Islamischer Religionsunterricht

DITIB kritisiert Übergangsmodelle für Islamunterricht

Einige Bundesländer führen den Islamunterricht mit Übergangsmodellen fort. Die DITIB kritisiert diese Modelle und hofft auf Verbesserung.

09
10
2019
Pressekonferenz der DITIB am 10. Juli 2019, (c) DITIB, bearbeitet by iQ

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) hofft auf Fortschritte beim Islamunterricht in Deutschland. So befinde man sich mit dem Bundesland Nordrhein-Westfalen in „konstruktiven Gesprächen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der DITIB, Kazım Türkmen, am Mittwoch in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Köln.

Nordrhein-Westfalen hatte im Sommer eine Neuregelung auf den Weg gebracht. Künftig soll eine Kommission über Inhalte und Lehrerlaubnisse für den Islamunterricht entscheiden, an der auch Vertreter mitwirken, die nicht den großen islamischen Religionsgemeinschaften angehören.

Kritik an Stiftung in Baden-Württemberg

„Ich habe die Hoffnung, dass wir uns auf ein Modell verständigen können, das auch für andere Bundesländer wegweisend ist“, sagte Türkmen. Scharfe Kritik äußert der DITIB-Vorsitzende dagegen an dem von Baden-Württemberg eingeschlagenen Weg. Dort soll eine Stiftung öffentlichen Rechts den Unterricht verantworten und organisieren.

Damit verstoße das Bundesland gegen das Neutralitätsgebot des Staates, so Türkmen. Dennoch habe sein Verband „unter Bauchschmerzen“ zugesagt, die Stiftung für fünf Jahre als Übergangslösung zu installieren, allerdings um einige Korrekturen gebeten. „Nach mehreren Monaten Verhandlungen hat man uns dann einen Satzungsentwurf und einen Vertrag vorgelegt, der alle unsere Bedenken und die Kompromisse, die bei diesen Verhandlungen erzielt wurden, komplett ignorierte“, so Türkmen. „Da waren wir gezwungen, Nein zu sagen.“

Debatte um Islamunterricht

Auf die Frage, wie Türkmen den Stand der Debatte um den islamischen Religionsunterricht beurteile, erklärte er, dass es „2014  voran ging und dann die Entwicklung wegen politischer Krisen, die mit der DITIB zu tun hatten“, stagnierte.

Auch auf die Frage, was Türkmen davon halte, dass die nordrhein-westfälische Landesregierung anstelle eines Beirats eine Kommission setzen möchte, habe er Hoffnung auf konstruktive Gespräche. „Wir befinden uns in konstruktiven Gesprächen. Ich habe die Hoffnung, dass wir uns auf ein Modell verständigen können, dass auch für andere Bundesländer wegweisend ist“, so Türkmen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Brad Lewis sagt:
Wieso sollte eigentlich dieser umstrittene DITIB-Verein bzw. diese selbsternannte Religionsanstalt federführend und wegweisend bei der Gestaltung schulischer Unterrichtsfächer sein? Bei der Vielzahl unterschiedlicher islamischer Koraninterpretations-Varianten & Verständnisse kann es nicht sein, daß ein Verein einen Alleinvertretungs-Anspruch für sich proklamiert und eine staatstragende Rolle spielen bzw. herbeireden will. Noch dazu in Zusammenhang mit einer umstrittenen Religion, die überall, wo sie kann, totalitäre Strukturen aufbaut und Religionsfreiheit für andere Religionen einschränkt oder ganz abschafft.
09.10.19
17:44
Kafira sagt:
Liebe Leser, " Unterricht über die Religionen " oder kurz ' Relli 'sollte durchaus Unterrichtsfach sein. Untergruppen: Buddhisten Christentum Islam Hindus Mormonen usw. Weil sich Religionen gegenseitig widersprechen können nur neutrale, religionsfreie Lehrkräfte dieses Fach unvoreingenommen unterrichten. Dabei könnte die Lehrkraft durchaus mit den einzelnen Religionsvertreter kommunizieren. Die gebotene Unparteiïgkeit verlangt aber, dass kein voreingenommene ' Indoktrinierer ' unmittelbar Unterricht erteilt. Also kein Priester, Mufti Pastor Ditib-Missionar steht vor der Klasse. Dabei sollten auch Absurditäten, welche die jeweilige Religion in den Bereich der Esoterik verweisen, zur Sprache kommen ( z.B. wenn ein religiöser Führer angeblich den Mond spalten konnte und die Anhänger das auch noch glauben. ) Kafira
10.10.19
0:42
Ute Fabel sagt:
Warum im staatlichen Bildungssystem religionsunmündige Kinder überhaupt nach dem Religionsbekenntnis ihrer Eltern auseinander dividieren? Außer Lobby-Interessen von Religionsverbänden, die ganz scharf auf staatsfinanzierte Möglichkeiten zur Selbstdarstellung und Beeinflussung sind, spricht sachlich nichts dafür. Der konfessionelle Religionsunterricht sollte durch das übergreifende Unterrichtsfach Ethik ersetzt werden, dessen Bestandteil auch Religionskunde werden sollte. Daran sollten alle Schüler gemeinsam teilnehmen. Das verbindet. Eltern, die auf religiöse Erziehung wert legen, steht es ja frei, ihren Nachwuchs außerhalb der Schulzeit in die Jugendgruppe einer Religionsgemeinschaft zu schicken.
13.10.19
15:28
all-are-equal sagt:
Wenn die Welt erst ehrlich genug geworden sein wird, um Kindern vor dem 15ten Jahr keinen Religionsunterricht zu erteilen; dann wird etwas von ihr zu hoffen sein." Arthur Schopenhauer (1788 - 1860), deutscher Philosoph
15.10.19
14:54