CNN dokumentiert in Gaza, wie nahe Zikim Bulldozer zum Bedecken oder Verscharren von Leichen eingesetzt wurden. Augenzeugen, Satellitenbilder und Soldatenberichte liefern Hinweise.

Eine umfangreiche Recherche des US-Senders CNN wirft neue Fragen zum Umgang der israelischen Armee mit getöteten Palästinensern nahe des Grenzübergangs Zikim im Norden des Gazastreifens auf. Laut dem Bericht sollen dort im Sommer 2024 mehrfach Menschen, die versuchten, Hilfslieferungen zu erreichen, unter israelischen Beschuss geraten und anschließend verschwunden sein. Angehörige sprechen von Dutzenden Vermissten – ihre Schicksale sind bis heute ungeklärt.
CNN stützt seine Untersuchung auf hunderte Fotos und Videos, Satellitenbilder sowie Gespräche mit Augenzeugen, lokalen Fahrern von Hilfstransporten und zwei anonymen ehemaligen Soldaten der israelischen Streitkräfte (IDF). Die Aufnahmen zeigen laut dem Sender immer wieder Leichen, die in der militärisch kontrollierten Zone nahe Zikim über längere Zeit ungeborgen blieben, teils verwesten und von Hunden angefressen wurden.
In mehreren Fällen seien Bulldozer im Einsatz gewesen, die offenbar Erde über die Körper schoben oder sie in flachen, nicht gekennzeichneten Gruben bedeckten. Die IDF weist Vorwürfe zurück, Leichen „beseitigt“ zu haben. Ob die Maschinen jedoch zum Vergraben von Leichen eingesetzt wurden, beantwortete die IDF nicht. Bulldozer seien aus „operativen Gründen“ im Einsatz, etwa zur Räumung von Trümmern oder zum Umgang mit Sprengsätzen. Auf konkrete Fälle ging das Militär in seinen Stellungnahmen nicht ein. Rechtswissenschaftler betonen jedoch, dass das Vergraben von Toten ohne Identifizierung oder Dokumentation gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen kann.
Mehrere Fahrer von Hilfstrucks schilderten gegenüber CNN, dass Leichen entlang der Route alltäglich gewesen seien. Ein Zivilhelfer berichtete zudem von deutlich verwesten Körpern, die erst Tage nach einem Schusswechsel geborgen werden konnten. Auch ehemalige IDF-Soldaten schilderten, dass sie andernorts in Gaza ähnliche Situationen erlebt hätten und es an klaren Vorgaben zum Umgang mit Toten gefehlt habe.
Für die Familien der Vermissten bleibt die Ungewissheit quälend. Viele hoffen weiterhin auf Hinweise zu ihren Angehörigen – oder zumindest auf Klarheit über deren Schicksal.