Debatte

IGMG-Jugend kritisiert angestoßene Integrationsdebatte nach Silvesternacht

Die Ereignisse in der Silvesternacht haben eine Integrationsdebatte angestoßen. Viele Politiker versuchen die Ursache des Problems in der Migration zu suchen. Muslimische Jugendliche beobachten die Debatte mit großer Sorge.

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01
2023
Silvesternacht und Integrationsdebatte
Symbolbild: Silvesternacht © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die Bilder aus der letzten Silvesternacht sind verstörend. In einer gemeinsamen Erklärung verurteilen die Jugendorganisationen der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş die Ereignisse in der Silvesternacht und der dadurch angestoßenen Integrationsdebatte. „Es ist unverantwortlich Passanten, Gebäude und Autos wahllos mit Feuerwerkskörpern zu bewerfen und Menschen zu bedrohen. Dass Polizisten, Feuerwehrleute und notfallmedizinisches Personal bei ihren Einsätzen in der Silvester-Nacht durch eben jene Chaoten angegriffen wurden, verurteilen wir, heißt es in der Erklärung.

Man hoffen, dass die Verursacher dieser Verwüstung so schnell wie möglich gefasst und ihrer „gerechten Strafe zugeführt werden“. Die durch diese Ereignisse wieder einmal angestoßene Integrationsdebatte beobachten die muslimischen Jugendlichen mit großer Sorge. Darin werden erneut „pauschalisierende, stereotypisierende und diskriminierende Bilder von Migrant:innen – insbesondere jungen Migranten – reproduziert“.

Einige politische Verantwortungsträger erwecken den Eindruck, als würde es ihnen primär darum gehen, die Ursache des Problems in der Migration und bei zugewanderten Menschen zu suchen. Politikerinnen und Politiker, die das Fehlverhalten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund skandalisieren, nehmen das ähnliche Fehlverhalten von Personen ohne Migrationshintergrund selten zur Kenntnis oder kommentieren es nicht. Falls doch, werden die ‚eigenen Chaoten‘ nicht ermahnt, „sich an unsere Regeln in Deutschland zu halten“.

Vereinende Sprache, statt spaltendes Vokabular

In diesem Zusammenhang möchten die Jugendorganisationen der IGMG auch ihre Enttäuschung über die Äußerungen des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, bei seinem TV-Auftritt ausdrücken. „Seine Wortwahl erweckte nicht den Eindruck, als gehe es um eine differenzierte Ursachensuche für Probleme“, heißt es weiter. Aus diesem Grund sei es ratsam, auf eine vereinende Sprache zu setzen und spaltendes Vokabular tunlichst zu vermeiden.

Kriminelle Taten müssen geahndet und die Hintergründe für ein derartiges Verhalten analysiert werden. Vandalismus, ganz egal von wem er ausgehe, habe keinen Platz in der Gesellschaft. „Auch fordern sie von Politik und Medienvertretern, dass sie das stereotypisierende Vokabular nicht übernehmen. „Probleme müssen beim Namen genannt werden: Herkunft und Kultur sind keine Problemkategorien“, erklären die Jugendorganisationen abschließend.

Leserkommentare

Evergreen sagt:
Das Anliegen differenzierter Ursachenanalyse teile ich. Ich (kein CDU-Wähler) bedaure aber, dass die IGMG-Jugend Merz das Wort im Mund umdreht. Wer zugehört oder genau gelesen hat, weiß, dass er sich dagegen wehrt, dass manche Kreise eine ehrliche Ursachenanalyse von vornherein unterbinden wollen. Doch solche ehrliche Ursachenanalyse fordern auch türkischstämmige Polizisten und Feuerwehrleute, welche in der Silvesternacht im Einsatz waren und bedroht wurden. Und wer ehrlich ist, weiß, dass bisweilen auch Herkunft und Kultur aufschlussreich sind. Wer setzt Mitschüler unter Druck, wenn diese angeblich falschen Brotaufstrich haben oder im Ramadan in der Schulpause essen und trinken? Sprüche wie „Ich fick deine Mutter“ oder „Ich fick deine Schwester“ kommen manchen Schülern schneller über die Lippen, welche das aus ihrem Lebensumfeld kennen. Und noch erschreckender: Wie oft Väter oder Brüder aus solchem Umfeld meinen, für die verletzte Ehre ihrer Frau oder Schwester gewaltsam Selbstjustiz üben zu dürfen.
14.01.23
20:13
Marco Polo sagt:
Der 'Deutschlandfunk' berichtet heute ganz aktuell, daß der CDU-Politiker Friedrich Merz seine "Klagen über arabischstämmige Kinder und Jugendliche" bekräftigt: "CDU-Chef Merz hat erneut unterstrichen, dass der kulturelle Hintergrund von Jugendlichen aus seiner Sicht eine starke Rolle für Ausschreitungen wie in der Silvesternacht spielt." Gerade unter arabischstämmigen Schülern gebe es eine beachtliche Zahl, die die Autorität von Lehrern und insbesondere Lehrerinnen einfach nicht respektieren, sagte er dem "Tagesspiegel". Im ZDF hatte er von den Kindern als "kleine Paschas" gesprochen. Lehrerverbände würden dies bestätigen. Die 'Spiegel'-Bestseller-Autorin Zana Ramadani beschreibt in ihrem Buch "Die verschleierte Gefahr" die folgende Situation: Muslimische Mütter geben frauenfeindliche Werte an ihre Kinder weiter. Die Tochter einer muslimischen Einwandererfamilie sagt: "Die muslimischen Frauen herrschen in der Familie. Ihre Töchter erziehen sie zu willenlosen Lemmingen, ihre Söhne zu verwöhnten Machos - und weil diese Hätschel-Machos damit im Leben scheitern, zu den nächsten Radikalen." Insgesamt kritisiert die engagierte Menschenrechtsaktivistin & Autorin die überkommenen Regeln einer vormodernen Religion, die keinesfalls auf die heutige westliche Welt angewendet werden dürfen. 'Bild-München' titelte am 25.06.2022 ganz groß: "Protzen. Prügeln. Provozieren. Lehrer-Chef schlägt Alarm. So herrschen Clan-Kinder an unseren Schulen!" Diese Vorkommnisse bzw. Entwicklungen müssen wirklich mit großer Sorge intensiv beobachtet und analysiert werden. Jegliche Toleranz wäre da völlig unangebracht.
16.01.23
21:34
Evergreen sagt:
Wieder einmal ZENSUR bei Islamiq. Leserkommentar von Marco Polo wurde abgeschickt am 16.1. und erschien heute am 17. 1. Mein nachfolgender Kommentar wurde abgeschickt bereits am 14.1. und wurde nicht gebracht. WARUM? Wenn nicht sofort und dann vielleicht verspätet doch, wird er gewöhnlich nicht mehr registriert. Auch so verspielt IslamiQ Vertrauen. Das Anliegen differenzierter Ursachenanalyse teile ich. Ich (kein CDU-Wähler) bedaure aber, dass die IGMG-Jugend Merz das Wort im Mund umdreht. Wer zugehört oder genau gelesen hat, weiß, dass er sich dagegen wehrt, dass manche Kreise eine ehrliche Ursachenanalyse von vornherein unterbinden wollen. Doch solche ehrliche Ursachenanalyse fordern auch türkischstämmige Polizisten und Feuerwehrleute, welche in der Silvesternacht im Einsatz waren und bedroht wurden. Und wer ehrlich ist, weiß, dass bisweilen auch Herkunft und Kultur aufschlussreich sind. Wer setzt Mitschüler unter Druck, wenn diese angeblich falschen Brotaufstrich haben oder im Ramadan in der Schulpause essen und trinken? Sprüche wie „Ich fick deine Mutter“ oder „Ich fick deine Schwester“ kommen manchen Schülern schneller über die Lippen, welche das aus ihrem Lebensumfeld kennen. Und noch erschreckender: Wie oft Väter oder Brüder aus solchem Umfeld meinen, für die verletzte Ehre ihrer Frau oder Schwester gewaltsam Selbstjustiz üben zu dürfen.
17.01.23
20:59