Ausstellung

„Goethes Hidschra. Reisen in den Orient. Reisen in Texte“

Eine neue Ausstellung im Goethe-Haus in Frankfurt widmet sich dem Dichter Johann Wolfgang von Goethe und seiner Faszination vom Islam. Mit „Goethes Hidschra. Reisen in den Orient. Reisen in Texte“ lernt man eine besonders interessante Seite des Dichters kennen.

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2014
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Genau 100 Jahre vor Gründung der Goethe-Universität in Frankfurt schrieb Johann Wolfgang von Goethe am Weihnachtsabend das Gedicht „Hegire“. Er wählte die französische Übersetzung des arabischen Wortes „Hidschra“, das auf die Auswanderung des Propheten Muhammads von Mekka nach Medina weist, zur Eröffnung für seinen West-östlichen Divan.

Am Donnerstag (15.05.2014) um 19 Uhr wird nun im Frankfurter Goethe-Haus die Ausstellung „Goethes Hidschra. Reisen in den Orient. Reisen in Texte“ eröffnet, die in Kooperation mit der Professur für Religionswissenschaften der Goethe-Universität und dem Projekt „Kunst baut Brücken – Morgenland trifft Abendland“ konzipiert wurde.

Die Reisen Goethes

Die Goethe-Universität gehört zu den universitären Standorten in Deutschland, an denen Islamische Theologie als Fach neben Judaistik, jüdischer Religionsphilosophie und den christlichen Theologien etabliert wurde. „Insofern bietet dieser Ort die Möglichkeit, das Thema interreligiös und interdisziplinär zu bearbeiten. Dabei geht es um Wissensformen, die im Divan rezipiert werden und die ihrerseits durch den Divan wieder vermittelt werden – sowohl in einer spezifisch literarischen Form, als auch im Prosateil, den Noten und Abhandlungen“, erläutert Initiatorin Catherina Wenzel.

Ausstellung im Goethe-Haus Frankfurt vom 16.05.2014 bis 29.06.2014

Eintritt: Die Ausstellung ist im Eintrittspreis für das Goethe-Haus enthalten. Regulär 7,- €, ermäßigt 3,- €

Am 22. Juni zieht die Ausstellung in die Rotunde des IG-Farben-Hauses auf den Campus Westend der Goethe-Universität um und ist dort bis zum 12. Juli zu sehen.

„Dabei spielt selbstverständlich die Übersetzung eine zentrale Rolle, sonst würde für Goethe, der die persische und arabische Sprache nicht verstehen konnte, eine Rezeption Hafis oder des Koran unmöglich sein“, ergänzt Wenzel. So gestalten sich die imaginativen Reisen Goethes in den Orient, die oft auch als Reisen in die zeitliche Ferne sind, sowohl durch das Medium der Poesie als auch mittels Aneignung von Wissen, das die Orientalistik bereitstellt.

Austausch zwischen den Kulturen

Die Schriftkunstausstellung, die im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Goethe-Universität stattfindet, zeigt sowohl die schriftkünstlerische Auseinandersetzung der Gruppe „lettera“, mit Texten von Goethe und Hafis als auch Arbeiten des iranischen Kalligrafen Jamshid Sharabi zur persischen Übersetzung von Goethes Gedicht ‚Hegire‘. Diese Gruppe, zu der Marí Emily Bohley, Frank Fath, Antje Glashagen-Stuck, Anja Luedtke, Birgit Nass, Eveline Petersen-Gröger, Ursula Schröder-Höch und Jasna Wittmann gehören, pflegt seit mehr als 20 Jahren die Kunst des Kalligraphierens. Die Übersetzung stammt von Hossein Khadjeh Zadeh.

Das ist ganz im Sinne Goethes, der sich oft vorgestellt hatte, ein Handelsreisender zu sein, dem es um den „Wechseltausch“ zwischen Kulturen geht. Zur Vernissage wird ein Rezitationsabend „Tausche Goethe gegen Hafis“ stattfinden, es werden Texte aus dem Divan von Goethe, von Hafis und aus dem Koran in deutscher, persischer und arabischer Sprache, zum Teil mit musikalischer Begleitung, aufgeführt.

Konzert, Seminare und Vorlesungen

Zum Projekt gehört neben den Übersetzungen und der Ausstellung, die noch in der Rotunde der Universität zu sehen wird, ein Konzert zur Finissage am 11. Juli (Freitag) um 18 Uhr sowie Seminare und Vorlesungen: So hält die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Anne Bohnenkamp-Renken ein Seminar zu Goethes „West-östlicher Divan“; Prof. Dr. Catherina Wenzel eine Vorlesung zu „Christlich-islamische Begegnungen in Europa, Konflikte, Apologetik, Dialoge“ und Prof. Dr. Fateme Rahmati, Zentrum Islamische Studien, und Prof. Dr. Catherina Wenzel gemeinsam ein Seminar zu „Goethes Beschäftigung mit dem Islam und der Religion Zarathustras“.

Die Ausstellung und die Veranstaltungsreihe werden überwiegend finanziert aus den zentralen Mitteln für das Universitätsjubiläum, weitere Sponsoren und Kooperationspartner sind die Kulturabteilung der iranischen Botschaft in Deutschland, die Hafis-Gesellschaft Verein für Kulturdialog und das Frankfurter Goethe-Haus.