Deutsche Islamkonferenz

Imamausbildung: Innenministerium will Moscheen finanziell stärken

Staatssekretär Markus Kerber will die Imamausbildung der Moscheegemeinden weiterhin unterstützen, um sie von ausländischen Zahlungen unabhängiger zu machen.

06
12
2019
Symbolbild: Junge Imame in Deutschland
Symbolbild: Imame in Deutschland © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Der Koordinator der Deutschen Islamkonferenz und Staatssekretär im Bundesinnenministerium, Markus Kerber, sieht Fortschritte bei der Imamausbildung in Deutschland. Das betreffe besonders die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), sagte er im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Berlin.

„Bei der DITIB tut sich inzwischen einiges“, so Kerber. „Ich war im Februar zusammen mit zwei DITIB-Vertretern zu einem Gespräch mit dem Chef der Diyanet zur Frage der Imame in Ankara. Mein Eindruck war, dass unser Anliegen auch verstanden wurde.“

Anfang Januar eröffne die DITIB in der Eifel ein erstes Imam-Seminar. „Das ist ein wichtiger erster Schritt“, lobte Kerber. Im kommenden Jahr werde er weitere Gespräche in Maghreb- und Balkanländern über die Imamausbildung führen. „Die Ablösung der Muslime von ihren Herkunftsländern ist aber psychologisch keine leichte Sache und braucht Zeit“, sagte er.

Gemeinden unabhängiger machen

Mit Blick auf die islamisch-theologischen Fakultäten an deutschen Universitäten gab der Staatssekretär zu bedenken, die meisten Absolventen wollten nicht in die Gemeindearbeit. Die Löhne für Imame seien niedrig, deshalb strebten sie lieber in die Privatwirtschaft, den öffentlichen Dienst oder ins Lehramt. „Mittelfristig müssen wir deshalb überlegen, wie wir die Gemeinden finanziell stärken und von ausländischen Zahlungen unabhängiger machen können.“ Eine Moscheesteuer bringe nicht viel, so lange die Moscheen so wenig eingetragene Mitglieder hätten.

Der Staat könne die Gemeinden bei der Bezahlung ihres Personals nicht direkt unterstützen. „Denkbar ist, dass wir zum Beispiel bei der Integrationsarbeit unter die Arme greifen und so mehr Mittel für die Bezahlung des Personals bleibt. Das können aber nur Übergangslösungen sein.“

Muslime bilden ihre eigenen Imame aus

Schon seit Jahren wird über die Herkunft, Finanzierung und Imamausbildung diskutiert. Auch in der aktuellen Phase der Deutschen Islam Konferenz. Doch bilden islamischen Religionsgemeinschaften ihre eigenen Imame mit unterschiedlichen Ausbildungsmodelle aus, die sie von Jahr zu Jahr erweitern. Während die ersten Imame aus dem Ausland bezogen wurden und weder Sprach- oder Landeskenntnisse vorweisen konnten, bilden islamische Religionsgemeinschaften ihre eigenen in Deutschland sozialisierten Imame aus. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Die Ablösung von den Herkunftsländern ist im Zeitalter der Globalisierung völlig unnötig. Eine internationale und insbesondere europaweite Vernetzung muslimischer Geistlicher ist gerade in diesem Zeitalter der Großen Fitnah unabdingbar. Es ist nur so, dass Muslime in Deutschland und deren Verbände lernen und Konzepte entwickeln müssen, auf eigenen Füßen zu stehen, ohne auf das Ausland angewiesen sein zu müssen. Wir haben hier keine vergleichbare Institution wie Diyanet in der Türkei, bei dem Imame universitär ausgebildet und vom Staat entlohnt werden. Die großen Islamverbände hier vertreten de jure 85% der Moscheen und de facto die große Mehrheit der Muslime in Deutschland. Wer diese Tatsache leugnet, der hat entweder keine Ahnung, oder er ist ein Lügner, der nur hetzen will. Wer keine Ahnung hat, den kann man aufklären. Soweit kein Problem. Sich mit Hetzern herumzuschlagen jedoch ist sinnlose Zeitverschwendung. Die gehören ignoriert. Die großen Islamverbände müssen sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: Der religiösen und sozialen Betreuung von Muslimen in Deutschland. Wichtig ist, dass sie ihre Imame selbst ausbilden. Erst wenn sie genug Imame ausgebildet haben, die vom deutschen Staat entlohnt werden müssen, werden sie es nicht nötig haben, auf Personal aus dem Ausland angewiesen zu sein. Konzepte ohne die Einbeziehung der Islamverbände hingegen sind faschistoide Gängelei, die zum Scheitern verurteilt sind, weil sie bei der muslimischen Mehrheit nicht auf Resonanz stoßen werden.
07.12.19
13:39
Dilaver Çelik sagt:
Kleine Ergänzung: Ausgenommen von meiner Kritik sind Konzepte von praktizierenden Muslimen selbst, welche inspiriert von der islamischen Tradition sich unabhängig von den großen Veränden und aus einem Bedürfnis heraus an Deutschland orientieren. Da kann ich die Alhambra-Gesellschaft nennen. Die füllen eine Lücke vor allem für junge Muslime, welches die Verbände bislang sträflich versäumt haben. Ich möchte optimistisch bleiben und davon ausgehen, dass die jüngere Generation in den Verbänden da nachziehen wird.
08.12.19
0:54