Hinz und Kunst

„Ich bin so eine Art Nahtoderfahrung“

„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen die Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute der Comedian Abdelkarim.

27
04
2015
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Foto: Guido Schröder, bearbeitet by IslamiQ

Würdest Du Dich bitte vorstellen?

Ich bin Abdelkarim, ein marokkanischer Deutscher, oder ein Deutscher mit Migrationsvordergrund, oder einfach Abdelkarim der Cherusker. So genau weiß ich das selber nicht. Da es zum Fußballprofi sehr deutlich nie gereicht hätte, habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht. Ich bin Comedian.

Was möchtest Du mit Deiner Arbeit bewirken?

In erster Linie möchte ich die Zuschauer mit authentischen Geschichten unterhalten und zum Lachen bringen. Wenn die Zuschauer nach der Show lachend und zufrieden nach Hause gehen und sich hier und da mal die richtigen Fragen stellen, bin ich happy.

Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?

Ich habe in meinem Leben drei Kulturen mitbekommen. Die marokkanische, die deutsche und die türkische Kultur. Alle drei Kulturen haben mich geprägt und sind mir daher wichtig. Und auch der Islam ist mir wichtig, aber ohne daraus Hass für andere Religionen und Weltbilder abzuleiten. Das muss man ja heute immer dazu erwähnen. Nicht wahr?

Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?

Sehr stark. Mein ganzer Alltag beeinflusst mein Schaffen. Und als ein in der türkisch geprägten Bielefelder Bronx aufgewachsener Marokkaner beobachtet man den Alltag immer automatisch aus mehreren Perspektiven.

Studien attestieren eine steigende anti-islamische Stimmung in Europa. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?

Das hätte ich auch ohne Studie sagen können. Ich erlebe ab und an solche Diskriminierungen. Ich war z.B. mal mit zwei Koffern unterwegs. Ein älterer Mann lief an mir vorbei und sagte: „Endlich zurück in die Heimat.“ Ich wollte was sagen, aber er hatte leider einen Hund dabei. So offensiv ist es aber äußerst selten. Wenn ich Diskriminierung erlebe, dann in der Regel eher „passiv“. Wenn ich irgendwo rein gehe z.B., kippt sehr oft die Stimmung. Die Leute haben auf einmal irgendwelche Nachrichtenbilder vor Augen. Dann bin ich so eine Art Nahtoderfahrung.

Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?

Das denke ich nicht nur, das weiß ich sogar. Wir haben in Deutschland ungefähr 4 Millionen Muslime. Und wir haben in Deutschland das Grundgesetz. Ein tolles Werk, um das uns die ganze Welt beneidet. Und in diesem Grundgesetz gibt es die Religionsfreiheit. Also gehört der Islam zu Deutschland. Jeder weitere Satz zu dieser Frage wäre überflüssig.