Ernährung und Gesundheit

Immer weniger Schweinefleisch in Kitas und Schulen

Zeitungsberichten zufolge soll Schweinefleisch immer mehr von den Speiseplänen in Kitas und Schulen verschwinden. Die hohe Zahl muslimischer SchülerInnen, aber auch die gesundheitlichen Bedenken bezüglich Schweinefleisch werden als Gründe genannt.

15
02
2016
Was kommt auf den Tisch? © New Font auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Immer mehr Schulen und Kitas verzichten nach einem Zeitungsbericht auf Schweinefleisch – weil es ungesund ist, und weil viele Kinder es aus religiösen Gründen nicht essen. „In den nächsten Jahren wird das Schweinefleisch immer weiter von den Speiseplänen in Kitas und Schulen verschwinden“, sagte die Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Ulrike Arens-Azevedo, am Montag der in Essen erscheinenden „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ). Viele Caterer machten ihr Angebot inzwischen häufig ganz ohne Schweinefleisch.

„Der Anteil an Schweinefleisch ist in den letzten Jahren immer weniger geworden“, bestätigte Rolf Hoppe, Vorsitzender des Verbands Berliner Schulcaterer. „Die Zahl der muslimischen Schüler ist gestiegen, und die Qualität von konventionellem Schweinefleisch ist fraglich.“ Hoppes eigener Cateringbetrieb Luna bietet überhaupt keine Gerichte mit Schweinefleisch an – und sieht das als Marktvorteil: „Muslimische Schüler können sich darauf verlassen, dass auch unsere Produktion absolut frei von Schweinefleisch ist.“

Auch an den 4.000 Ganztagsschulen in NRW wird laut Zeitung immer weniger Schweinefleisch eingesetzt: „Das gilt besonders für das Ruhrgebiet, wo es immer mehr muslimische Kinder gibt“, sagt Ursula Tenfelde-Weber, Leiterin der Vernetzungsstelle Schulverpflegung in Düsseldorf.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) sieht die Entwicklung mit Sorge: „Es kann nicht sein, dass wir Schweinefleisch, das Teil unserer Ernährung und Esskultur ist, einfach von den Speiseplänen verbannen“, sagte der Politiker der „WAZ“. „Ich erwarte hier, dass Kreativität im Umgang mit kulturellen Essgewohnheiten zu mehr Abwechslung im Speiseplan führt und nicht zu weniger.“

Bundesweit hat das schleichende Aus für das Schweineschnitzel in der Schulmensa jedoch nicht nur mit der Zunahme muslimischer Schüler zu tun, sondern auch mit veränderten Ernährungsstandards: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für das Mittagessen in Kitas und Schulen maximal zwei Fleischgerichte pro Woche – eins davon soll Geflügel sein.

In einer aktuellen DGE-Umfrage unter rund 1.400 deutschen Kitas gaben bereits knapp 30 Prozent an, dass sie sich an die Standards halten. Schmidt sprach sich gegenüber der Zeitung dafür aus, die DGE-Standards flächendeckend zu etablieren. „Das Essensangebot in den Schul- und Kitakantinen ist zu einseitig, was Fleisch und frittierte Produkte betrifft“, sagte er. Es solle weniger Fleisch und stattdessen mehr Obst und Gemüse geben. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Also haben wir doch eine Islamisierung unserer Gesellschaft. Oder wie soll man es nennen, wenn eine Minderheit der Mehrheit ihre Speisevorschriften mehr oder weniger aufnötigt?
15.02.16
14:00
Burak sagt:
Seit wann bedeutet "kein Schweinefleisch = islamisch"? Um ein gezieltes Angebot für muslimische Schüler zu schaffen, müssten darüber hinaus auch Halal-Standards eingehalten werden. Aus gesundheitlicher Perspektive ist der Rückgang des Schweinefleischkonsums jedoch begrüßenswert, auch wenn "ein Teil deutscher Ernährung und Esskultur" darunter leidet.
15.02.16
14:19
Ute Fabel sagt:
Es gibt keine muslimischen Kinder (die Religionsmündigkeit tritt erst mit 14 Jahren ein), genausowenig wie es christliche oder marxistische Kinder gibt. Korrekterweise ist immer von Kindern muslimischer, christlicher, atheistischer Eltern zu sprechen, um den gebotenen Respekt vor dem Recht eines Kindes oder eines Jugendlichen auszudrücken, selbst über seine Religionszugehörigkeit zu entscheiden. Abgesehen davon gibt es auch unter meinen bekennend muslimischen Arbeitskollegen sogar eine deutliche Mehrheit, die gerne regelmäßig Schweinefleisch konsumieren und auf solche überkommenen mittelalterliche Dogmen pfeifen. Diese Ernährungsregeln haben vielleicht für Wüstennomaden mit Konservierungsproblemen in der Hitze Sinn gemacht. Zum Glück wurde aber zwischenzeitlich der Kühlschrank erfunden. Das staatliche Schulsystem darf sich keinensfalls den Speiseplan von ewiggestrigen Religionsvertretern diktieren lassen oder gar diesen gegenüber vorauseilenden Gehorsam ausüben. Vielfalt im Speiseplan von Schulen ist wünschenswert, dazu gehört auch Schweinfleisch, das viel Vitamin B12 enthält. Schüler sollen ermutigt werden sich selbst entscheiden, was sie gerne essen.
15.02.16
14:44
Manuel sagt:
Es kann jeder essen was er will, was allerdings nicht geht, das eine Religionsgemeinschaft meint, es dürfe überhaupt keine Schweinefleisch mehr in Kantinen geben, weil sie sich dabei irgendwie peinlich berührt fühlen. In unserem Land gehört Schweinefleisch zur Esskultur, so wie beispielsweise Hammelfleisch im arabisch-islamischen Raum, wenn ich in einem anderen Land lebe, dann habe ich auch die dortige Esskultur zu respektieren und zu akzeptieren.
15.02.16
14:50
Marianne sagt:
@Burak: Was wären denn die vielgerühmten Halal-Standards? Vor einigen Jahren war es noch ausreichend, dass es kein Schweinefleisch war. Dann kam hinzu, dass geschächtet werden musste. Inzwischen steht an fast jeder Dönerbude Helal. Aber was genau verbirgt sich dahinter? Das Wort selbst bedeutet ja einfach erst einmal nur "erlaubt". Aber wann ist eine Speise erlaubt? Spielen auch ökologische Gesichtspunkte eine Rolle? Und wie sieht es mit dem Tierschutz aus?
17.02.16
16:09
Subah sagt:
Ist doch gut, wenn die Gesellschaft gesundheitsbewusster wird. Da freuen sich die Krankenversicherungen, damit die Sozialkassen und letztendlich sollten eigentlich auch Sie, Manuel, sich darüber freuen, dass dann hoffentlich die Krankheiten, die der Konsum von Schweinefleisch dieser Gesellschaft beschert, langsam abnehmen. Dass da gleich wieder reflexartig eine "Islamisierung" gewittert wird, ist ganz schön peinlich, auf eine "Judaisierung" würden Sie nicht kommen? Die essen nämlich auch kein Schweinefleisch, und im übrigen nur koscher (entspricht halal). Aber da fehlt wohl der Reflex, oder es braucht erst ein entsprechendes Pamphlet von Ulfkotte. Gott bewahre.
18.02.16
18:43
Manuel sagt:
@Subah: Rindfleisch und Hammelfleisch ist aus Gesundheitsgründen keinen Deut besser besser als Schweinefleisch, dieses Argument zieht also nicht. Der Unterschied ist nur, dass Juden weitgehend mit dem säkularen Staat weniger Probleme haben und nicht ständig im Gegensatz zu vielen Moslems Forderungen aufstellen, weil ihnen dies und das wieder nicht passen (beispielsweise Schwimmunterricht). Juden haben auch in der Regel kein Problem, wenn in einer Kantine neben koschern Essen auch Schweinefleisch zubereitet wird. Juden versuchen auch nicht anderen ihre Essgewohnheiten aufzuoktroyieren, wenn es mal kein koscheres Essen gibt. Und koscher entspricht nicht komplett halal, die Juden dürften beispielsweise Fleisch und Milch(produkte) nicht mischen.
19.02.16
11:48