Global Sumud Flotilla

Aktivisten der Gaza-Flottille berichten von Misshandlungen und Entwürdigung

Nach dem Angriff auf die Gaza-Flottille wächst die Kritik an Israel. Über 400 Aktivisten wurden festgenommen – viele berichten von Misshandlungen, Erniedrigungen und verweigerter medizinischer Hilfe.

07
10
2025
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Drohnenangriff auf Global Sumud Flotilla (c)privat, bearbeitet by iQ
Drohnenangriff auf Global Sumud Flotilla (c)privat, bearbeitet by iQ

Der jüngste illegale Übergriff Israels gegen die „Global Sumud Flotilla“, die humanitäre Hilfe in den belagerten Gazastreifen bringen wollte, hat weltweit Empörung ausgelöst. Mehr als 400 Aktivisten aus über 30 Ländern, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Greta Thunberg und Ada Colau, wurden festgenommen – viele berichten von Misshandlungen, Erniedrigungen und systematischer Gewalt während der Haft.

Die Anwältin Lubna Tuma vom Adalah Legal Centre sprach auf einer Pressekonferenz von „schweren Verstößen gegen Menschenrechte und internationalem Recht“. Männer und Frauen seien stundenlang mit gefesselten Händen unter brennender Sonne festgehalten, beleidigt, geschlagen und psychisch misshandelt worden. Besonders Frauen seien Ziel sexistischer Demütigungen geworden. Eine Aktivistin habe berichtet, sie sei gegen den Kopf getreten worden.„Viele wurden gezwungen, auf den Knien zu verharren. Einige hungern und dursten nun aus Protest. Ihre grundlegenden Rechte werden systematisch verletzt“, so Tuma.

Israel weist die Vorwürfe als „dreiste Lügen“ zurück und behauptet, die Rechte der Inhaftierten seien „vollständig gewahrt“ worden – Aussagen, die von dutzenden Zeugen widerlegt werden.

Hungerstreik gegen Gewalt und Willkür

Etwa 150 Aktivisten befinden sich weiterhin in israelischer Haft, rund 40 von ihnen im Hungerstreik – einige verweigern sogar Wasser, um gegen die Verweigerung medizinischer Versorgung und den Ausschluss von rechtlichem Beistand zu protestieren.

Mehrere der inzwischen nach Spanien zurückgekehrten Teilnehmer schildern erschütternde Szenen:
Sie seien geschlagen, an Händen und Füßen gefesselt und in Käfige gesperrt worden. Selbst schwer Erkrankten sei medizinische Hilfe verweigert worden – eine Frau mit Diabetes habe kein Insulin erhalten.

Der Journalist Néstor Prieto berichtete von Verhöhnung und Entmenschlichung durch israelische Beamte: „Sie sagten, sie hätten keine Ärzte für Tiere.“ Zudem sollen israelische Behörden Dokumente mit gefälschten Unterschriften verwendet haben, um Abschiebungen zu legitimieren. „Vor unseren Augen wurden in unserem Namen Formulare unterschrieben, in denen stand, dass wir illegal eingereist seien“, sagte Prieto.

Blockade, Besatzung und ein Genozid im Gange

Die Teilnehmer der Flottille wollten Hilfsgüter und Solidarität in den Gazastreifen bringen – in eine Region, die seit über 17 Jahren unter einer völkerrechtswidrigen Blockade Israels leidet. Über zwei Millionen Menschen leben dort auf engstem Raum, ohne ausreichenden Zugang zu Wasser, Strom, medizinischer Versorgung oder Nahrung.

Seit Beginn des Genozids in Gaza sind mehr als 600.000 Palästinenser getötet worden – die Mehrheit von ihnen Frauen und Kinder. Ganze Familien wurden ausgelöscht, Krankenhäuser und Schulen bombardiert, Journalistinnen und Sanitäterinnen gezielt angegriffen.

Die Aktivisten der Flottille wollten diesem Schweigen und dieser Gleichgültigkeit etwas entgegensetzen – mit einem Symbol des Widerstands, der Solidarität und der Menschlichkeit. „Wir wollten helfen, wo Regierungen versagen. Stattdessen wurden wir gefoltert, weil wir Palästina nicht vergessen“, sagte eine Aktivistin nach ihrer Rückkehr.

Ein Zeichen der Solidarität

Die „Global Sumud Flotilla“ steht in einer langen Tradition internationaler ziviler Initiativen, die sich gegen die Blockade Gazas und die systematische Entmenschlichung der Palästinenser stellen. Ihr Einsatz verdeutlicht, dass Solidarität nicht an Grenzen haltmacht – und dass der Widerstand gegen Unterdrückung, Kolonialismus und Apartheid weiterlebt. „Wir fordern die sofortige Freilassung aller noch inhaftierten Aktivistinnen, das Ende der israelischen Blockade und internationale Konsequenzen für diese Verbrechen“, heißt es in einer Erklärung der Organisatorinnen. (dpa/iQ)