









Zum Muttertag reflektiert eine muslimische Mutter über die tiefgründigen Erfahrungen des Mutterseins, ihre unsichtbaren Herausforderungen und den Trost, den sie in den Lehren des Propheten Muhammad (s) findet.
Erst als ich selbst Mutter wurde, habe ich wirklich verstanden, was es bedeutet Mutter zu sein. Es ist und bleibt die tiefgründigste Erfahrung meines Lebens. Mutter zu werden ist die körperlich, emotional, mental und spirituell herausforderndste Veränderung meines Daseins.
Es scheint, als würden Mütter, während sie einen Menschen großziehen, zugleich selbst für immer durch ihre Kinder heranreifen und sich verändern. Auch wer keine eigenen Kinder hat, trägt dennoch die Fähigkeit in sich, die nächste Generation zu begleiten und zu fördern.
So schön das Muttersein auch sein kann – sie kann gleichzeitig auch eine zutiefst einsame und traurige Erfahrung sein: Die Schmerzen und die Erschöpfung des Körpers, die postnatale Betrübsamkeit und seelische Belastung, die schlaflosen Nächte, die Tränen, die ständigen Sorgen und die nie endenden Selbstzweifel und Schuldgefühle, ob man diesem kleinen Menschen wirklich das Beste gibt.
Als Gesellschaft würdigen wir die selbstlose Opferbereitschaft von Müttern – besonders am Muttertag. Doch in vielen Lebensbereichen fehlt es weiterhin an umfassender Unterstützung und Fürsorge.
In jenen Momenten, in denen ich mich ein wenig einsam fühle und von den endlosen Anforderungen der Mutterschaft überfordert bin, wende ich mich den spirituellen Ressourcen meines muslimischen Glaubens zu, die mein Herz stärken und meine Seele nähren. Die Lehren des Propheten Muhammad (s) zur Fürsorge von Müttern und sein liebevoller Umgang mit seiner eigenen Mutter – selbst nach ihrem Tod – spenden mir in schwierigen Zeiten Trost. Einige Aussagen stehen mir besonders nah:
Jede Mühe einer Mutter wird belohnt – so betonen es viele Verse im Koran, die der Prophet Muhammad (s) seiner Gemeinschaft überbrachte:
„Und Wir haben dem Menschen anbefohlen, gütig zu seinen Eltern zu sein. Seine Mutter hat ihn unter Mühen getragen und unter Schmerzen geboren. Dreißig Monate dauert seine Schwangerschaft und Entwöhnung. Und wenn er seine volle Reife erreicht und vierzig Jahre alt wird, sagt er: ‚Mein Herr, gib mir ein, für Deine Gnade zu danken, die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast. Gib mir ein, rechtschaffen zu handeln, wie es Dir gefällt. Und mache meine Nachkommenschaft rechtschaffen. Ich kehre reuevoll zu Dir zurück und bin einer der (Dir) Ergebenen,‘“ Koran 46:14 und Koran 31:14: “Und Wir haben dem Menschen im Hinblick auf seine Eltern anbefohlen – seine Mutter trug ihn in Schwäche über Schwäche, und seine Entwöhnung erfordert zwei Jahre: „Sei Mir und deinen Eltern dankbar. Zu Mir ist die Heimkehr.”
Diese Verse zeigen: Gottesdienst bedeutet auch, den Eltern – insbesondere der Mutter – mit Liebe und Fürsorge zu begegnen, die so viele Belastungen auf sich nimmt. Solche ehrenvollen Worte haben mich in Momenten aufgerichtet, in denen ich mich einsam fühlte und meine Anstrengungen für die Außenwelt unsichtbar waren. Sie erinnern mich daran: Ein Kind großzuziehen, ist ein zutiefst spiritueller Akt und wertvoller Gottesdienst. Ein prophetisches Wort sagt sogar: Wenn eine schwangere Frau bei der Geburt stirbt, so stirbt sie den Märtyrertod.
Die Mutter verdient am meisten gute Behandlung. Ein Mann fragte den Propheten Muhammad (s): „O Gesandter Gottes, wer verdient meine gute Gesellschaft am meisten?“ Der Prophet antwortete: „Deine Mutter.“ Der Mann fragte: „Und dann?“ Er sagte: „Deine Mutter.“ Der Mann fragte erneut: „Und dann?“ Er antwortete: „Deine Mutter.“ Der Mann fragte ein viertes Mal: „Und dann?“ Da sagte der Prophet: „Dann dein Vater.“
Das Paradies liegt zu Füßen der Mütter – wahrscheinlich die bekannteste prophetische Überlieferung in der muslimischen Gemeinde. Diese Aussage unterstreicht die enorme Bedeutung von Mutterliebe, Respekt und Zuwendung. Gibt es eine stärkere Ermutigung, als dass die gute Behandlung der Mutter ein Tor zum Paradies und zur ewigen Glückseligkeit sein kann?
Mütter sollten gesehen und unterstützt werden
In der von Frauenverachtung geprägten Gesellschaft des 7. Jahrhunderts in Arabien waren diese Aussagen revolutionär. Und auch heute noch gelten sie – und rufen uns auf individueller wie kollektiver Ebene zum Handeln auf. Viele Mütter – und in gewisser Weise auch Väter – sehnen sich nach tiefer Zuneigung und regelmäßiger Zeit mit ihren erwachsenen Kindern, die oft im Strudel des Alltags beschäftigt sind. Die weitverbreitete soziale Isolation und Vernachlässigung älterer Menschen – besonders von Frauen – ist gut dokumentiert. Familiare Entfremdung ist leider eine Realität. (Missbräuchliche und belastende Eltern-Kind-Beziehungen bedürfen einer gesonderten Betrachtung.)
In Zeiten von Migration und Mobilität leben biologische Eltern oft weit entfernt. Und doch können wir Zeit mit mütterlichen oder väterlichen Figuren und Senioren in unserer Nähe verbringen, die sich nach Gesellschaft und qualitativen Gesprächen sehnen. Die Lehren des Propheten Muhammad (s) laden uns dazu ein, unser Leben – und auch unsere gesellschaftlichen Strukturen – so zu gestalten, dass Mütter, Eltern und alle bedürftigen Menschen sich wirklich gesehen, unterstützt und liebevoll umsorgt fühlen.