Die Diskussionen um Zuwanderung und das Zusammenleben in einer Gesellschaft mit verschiedenen Kulturen und Religionen nehmen zu. Für den Frankfurter Philosophen Rainer Forst ist die Deutschland dabei nicht gerade tolerant.
Der Frankfurter Philosoph Rainer Forst sieht Deutschland nicht als eine tolerante Gesellschaft. Vor dem Hintergrund eines wachsenden Zulaufs zu den Pegida-Demonstrationen sagte Forst in einem Interview des «Philosophie-Magazins» (Februar-Ausgabe): «Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Prozess, der von vielen Konflikten und Frustrationen begleitet wird – und Rückschlägen, etwa in Form von erschreckend fremdenfeindlichen Demonstrationen sogenannter Patrioten, auf die zum Glück mit Gegendemonstrationen geantwortet wird.»
Der Philosoph, der als führender Vertreter der dritten Generation der «Frankfurter Schule» gilt, sagte: «Ich wäre mir nicht so sicher, ob wir uns insgesamt auf einem Weg des Fortschritts befinden, bei dem die Toleranz eine stetig wachsende Tugend ist.» Forst sprach sich für eine intensive Auseinandersetzung mit auftauchenden Identitätskonflikten aus: Keine Gesellschaft, die sich wie die deutsche im Wandel befinde und die durch Migration mit einer neuen Vielfalt von Lebensformen konfrontiert werde, komme um diese Auseinandersetzungen herum.
Dass jeder Gläubige seine Religion anderen vorziehe, sei normal, sagte der Professor. «Erst wenn dieser meint, aus der Kritik anderer Religionen ein Vorrecht für den eigenen Glauben im sozialen und politischen Leben ableiten zu können, haben wir es mit Intoleranz zu tun.» Die Verständigung über die Unterschiede sei genauso wichtig wie der Abbau von Denkblockaden und Vorurteilen. (dpa/iQ)