Mord an Studenten

Islam-Vertreter weltweit besorgt – FBI ermittelt

Nach dem gewaltsamen Tod dreier muslimischer Studenten in der US-Stadt Chapel Hill gibt es Spekulationen über das Motiv des Mörders. Die Familien der Opfer vermuten religiösen Hass, während die Polizei von einem Nachbarschaftsstreit ausgeht. Die FBI hat die Ermittlungen zum Dreifachmord aufgenommen.

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02
2015
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Die US-Bundespolizei FBI hat Ermittlungen zum Dreifachmord an muslimischen Studenten der Universität von North
Carolina aufgenommen. Die Ankündigung fiel zusammen mit den Trauerfeierlichkeiten für das am Dienstag ermordete Ehepaar und die Schwester der Frau; daran nahmen am Donnerstag (Ortszeit) mehr als 5.500 Menschen teil.

„Er hasst uns für das, was wir sind und wie wir aussehen.“

Der Vater der beiden ermordeten Frauen, Mohammed Abu-Salah, hatte US-Präsident Barack Obama aufgefordert, das FBI mit der Untersuchung der Tat zu beauftragen. Die Familie geht von einem Hassverbrechen aus. Die Staatsanwaltschaft in North Carolina hatte den geständigen Täter Craig Steven Hicks am Donnerstag wegen dreifachen Mordes angeklagt. Der 46-jährige Mann soll die drei Studenten aus nächster Nähe mit Kopfschüssen getötet haben.

Der Vater der ermordeten Frauen, die beide ein Kopftuch trugen, ist überzeugt, dass der Mörder weltanschauliche Motive für seine Tat hatte. Vor der Presse erklärte Mohammed Abu-Salah am Donnerstag (Ortszeit), eine seiner Töchter habe ihm berichtet, dass sie sich durch Hicks bedroht fühlte. Der Mann habe wiederholt vor ihrer Wohnungstür gestanden und sich über die Park-Situation in dem Mietshaus sowie über Ruhestörung beschwert. Seine Tochter habe gesagt: „Er hasst uns für das, was wir sind und wie wir aussehen.“

Täter ist überzeugter Atheist

Die Polizei in North Carolina sieht bislang keine Anhaltspunkte für einen Hassverbrechen. „Unsere Ermittlungen deuten darauf hin, dass die Tat wegen eines anhaltenden Nachbarschaftsstreits um Parkplätze ausgeführt wurde“, erklärte ein Sprecher in Chapel Hill. Man werde jedoch sorgfältig allen Hinweisen nachgehen, um zu klären, ob Hicks aus Hass gegen Muslime gehandelt habe.

Auf seiner Facebook-Seite charakterisierte sich der mutmaßliche Mörder selbst als „Anti-Theist“. Hicks gab Muslimen und Christen in gleicher Weise die Schuld für die Gewalt im Nahen und Mittleren Osten. Neben seinen Einlassungen findet sich ein Bild mit einem Revolver. Als Lösung der Probleme empfiehlt Hicks eine Hinwendung zum Atheismus.

Vertreter der islamischen Gemeinde in den USA halten den Medien vor, mit zweierlei Maß zu messen. Unter dem Hashtag #MuslimLivesMatter beklagten sich viele über die aus ihrer Sicht nachrangige Berichterstattung. Der Twitter-Hashtag zog binnen zwei Tagen mehr als 160.000 Interessierte an.

Muslimische Vertreter weltweit besorgt über die Morde

Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland mahnte zu mehr Ausgewogenheit in der öffentlichen Berichterstattung. Es stelle sich die Frage, welche Reaktionen eine solche Tat hervorgerufen hätte, wenn der mutmaßliche Mörder ein Muslim gewesen wäre, erklärte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek in Köln. Er unterstützte die Forderungen des Rates für amerikanisch-islamische Beziehungen CAIR, der von den US-Behörden tags zuvor Ermittlungen wegen eines möglichen Hassverbrechens verlangt hatte.

Auch muslimische Vertreter im Nahen Osten äußerten sich besorgt über einen möglichen islamfeindlichen Hintergrund der Morde. Das Büro des Großmuftis von Ägypten sprach von einem „rassistischen und terroristischen Verbrechen“. Die Islamophobie zeige darin „ihr hässliches Gesicht“, erklärte ein Berater von Großmufti Schawki Ibrahim Allam laut dem staatlichen Presseamt am Donnerstag in Kairo.

Der Libanesische Justizminister Ashraf Rifi nannte die Tat „ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Unschuldige allein wegen ihrer Rasse oder ihres Glaubens zu töten, müsse der Vergangenheit angehören, sagte der Minister laut der staatlichen Agentur NNA (Donnerstag).

In Chapel Hill solidarisierten sich am Mittwochabend Tausende bei einer Kerzenandacht auf dem Campus der Hochschule mit den Opfern und deren Familien. Der Bruder des getöteten Ehemanns, Farris Barakat, rief bei der Veranstaltung zu Besonnenheit auf. Ignoranz dürfe nicht mit Ignoranz beantwortet werden. „Bekämpft Feuer nicht mit Feuer“, sagte er. (KNA)