Islamfeindlichkeit

Stadt Bonn bezeichnet muslimische Pflegeeltern als „islamistisch“

Wenn man der Stadt Bonn glauben darf, sind muslimische Pflegeeltern „islamistisch“. Der negativ konnotierte Begriff wurde als Bezeichnung für die Religionszugehörigkeit von Pflegeeltern verwendet. Trotz Hinweis wurde der Fehler auch nach zwei Monaten nicht korrigiert.

09
12
2013

Auf einen neuen Fall, in einer Reihe von Fehlern in Bezug auf Muslime, macht das Bündnis für Innovation und Gerechtigkeit (BIG) in Bonn aufmerksam. Dort wurden in der Beantwortung einer Großen Anfrage der BIG zum Thema „Pflegeeltern: Bedeutung von Kultur und Religion bei der Vermittlung“ muslimische Pflegeeltern in die Nähe des Extremismus gerückt. Sie werden in einer tabellarischen Auflistung der Eltern nach Konfessionen und Religionen als „islamistisch“ aufgeführt.

Das BIG, die im Stadtrat sitzt, sieht in dem Fehler in der Auflistung einen Beweis für die Beliebigkeit der Verwendung des negativ besetzten Begriffs „islamistisch“. Der Fehler verdeutlicht laut BIG, dass nicht nur in den Medien der Begriff „islamistisch“ häufig als Synonym für „islamisch“ verwendet werde. „Durch diese Art der falschen Begriffsverwendung werden sowohl die Weltreligion „Islam“ als auch Muslime aufgrund ihrer religiösen Identität unter Generalverdacht gestellt“, erklärt das BIG und machte deutlich, dass dies von der Partei für alle Religionen strikt abgelehnt wird.

Fehler auch nach zwei Monaten nicht korrigiert

Die in der Stellungnahme vorliegende irrtümliche Verwendung des Begriffs wurde laut BIG weder vom Jugendamtsleiter, von der Sozialdezernentin noch vom Oberbürgermeister beanstandet. Und obwohl bereits das BIG im Oktober dieses Jahres im Integrationsrat der Stadt auf den Fehler aufmerksam gemacht hat, wurde dieser auch nach zwei Monaten weiterhin nicht korrigiert.

Das BIG fordert, um Fehler dieser Art zukünftig zu vermeiden, dass Führungskräfte der Verwaltung interreligiös geschult werden. Auch auf einen Verzicht auf den Begriff „Islamismus“ bringt das BIG als weiteren Schritt für eine Lösung ein und fordert Fraktionen im Bonner Stadtrat, die auf der Verwendung dieses Begriffs beharren, zu einem Umdenken auf.

Leserkommentare

Michael Klein sagt:
Man fühlt sich immer mehr an eine Zeit erinnert, von der viele glaubten, sie überwunden zu haben! Unfassbar!
09.12.13
20:07