Islamiq
Erstmals wird ein Begabtenförderungsprogramm für Muslime von der Bundesregierung anerkannt und finanziell unterstützt. Das Avicenna-Studienwerk ist künftig Teil der Begabtenförderungsnetzwerke. Es ist aber nicht das Einzige muslimische Projekt dieser Art in Deutschland.
Das Avicenna-Studienwerk wird vom Bundesministerium Bildung und Forschung (BMBF) zu den vom Bund unterstützten Begabtenförderungsnetzwerken aufgenommen. Leistungsstarke muslimische Studierende und Promovierende könnten ab dem Wintersemester 2014/2015 mit Stipendien gefördert werden.
„Viele muslimische Studentinnen und Studenten in Deutschland leisten Herausragendes in ihrem Fach und für die Gesellschaft“, sagte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) bei der Vorstellung. Und der Vorsitzende des Avicenna Studienwerks, Prof. Bülent Uçar, Direktor des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück ergänzte: „Das intellektuelle Potenzial unter jungen Muslimen in Deutschland ist groß und wird bisher kaum gefördert.“
Es ist das erste Mal, dass ein speziell für muslimische Studenten ausgerichtetes Förderungsprogramm vom Bund unterstützt wird. Daneben gibt es bereits seit einigen Jahren verschiedene Förderungsprogramme der muslimischen Religionsgemeinschaften.
So fördert die Islamische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) seit mehreren Jahrzehnten muslimische Studenten, die bedürftig sind. Das Geld für diese Förderung stammt aus dem Fitra- und Zakat-Fonds der Organisation. Außerdem werden begabte Studenten mit einem Sonderstipendium durch die IGMG-Zentrale unterstützt. Die IGMG macht dabei keinen Unterschied zwischen den Fachrichtungen. Die Studentenabteilung der IGMG-Jugendorganisation hilft zudem bei der Vermittlung von Jobs, Wohnungen und WG’s und bei der Vernetzung von Studenten und Akademikern.
Auch die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) fördert seit Kurzem mit seinem Maturidi-Stipendiatenprogramm begabte Studenten in muslimischen Fachbereichen. Hier ist der Fokus klar auf die Förderung einer islamischen Theologie in Deutschland ausgelegt. Die DITIB macht dabei keinen Unterschied zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen.
Daneben gibt es weitere kleinere Projekte und Unterstützungsangebote von muslimischen Religionsgemeinschaften. Diese werden aber, obwohl sie massenhaft vorhanden sind, kaum wahrgenommen. Sie bleiben oft im kleinen Kreis und auch nur innerhalb der eigenen Religionsgemeinschaft aktiv.
Das BMBF wird die vom Studienwerk Avicenna vergebenen Stipendien finanzieren und plant hierfür in den kommenden vier Jahren rund sieben Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich wird das Studienwerk von der Mercator Stiftung über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt einer Million Euro unterstützt.
Bernhard Lorentz, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Mercator Stiftung erklärte: „Die strukturelle Gleichbehandlung der Muslime in der Begabtenförderung ist ein wichtiges integrationspolitisches Signal und trägt dem Anliegen der Anerkennung des muslimischen Glaubens in Deutschland Rechnung. Zudem ist sie ein zentraler Baustein zur Förderung gleicher Bildungschancen in Deutschland.“
Mit der Gründung des Avicenna-Studienwerks wird es fortan dreizehn staatlich geförderte Begabtenförderungswerke geben. Studierende sollen mit dem Stipendium nicht nur finanziell, sondern auch ideell unterstützt werden. Es bleibt abzuwarten ob und wie sich die muslimischen Religionsgemeinschaften zur Unterstützung des Avicenna-Studienwerks entschließen.
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