In deutschen Sportvereinen ist Alltagsrassismus stark verankert, bleibt jedoch oft unsichtbar: weniger als ein Viertel der Befragten erkennt die Benachteiligung von Muslimen als problematisch. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Wuppertal.

Laut einer Studie der Universität Wuppertal sind Athleten afrikanischer Herkunft in deutschen Sportvereinen besonders von alltäglicher Diskriminierung betroffen. Die Auswertung zeigt deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung: Offene rassistische Vorfälle werden überwiegend erkannt, während versteckte Formen meist unbeachtet bleiben.
So bewerten 80 Prozent das Bewerfen eines schwarzen Spielers mit Bananen eindeutig als rassistisch. Knapp zwei Drittel der Befragten (67 %) geben an, dass es definitiv rassistisch sei, wenn ein Schwarzes Kind in einem Sportverein mit der Begründung nicht aufgenommen wird, es wäre dort als einziges Schwarzes Kind nicht glücklich. Andere Situationen werden deutlich seltener eindeutig als rassistisch eingestuft. So halten nur 25 Prozent der Befragten es für definitiv rassistisch, wenn bei einem Vereinsfest ausschließlich Schweinefleisch angeboten wird, obwohl viele Muslime anwesend sind. Dagegen stuft nur 16% die wiederholte Nachfrage nach der Herkunft eines muslimischen Spielers als rassistisch ein. Für die Studie wurden 3.129 Mitglieder aus Sportvereinen befragt.
Die Leiterin des Forschungsprojektes Tina Nobis erklärt diesen Befund mit zwei Aspekten: Zum einen sei struktureller Rassismus schwerer zu erkennen und zu vermitteln. Zum anderen zeige sich Rassismus nicht nur in Nachteilen für Betroffene, sondern auch in Vorteilen für Menschen, die der sogenannten weißen Norm entsprechen – was dazu beiträgt, dass entsprechende Strukturen oft übersehen werden.
Zudem mangelt es laut Studie in vielen Sportvereinen an Selbstreflexion. Das zeigt eine Teilbefragung von 635 ehrenamtlich Engagierten: Jeweils 48 Prozent halten Diskussionen über Gleichberechtigung, den Abbau von Diskriminierung und antirassistisches Engagement für nicht notwendig.
Neun der elf befragten Sportler kritisieren, dass es keine unabhängigen Anlaufstellen für Beschwerden gibt – obwohl 40 Prozent der Vereinsmitglieder angeben, dass solche Angebote existieren. In den Gesprächen äußerten die Athleten zudem den Wunsch nach mehr Diversität in Leitungsfunktionen.
Nach Einschätzung der Leiterin des Ressorts Gesellschaftspolitik bei der Deutschen Sportjugend (dsj) Elena Lamby, erfordert die dauerhafte Verankerung rassismuskritischer Maßnahmen einen langfristigen und aufwendigen Prozess.