Anerkennung

Soziologe fordert Körperschaftsstatus für Muslime

Der Soziologe Armin Nassehi fordert die körperschaftliche Anerkennung des Islams in Deutschland und damit die Gleichstellung mit den christlichen und jüdischen Religionsgemeinschaften.

07
06
2016
Das Gesetz © by RA Torsten Kellotat auf flickr.com (CC BY 2.0), bearbeitet IslamiQ

Für eine Anerkennung islamischer Gruppen als Körperschaften öffentlichen Rechts in Deutschland spricht sich der Münchner Soziologe Armin Nassehi aus. Dafür gebe es ordnungspolitische wie auch ethische Gründe, sagte er am Montagabend in München; sonst sei „eine dauerhafte zivilisierte Religiosität nicht möglich“. Die Gesellschaft müsse den Muslimen anbieten, „aus einem Opferdiskurs herauszukommen“, wonach sie in Deutschland nicht anerkannt seien, so Nassehi. „Wenn sie Opfer sind, werden sie sich nie als angekommen fühlen.“

In Deutschland leben mindestens vier Millionen Muslime. Aus organisationsrechtlichen Gründen sind die meisten islamischen Religionsgemeinschaften bislang nicht als Körperschaften öffentlichen Rechts anerkannt. Ausnahme ist die Splittergruppe der Ahmadiyya, die 2013 in Hessen diesen Status erhielt.

Jüngst hatte der Politikwissenschaftler Ulrich Willems aus Münster eine staatliche Bevorzugung der beiden großen Kirchen gegenüber anderen Religionen und gegenüber Konfessionslosen kritisiert. Als Grund nannte er hohe Hürden, um den Körperschaftsstatus zu erlangen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Andreas sagt:
Die Kriterien, nach denen die Erlangung des Körperschaftsstatus möglich ist, müssten vielleicht auch einmal den neuen Realitäten angepasst werden. Letztlich müssen wir darauf hinarbeiten, dass alle Religionen in Deutschland auch tatsächlich gleich behandelt werden. Dabei kann es aber nicht dazu kommen, dass alle gleich schlecht behandelt werden, wie das Hardliner des Laizismus bzw. Säkularismus gerne sehen würden.
07.06.16
16:39
Ute Fabel sagt:
Statt Körperschaftsstatus für den Islam sollte Vereinsrecht für alle Religionsgemeinschaften eingeführt werden. Die politischen Parteien sind auch Vereine. Warum also überhaupt eine andere Rechtsform für Religionsgemeinschaften?
07.06.16
21:09
SoWas sagt:
@Armin Nassehi: Grundlegend gebe ich ihnen recht, hier sollte eine Anpassung erfolgen. Jedoch, es geht hier nicht nur darum entsprechende finanzielle Grundlagen zu erhalten. Es geht um ein Bekenntnis zur freiheitlich demokratischen Grundordnung. und jetzt, da kommt ein Despot aus der Türkei auf die Idee unsere demokratisch gewählten Vertreter einfach mal so massiv zu beleidigen. Dies wäre ja nicht mal so schlimm, wenn nicht als Ergebnis meine Vertreter nun Todesdrohungen erhalten. und was machen die Vertreter der islamischen Gemeinden, sie äußern sich eigentlich nicht, sie eiern herum, teilweise unterstützen sie die Äußerungen dieses Despoten sogar. Da brauchen sie sich im Endergebnis nicht zu wundern, dass viele gegen eine Anerkennung des Körperschaftsstatus sind.
12.06.16
13:36