Anlässlich des Tages gegen antimuslimischen Rassismus: Mehr als 20 Organisationen setzen ein leuchtendes Zeichen gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit.
Die neu gegründete Allianz gegen Islam-und Muslimfeindlichkeit, CLAIM, möchte mit einer Lichtinstallation in deutschen Städten ein Zeichen setzen. Grund dafür ist die steigende Islamfeindlichkeit im Land. Erst im Mai wurde einer Frau in Berlin aufgrund islamfeindlicher Motive ins Gesicht geschlagen. Gegen eine Busfahrerin wird derzeit ermittelt, weil sie einer muslimischen Frau den Hitlergruß gezeigt haben soll. Beleidigungen oder Bedrohungen bis hin zu gewalttätigen Angriffen ereignen sich mittlerweile jeden Monat in Deutschland. Die Hemmschwelle für tätliche Übergriffe sinkt. 1.075 Übergriffe auf Muslim*innen und muslimische Einrichtungen wurden 2017 in Deutschland erstmals als explizit „islamfeindlich“ strafrechtlich erfasst – die Dunkelziffer antimuslimischer Hassverbrechen wird von Expert*innen jedoch wesentlich höher, auf das Achtfache, geschätzt.
Nina Mühe, Projektverantwortliche von CLAIM: „Das Klima und der Ton gegenüber Muslim*innen in diesem Land ist rauer geworden – sei es in Talkshows, auf der politischen Bühne oder in alltäglichen Begegnungen. Offene Islam- und Muslimfeindlichkeit ist Alltag in Deutschland. Die Lichtinstallationen sollen Aufmerksamkeit schaffen für ein trauriges Phänomen, welches den wenigsten Menschen in Deutschland präsent ist.“
Der Tag gegen antimuslimischen Rassismus am 1. Juli wurde vom Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA) 2014 ins Leben gerufen. Am 1. Juli 2009 wurde im Landgericht Dresden die schwangere Pharmazeutin Marwa El-Sherbini aus einem islamfeindlichem Reflex ermordet. Eine Tat, die auch international zur Zäsur dafür wurde und deutlich macht welche Auswirkungen Islamfeindlichkeit haben kann.
Ein Bündnis aus mehr als 20 Organisationen engagiert sich in diesem Jahr anlässlich dieses Tages und macht so die Islam- und Muslimfeindlichkeit durch Vorträge, Diskussionsveranstaltungen und Aktionen bundesweit in Saarbrücken, Bremen, Berlin, Köln, Stuttgart oder Solingen zum Thema. Darunter sind: Abrahamisches Forum Deutschland, AntiDiskriminierungsBüro Köln, Antidiskriminierungsnetzwerk Berlin des TBB (ADNB des TBB), Aktionsbündnis muslimischer Frauen in Deutschland e.V. (AmF), Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V., Breaking Up, FAIR international, Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit (Inssan e.V.), isaar, Junge Islam Konferenz, Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA e.V.), La Red, ADAS/Life e.V., minor, NIR – Netzwerk gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus Leipzig, RAHMA, Rat muslimischer Studierender & Akademiker (RAMSA), Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, Mosaik, ufuq.de, Verband binationaler Familien und Partnerschaften, WoW e.V., Zentrum für Europäische und Orientalische Kultur e.V. (ZEOK e.V. ).
Zeynep Çetin, Projektleiterin des Netzwerks gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit betont: „Allein dem Netzwerk gegen Diskriminierung und Islamfeindlichkeit, der staatlich geförderten Anlauf- und Antidiskriminierungsberatungsstelle von Inssan e.V., wurden 2016 und 2017 insgesamt 225 antimuslimisch motivierte Diskriminierungsfälle aus Berlin gemeldet. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer weitaus höher anzusetzen ist. Bedrohungen, Benachteiligungen, Beleidigungen und Ausgrenzungen bis hin zu tätlichen Übergriffen gehören zum Alltag vieler Muslim*innen.“