möglicherweise selber ein Hetzer billigster Couleur.
14.08.18
22:48
Johannes Disch sagt:
Auf dem Buchmarkt gibt es vor allem eine Menge Schrott zu diesem Thema. Billige Pamphlete, die Islamangst schüren. Darunter fällt auch Schirmbecks Buch. Eine seriöse Empfehlung: -- Alexander Flores: "Islam: Zivilisation oder Barbarei?" (TB) (2014) Die Antwort ist nicht "Entweder-oder", sondern "Sowohl -als-auch." Der Untertitel der Hardcover-Ausgabe trifft Flores Intention noch besser: "Der Islam im historischen Kontext." Flores studierte Geschichte, Islamwissenschaft und Arabstik. Er st Professor für Islamwissenschaft an der Uni Bremen. Schirmbeck hingegen ist nur Journalist, der seine persönlichen Eindrücke mit dem Siegel der "Authentizität" versieht. Die Leute hier, die Autoren wie Schirmbeck zustimmen, zeigen, dass sie sich noch nie ernsthaft mit der Materie auseinandergesetzt haben. Man liest halt nur, was die eigenen Vorurteile bestätigt. Wer wirklich ernsthaft an der Materie interessiert ist, der sollte nach dem Schirmbeck auch meine Empfehlung lesen. Dann kann man beide Lektüren vergleichen und sich ein Urteil bilden. Die meisten hier werden es aber wohl bei Schirmbeck und ähnlich gestrickten Autoren belassen. Jetzt geht es hier aber nicht um Schirmbeck, sondern um Sarrazin. Und dessen neues Buch ist gewohnt unterirdisch. Eben echt Thilo...
15.08.18
15:53
Ute Fabel sagt:
Ich denke, dass Herr Schirmbeck und Frau Kinzelbach mit ihren Analysen und auch ihren Lösungsansätzen gar nicht so weit auseinanderliegen: Donata Kinnzelbach schreibt in ihrem offenen Brief zutreffend Folgendes: "Die Tatsache, dass wir algerische Extremisten in Deutschland haben, ist einer völlig falschen Asylpolitik geschuldet: Asyl bekam in Deutschland, wer vom Regime verfolgt war. Das waren in den 90er Jahren Islamisten und keine Demokraten! Meinen Autoren – sie standen alle auf der offiziellen Todesliste, Tahar Djaout wurde 1993 von Fundamentalisten getötet – wurde hier Aufnahme verweigert, während Hassprediger Unterschlupf fanden. Dafür schäme ich mich noch heute." Herr Schirmbeck führte in seinem Gastbeitrag in der FAZ Anfang 2016 Folgendes aus: "Der Gewaltausbruch von Köln war jedoch derart heftig, dass sich die „giftige Mischung aus Kultur und Religion“, die Mona Eltahawy in ihrem Buch „Foulards et Hymens. Pourquoi le Moyen Orient doit faire sa révolution sexuelle“ („Schleier und Jungfernhäutchen. Warum es im Nahen Osten eine sexuelle Revolution geben muss“) detailliert darlegt, nicht länger leugnen oder verdrängen lässt .." Er wünscht sich eine sexuelle Revolution in Nordafrika wie es sie in Europa im Zuge der 1968er-Bewegung gab. Skandalisierung von Kritik gegenüber heuchlerischer religiöser Frömmigkeit scheinen sowohl Herr Schirmbeck als auch Frau Kinzelbach zutiefst abzulehnen.
16.08.18
7:56
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Links sein, heißt Religionen bekämpfen und sich nicht vor ihnen hinzuknien. Lernen Sie lieber mal die Geschichte der Sozialdemokratie.
16.08.18
19:01
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Sozialdemokratisch heißt sich nicht, wie Sie es und der Großteil der SPD tut, sich vor tiefreaktionären, rechten Ideologien/Religionen hinzuknien.
18.08.18
15:49
Johannes Disch sagt:
@Manuel (16.08.18, 19:01) -- "Lernen Sie lieber mal die Geschichte der Sozialdemokratie." (Manuel an mich) Manuel, Sie machen mir Spaß. Ich bin Mitglied der SPD. Wenn ich hier aufzählen wollte, was Sie alles noch dazu zu lernen hätten, dann würde der Post zu lange werden. Nix für ungut. Also lassen wir lieber diesen Ton. Es soll doch hier eine Plattform sein, wo man sich austauscht, die eigenen Positionen überdenkt und etwas dazu lernt. -- "Links sein heißt, Religion zu bekämpfen…" (Manuel) Das ist sehr verkürzt und sehr pauschal. Auch die linken Parteien in der BRD stehen zum Grundgesetz und zum Grundrecht auf Religionsfreiheit. Das gilt natürlich auch für die SPD. Sie verstehen Religionskritik offenbar noch im Geiste des 19. Jahrhunderts. Wir sind aber nicht mehr in den Zeiten von Feuerbach und Marx. Die Linke hat sich seither verändert. Und die Religion ebenfalls.
19.08.18
19:15
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