Einheitskonferenz

„Extremismus als islamische und gesellschaftliche Herausforderung“

Das Thema der diesjährigen Einheitskonferenz in Hamburg war „Extremismus als islamische und gesellschaftliche Herausforderung“. Auf der Tagung wurde über Islamfeindlichkeit, Extremismus und die Rolle der Muslime diskutiert.

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2015
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Das Thema der Einheitskonferenz zur Woche der islamischen Einheit könnte nicht aktueller sein. Dabei stand das Thema „Extremismus als islamische und gesellschaftliche Herausforderung“ seit Wochen fest, durch die Anschläge in Frankreich vor einer Woche wurde es aktueller denn je.

Bereits in seiner Eröffnungsrede machte Mustafa Yoldaş, Vorsitzender der SCHURA Hamburg, auf der Einheitskonferenz in Hamburg deutlich: Der Terror betreffe die Muslime, gefährde die gesellschaftliche Existenz in Europa und auch im Nahen Osten. Auf der Konferenz wurde die vermeintliche Notwendigkeit der Distanzierung von Terror, aber auch die Islamfeindlichkeit als gesamtgesellschaftliche Herausforderung und die Positionierung der islamischen Verbände zum Extremismus angesprochen.

„Wir müssen das aushalten“

Der Vorsitzender der Deutschen Muslim-Liga Belal El-Mogaddedi ist frustriert, er sei es leid, sich ständig von Terroranschlägen distanzieren zu müssen. Die Muslime in Deutschland distanzierten sich ständig vom Terrorismus, aber offenbar hört man ihnen nicht zu. Vielleicht müssten sich die Verbände neue Kommunikationsstrategien überlegen“, sagte die Hamburger Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur eher ratlos. Die Islamfeindlichkeit an Universitäten sprach Hatice Durmaz, Präsidentin des RAMSA an. Gute Projekte mit guten Absichten würden von Universitätsverwaltungen abgelehnt, wenn muslimische Hochschulgruppen involviert seien.

In der Podiumsdiskussion beklagt der Islamrats-Vorsitzende Ali Kızılkaya, Gemeinden könnten nicht die Verantwortung für extremistische Gruppen übernehmen. Schließlich sei dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch selbstkritisch räumen die Vertreter ein, dass man sich in den Gemeinden mit extremistischen Strömungen auseinandersetzen müsse. Dies sei aber schwierig, weil die Gefahr bestehe, dass dialogbereite Gemeinden diffamiert werden, weil sie in Gespräch mit Salafisten treten.

Auch die aktuelle Diskussion um die Meinungsfreiheit im Hinblick auf das Attentat auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo wurd auf der Einheitskonferenz thematisiert. Ayatollah Reza Ramezani, Leiter des Islamischen Zentrums Hamburg, betont, dass auch die Meinungsfreiheit Grenzen habe. Der Respekt vor Heiligem gelte gleichermaßen für den Islam, das Judentum und das Christentum.

Auch El-Mogaddedi ist der Meinung, dass jeder Muslim das Recht habe, sich über islamkritische Karikaturen zu ärgern und in einem juristischen Rahmen dagegen vorzugehen. Die Presse- und Meinungsfreiheit sei aber fester Bestandteil einer offenen Gesellschaft, gibt El-Mogaddedi zu und ergänzt: „Wir müssen das aushalten.“ Nach Auffassung der Islamwissenschaftlerin Amirpur belegen islamische Quellen, dass der Prophet Mohammed eine Beleidigung seiner Person nicht gerächt, sondern vergeben hätte. Deutsche Muslime seien sich deswegen einig: die Ermordung der Karikaturisten ist ein Verbrechen.