Hannover

Leichen vertauscht: Muslim eingeäschert und in Urne beigesetzt

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurden Leichen vertauscht – und der verstorbene Muslim eingeäschert.

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2022
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Symbolbild: Muslimischer Patient wird eingeäschert © Shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Muslimischer Patient wird eingeäschert © Shutterstock, bearbeitet by iQ

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurden die Leichen von einem 81-jährigen Mann aus Großburgwedel und einem 71-jährigen türkischen Staatsbürger vertauscht. Der schwerwiegende Fehler führte dazu, dass die Leiche des Muslims eingeäschert wurde. Laut dem Bericht im „HAZ“ war der 81-Jähriger am 05. Dezember und der 71-jährige Muslim am 14. Dezember verstorben. Beide Leichen wurden in der MHH begutachtet.

Der Mann aus Großburgwedel sollte wunschgemäß verbrannt werden. Doch statt ihn schickte die MHH den Muslim ins Krematorium. Folglich wurde der Muslim in einer Urne beigesetzt. Der gravierende Fehler fiel dem Sohn des 71-Jährigen während der Vorbereitung der muslimischen Beisetzung bei der rituellen Waschung auf. Er bemerkte, dass die auf dem Waschtisch liegende Leiche nicht sein Vater ist.

„Leichtsinniges und verantwortungsloses Handeln“

Die SCHURA Niedersachsen zeigt sich entsetzt und schockiert über den Vorfall. Der Vorsitzende Recep Bilgen fordert die Verantwortlichen der MHH auf, den Fehler lückenlos sachlich aufzuarbeiten und sich aufrichtig den beiden beteiligten Familien zu entschuldigen. „Das leichtsinnige und verantwortungslose Handeln der MHH hat nun dazu geführt, dass Familien empört und aufgebracht sind. Zudem haben sie von falschen Personen Abschied genommen haben“, sagte Bilgen. „Das darf nicht passieren. Dem Leid der Hinterbliebenen ist nun ein weiteres hinzugekommen“, fügte er hinzu. Gerade für die muslimische Familie ist dieser Vorfall besonders schwerwiegend, da nach islamischen Glaubensvorschriften Tote nicht eingeäschert werden dürfen.

Die Geschäftsführerin des DITIB-Landesverbandes in Niedersachsen und Bremen, Emine Oguz, äußerte sich in einer schriftlichen Stellungnahme ähnlich. Sie sagte, allein das Bedauern des Falles sei nicht ausreichend. “Wichtig ist nun, dass alle verantwortlichen Stellen gemeinsam für Aufklärung sorgen müssen, damit dieser unverzeihliche „Fehler“ nicht nochmal vorkommt.”

Ähnlicher Vorfall in Frankfurt

Im Januar hatte ein Frankfurter Krankenhaus einen muslimischen Verstorbenen eingeäschert, da dieser ohne Papiere durch den Rettungsdienst in Krankenhaus gebracht wurde. In diesem konkreten Fall habe man keine Informationen zur Glaubensrichtung oder Nationalität des Verstorbenen vorliegen. Der Vorfall wurde auf unzureichende Nachforschung kritisiert und eine lückenlose Aufklärung gefordert.