Rassismus

Deutschland fehlt eine stabile Struktur zur Forschung von Rassismus

Eine neue Analyse zeigt: Trotz hoher Relevanz bleibt die Rassismusforschung an deutschen Hochschulen marginalisiert. Es mangelt an Professuren, dauerhafter Förderung und verlässlichen Forschungsstrukturen.

03
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2025
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Rassismus in Berlin, Opferberatung
Symbolfoto: Rassismus © Dennis Skley auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Trotz steigender Sensibilität für Fragen von Diskriminierung bleibt die Rassismusforschung in Deutschland strukturell ein Nebenschauplatz. Das zeigt ein Bericht des Wissensnetzwerks Rassismusforschung (WinRa), der nun in Berlin vorgestellt wurde. Die Untersuchung nimmt den Zeitraum von 2015 bis 2025 in den Blick und zeigt ein deutliches Missverhältnis zwischen gesellschaftlicher Relevanz und wissenschaftlicher Verankerung.

Besonders sichtbar werden die Defizite bei der institutionellen Ausstattung. Von mehr als 52.000 Professuren im Land widmen sich lediglich drei explizit der Rassismusforschung. Entsprechende Studiengänge existieren nicht; thematische Bezüge finden sich vor allem in Nachbardisziplinen und dort häufig nur am Rand. Auch die Förderlandschaft wirkt wenig stabil: WinRa registrierte 173 drittmittelfinanzierte Projekte innerhalb von zehn Jahren, allerdings mit stark schwankenden Zahlen. Während 2022 fast 50 neue Forschungsvorhaben starteten, sank die Zahl 2024 auf 14 ab – ein Rückfall auf das Niveau vor fünf Jahren. Die Autoren sehen darin eine Abhängigkeit von öffentlicher Aufmerksamkeit, nicht von strategischer Planung.

Inhaltlich zeigen sich beträchtliche Leerstellen. Für zentrale Bereiche wie Wohnungs- und Arbeitsmarkt fehlen systematische Analysen; auch im Gesundheitswesen sind empirische Erkenntnisse zu Diskriminierungserfahrungen rar. Zur Polizei existieren ebenfalls nur wenige Untersuchungen zu strukturellen Zusammenhängen. Kaum erschlossen ist zudem der Einfluss digitaler Technologien. Obwohl algorithmische Verzerrungen seit längerem diskutiert werden, finden sich hierzu nur vereinzelte Studien, von einer belastbaren Datengrundlage ist das Feld weit entfernt.

WinRa empfiehlt daher eine langfristige Förderrichtlinie, neue Professuren in relevanten Fachgebieten sowie eine stärkere Verankerung in der Lehre – insbesondere in Medizin, Rechtswissenschaft und Lehrerbildung. Begleitet werden müsse dies durch bessere Karrierewege für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Das Netzwerk selbst, vom Bundesforschungsministerium gefördert, soll bis 2027 Vorschläge für den Ausbau der Forschungsinfrastruktur vorlegen.