Parlamentswahl

Steht Spanien vor einem historischen Rechtsruck?

Zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren könnte in Spanien einer Rechtsaußen-Partei der Einzug ins Nationalparlament gelingen.

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2019
Partei
Symbolbild: Spanien © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die Zäsur im Spanien zeichnet sich schon seit Dezember deutlich ab: Mit einem zweistelligen Ergebnis zog die rechtspopulistische Partei Vox damals überraschend ins andalusische Regionalparlament ein. Es war das erste Mal seit Ende der Franco-Diktatur 1975, dass einer spanischen Rechtsaußen-Partei ein derartiger Erfolg gelang. Erstmals seit 36 Jahren wird Andalusien nun nicht mehr von Sozialisten regiert. Konservative (PP), Liberale (Ciudadanos) und Vox schlossen sich im Januar zu einer Minderheitsregierung zusammen.

Die Wahl zum Nationalparlament am Sonntag könnte zu einem ähnlichen Szenario führen. Vox steht laut aktuellen Umfragen bei um die zwölf Prozent und bestimmt im Wahlkampf mit ihrem zentralen Slogan „Por Espana“ (Für Spanien) weitgehend die Debatten. Aber wie konnte es dazu kommen? Vor kurzem war die junge politische Kraft noch nahezu bedeutungslos. Die 2013 von früheren Mitgliedern der Partido Popular gegründete Partei kam bei der Parlamentswahl 2016 auf gerade einmal 0,2 Prozent der Stimmen – trotz Wirtschaftskrise und großer Unzufriedenheit im Wahlvolk. Eine Entwicklung wie der Aufstieg der AfD in Deutschland schien in Spanien ausgeschlossen.

Doch die Vorzeichen haben sich geändert. Einen Grund sehen Beobachter nicht zuletzt in der Migrationspolitik der seit Juni 2018 amtierenden sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Pedro Sanchez (PSOE). War Spanien zuvor für einen strikten Kurs bekannt, setzte Sanchez andere Signale. Im vergangenen Jahr gelangten so viele Bootsmigranten wie nie zuvor auf illegalem Weg in das südeuropäische Land. Ein Trend, der sich auch in diesem Jahr fortsetzte. Das kommt bei vielen Wählern nicht gut an, die eine Politik der offenen Grenzen ablehnen.

Merkels Asylpolitik schade Europa

Für Vox und ihren telegenen Frontmann Santiago Abascal ist das eine Steilvorlage. Wiederholt prangerte der 43-jährige Baske, der auf Wahlkampfveranstaltungen wie ein Nationalheld gefeiert wird, eine Asylpolitik a la Angela Merkel an. Die Bundeskanzlerin schade Europa, „indem sie die Türen für massive Einwanderung und die Zerstörung der Souveränität der Nationalstaaten geöffnet hat“, so der politische Ziehsohn des ehemaligen PP-Ministerpräsidenten Jose Maria Aznar. Ginge es nach Abascal, so müssten illegal Eingewanderte und straffällig gewordene Ausländer sofort abgeschoben werden. Zudem will er mit harter Hand gegen einen „Fundamentalismus“ vorgehen, der in der Gesellschaft um sich greife.

Vox-Partei wirbt erfolgreich um konservativ-katholische Wähler

Doch Vox ist mehr als eine Ein-Themen-Partei. Die Rechtspopulisten punkten mit ihrem Einsatz für Vaterland, Brauchtum und traditionelle Familienwerte auch in konservativ-katholischen Milieus. So fordern sie mehr Unterstützung für kinderreiche Familien, eine stärkere Förderung katholischer Privatschulen und einen Schutz des menschlichen Lebens „von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod“. Viel Zuspruch erhält Vox darüber hinaus von Kräften, denen die Einheit Spaniens am Herzen liegt. So scharf wie keine andere Partei lehnt sie separatistische Bestrebungen wie in Katalonien ab. Stattdessen will sie Spanien zu einem straffen Zentralstaat umbauen.

Die katholische Kirche tut sich sichtlich schwer mit dem Phänomen Vox. Einerseits werden die teils radikalen Forderungen der Bewegung um Abascal kritisch betrachtet. Andererseits gibt es erhebliche programmatische Schnittmengen, die den Bischöfen des Landes nicht verborgen geblieben sein können. Nicht wenige Kirchenvertreter erhoffen sich Beistand bei mehreren Konfliktthemen, die von der Regierung aufgeworfen wurden. Die Sozialisten würden Zigtausende spanische Gotteshäuser am liebsten verstaatlichen und steuerrechtliche Vorteile der Kirche abschaffen – ein Horrorszenario für viele Gläubige.

Der Bischof von Cordoba etwa machte aus seiner Erleichterung über die jüngste Wahlniederlage der Sozialisten in Andalusien keinen Hehl. Ohne Vox beim Namen zu nennen, äußerte sich Demetrio Fernandez „erfreut“ über den Ausgang des Urnengangs im Dezember: Dank dieses „spektakulären“ Resultats sei Andalusien zum „Vorreiter eines sozialen Wandels“ geworden, auf den viele in Spanien warteten. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Kritika sagt:
L.S. Das aggressive Benehmen der einst als welcome refugees " aufgenommenen armen Flüchtlinge hat begreiflicherweise die Islamstimmung gekippt. Nun kämpft Spanien mit Händen und Füssen gegen jeden aus dem Mittelmeer gefischten Muslim, mit denen sie zusätzlich belastet werden sollen. Während dessen nerven die früher aufgenommene Muslims ihre Retter in allen Aufnahme Ländern -- so auch Deutschland -- so gut sie können. Was die Feindschaft Muslims gegenüber begreiflicherweise noch weiter steigert. Schade, Kritika
25.04.19
15:58
grege sagt:
Ein Forumteilnehmer namens Tariqhat behauptet, er kenne "viele Spanier", die der zurückliegenden muslimischen Herrschaft positiv gegenüberstehen würden. Die Wahlprognose zeigen, dass Tariq immer noch zu wenige Angehörige dieses Staates kennt.
26.04.19
21:49
Tarik sagt:
Da sie ohnehin in der Al-Andalus u.a. Durch die Unfähigkeit auffielen, tatsächlich geschriebenes von dem zu unterscheiden, was Sie zu verstanden geglaubt haben, und sie andererseits an anderer Stelle Ihr irriges verständnis mir in den Mund legen (was nicht die feine Art ist - aber seien Wir nachsichtig, es ist ja Ramadan) . Neben der verändernden Wahrnehmung bei zunehmend mehr Spaniern jüngerer Generation (die Sie nicht glauben können, da Sie auf dem "Niveau" con Unterstellungen verharren), verwies ich ebenfalls auf den Rechtsruck (Stichwort: letzte andalusienwahl), es ist ja nicht so, als ob den ewiggestrigen ein Umdenken gefiele. Dieser Rechtsruck hat mit dem Flüchlingsproblem zu tun, mehr noch mit den wirtschaftlichen problemen (denken Sie an die Folgen der Immobilienblase). Auch in Ländern mit hohem muslimischen Bevölkerungsanteil steht man den Migranten oft ablehnend gegenüber (aktuell in Bosnien, das seit ein/zwei Jahren Teil der Balkanroute geworden ist). Erst neulich berichtete mir wieder ein bosn. Muslim, dass er "genug von den in Sarajevo herumlungernden Arabern hätte". Und "islamhass" als Grund kann man bei ihm sicher ausschließen
08.05.19
22:42
grege sagt:
Ein simpler Blick in das Wahlprogramm der Voxpartei genügt, um die äußerst reservierte Haltung dieser Partei gegenüber dem Islam festzustellen. Wenn dieselbe Partei bei den kürzlich zurückliegenden Wahlen einen immensen Stimmenzuwachs einfährt, lassen sich angebliche Sympathien der Spanier für den Islam leicht widerlegen. Was auch kein Wunder ist, da die schrecklichen, islamisch motivierten Anschläge in Barcelona und in Madrid Skepsis und Argwohn gegenüber dieser Religion und einigen Muslimen erhöht haben. Da eine Wahl sich größenordnungsmäßig auf die Gesamtbevölkerung bezieht, lassen sich aus deren Ergebnis belastbarere und repräsentativere Stimmungsbilder ableiten wie aus den Aussagen„vieler“ einzelner Bekannter im privaten Umfeld. Wer dennoch aus eigenem Wunschdenken heraus an diesen Aussagen verkrampft festhält, beweist einfach nur statistische Inkompetenz, wie offenbar der liebe Tariq.
12.05.19
15:24
Tarik sagt:
Warum so verbohrt, lieber grege? Die rechtsextreme Vox ist mit 10 Prozent ins Parlament eingezogen. Gleichzeitig hat die nationalkonservative PP - ebenfalls ein Hort der Traditionalisten - 16 Prozent verloren. Soviel zum Thema statistischen Inkompetenz. Desweiteren sollten Sie vielleicht irgendwann einmal damit beginnen, gründlich zu lesen, was geschrieben steht. Die von mir beschriebe " verändernden Wahrnehmung bei zunehmend mehr Spaniern jüngerer Generation" - die nicht auf "Aussagen von Bekannten fußt" (wo immer sie das herhaben) bezieht sich auf die eigene Vergangenheit. Dass rechtsextreme Parteien aufgrund von Anschlägen/Flüchtlingskrisen Zulauf haben, ist getrennt davon zu betrachten. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, damit Sie das Prinzip verstehen Hätte sich jemand vor 20 Jahren vorstellen können, dass Menschen - denen man ihren Migrationshintergrund ansieht - für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen und größtenteils auch akzeptiert werden? Wohl kaum. Dass aufgrund von Flüchtlingskrise rechtsextreme Parteien gewählt werden, negiert nicht die Tatsache, dass - vor allem bei Deutschen jüngerer Generation es in den letzten Jahren sich die Wahrnehmung in Sache Identität/Zugehörigkeit etc. geändert hat. Nirgendwo schrieb ich, dass "die Spanier dem Islam positiv" gegenüberständen. Das ist lediglich ihre Auslegung. Ob aus böswilliger Absicht oder Unfähigkeit steht freilich auf einem anderen Blatt. Tarik mit k
15.05.19
16:42
grege sagt:
Offenbar verwechselt der liebe Tarik Sturheit mit Beharrlichkeit. Gleichzeitig fallen bei ihm gewisse Erinnerungslücken auf. In einem Beitrag vom 06.03.leitet der liebe Tariq aus seinen persönlichen Begegnungen mit spanischen Mitdiskutanten die statistisch fragwürdige These ab, dass „die Meinung DER SPANIER zu der islamischen Phase heute eine andere ist als vor sagen wir 20 Jahre“. Dass diese Vorgehensweise, bei der aus einer dürftigen Stichprobe auf die Gesamtheit von 45 Millionen Menschen geschlossen werden soll, einem Statistikexperten die Lachtränen ins Gesicht treiben, erübrigt sich eigentlich die Fortsetzung jeder weiteren Diskussion. Tariks Aussage in dem 1. Absatz seines 1. Beitrags zum Thema „Reisebericht Lissabon: Andalusien wiederbeleben“ vom 06.03. wird umso unglaubwürdiger, wenn eine rechtspopulistische Partei quasi aus dem Stand heraus 10 % der Stimmen bei Parlaments- und Regionalwahlen gewinnt und im Wahlkampf zuvor die Reconquista durch Auftritte im asturischen Covadonga (angeblicher Ausgangsort der Reconquista) geradezu glorifiziert hat. Einer Identifizierung oder zumindest zunehmende Teilidentifizierung der Spanier mit der islamischen Vergangenheit widersprechen solche Ereignisse und Wahlergebnisse. Tarik stellt also Behauptungen auf, die statistische keineswegs abgesichert sind und offensichtlich vielmehr sein eigenes Wunschdenken wiedergeben. Die spanische PP hat als christdemokratische Partei mit zur Etablierung der Demokratie nach der Franco-Diktatur beigetragen ebenso, wie die sozialdemokratische PSOE. Wenn solche gemäßigten Parteien aus dem mittleren Spektrum an rechtspopulistische Gruppierungen Wählerstimmen verlieren, kann man getrost von einem Rechtsruck und eher einer zunehmenden Identifizierung mit der Reconquista, aber bestimmt nicht mit einer islamischen Vergangenheit sprechen.
26.05.19
19:27
Tarik sagt:
Werter grege, Wenn Sie Ihr Niveau des selektives Zitierens in Kombination mit Ignoranz verlassen, dann werden Sie schnell feststellen, dass ich in besagter Andalus-Diskussion mich eingangs erstaunt darüber zeigt, dass ich (sinngemäß zitiert) im Februar (Anm: diesen Jahres) in einem andalusischen Dorf einem Festival beiwohnte, in welchem das maurische Erbe gefeiert wird. Wer Spanien wie ich seit über 20 Jahren kennt, weiß, dass es Zeiten gab, wo so etwas undenkbar war. Dieser Information müssen Sie natürlich keinen Glauben schenken, diese Information können Sie ergoogeln. Und - entgegen ihrer allein auf Unkenntnis (der Sprache, Kultur und der Politik, insbesondere der PP und ihrem alles andere als bedeutungslosen erzkonservativen bis dunkelrechten Flügels aus Alt-Frankisten, weshalb sich im Ergebnis letztlich nru der rechte Flügel der PP verabschiedet hat). und Spitzfindigkeiten/Wortklauberei basierenden Syllogismus - sind solche Feste mittlerweile keine Einzelfälle und nur auf ein oder zwei Dörfer beschränkt. Es gibt auch noch diesen Sommer bis hin zu September in verschiedenen Ortschaften Veranstaltungen, in denen das maurische (und nicht zu vergessen auch sephardische) Erbe gefeiert wird. Nun plant der Durchschnitts-Deutsche in der Regel seinen Urlaub im Voraus. Falls Sie aber im Oktober diesen Jahres noch nichts vorhaben, gebe ich Ihn Ihnen einen absolut gut gemeinten Reisetipp: Besuchen Sie doch die dieses Jahr mittlerweile 17. Ausgabe der "Fiesta del Molfi" im malerischen Dorf Cutar (Malaga). Lassen wir doch das spanische Dorf selbst dieses Fest vorstellen, damit wir den einseitigen Dialog zwischen Spanien-Kenner (ich) und vom Wissen befreiten (Sie) mal verlassen: "Im Oktober wird in Cútar das Festival Monfí gefeiert, in dem diese Gemeinde für zwei Tage zurückkehrt, um ihre muslimischen Ursprünge wieder aufleben zu lassen und in ihren Straßen und Ecken traditionelle Aspekte der andalusischen Kultur zu zeigen. Ziel dieses Festivals ist es, das Bewusstsein für die Kultur zu schärfen, die der Ursprung dieses weißen Dorfes in der Region La Axarquía war. Während dieser Zeit sind die Straßen und der Platz von Cútar mit maurischem Charme gefüllt und verwandeln sich in einen Souk andalusischen Handwerks und Gastronomie, mit Zelten, Straßenunterhaltung, Falknervorführungen, Musik, orientalischen Tänzen, etc....." Es ist ein Festival, dessen Ziel die tiefste Kenntnis einer Kultur ist, die sechs Jahrhunderte lang herrschte und die die Geburtshelfer fast aller unserer weißen axarquischen Völker war. Deshalb wurde der Name "Fiesta del Monfí" gewählt, der sich nicht nur auf die maurische Kultur bezieht, sondern auch auf den Charakter der "Verfolgten", die diese früheren Bewohner dieses Landes erlitten haben. Das Wort "monfí", in andalusí, bedeutet "der Ausgestoßene". q.e.d. Übrigens verwies ich in der anderen Diskussion ebenfalls auf entsprechende spanische TV-Dokumentationen, welche diese veränderte Wahrnehmung thematisieren, genauso wie auf die Wiederentdeckung traditioneller Handwerkskunst. Das alles gehört dazu. Natürlich gefällt das nicht jedem Spanier, gar keine Frage. Gerade jene Traditionalisten, die mit ganz anderen Festen großgeworden sind, wenn bsp. eine "Muhammad"-Puppe durch den Ort gezogen wird, oder in Umzügen ein Maure als Zeichen seiner Niederwerfung sich taufen lässt usw. Traditionen und alte Denkmuster zu überwinden, dauert seine Zeit. Nicht jeder freut sich, dass solche Feste wie auch in Frigiliana ("Fest der drei Kulturen") seit über einem Jahrzehnt Tradition sind - denn der Juan-Normal-Spanier, gerade älteren Coleurs, hat doch etwas ganz anderes in der Schule mitbekommen. Mittlerweile wird in dort akademischen Diskursen in Form von Essays darüber diskutiert, ob man diese antimaurischen Elemente zumindest modifizieren sollte. Wann immer solch eine Forderung eines Akademikers kommt, ist natürlich der Aufschrei der Traditionalisten groß. Nun ja, dies ist eine innerspanische Diskussion, die ich nicht bewerte. Auch der Stierkampf war ja mal eine als unantastbar geltende Institution. Die von mir beschriebenen persönlichen Erfahrungen, da ich seit 20 Jahren (fast) jährlich in Spanien mich aufhalte, und dazu gehörigen Begegungen unterstreichen lediglich, das was ich schreibe - sind jedoch keineswegs Ausgangspunkt einer Argumentation. Sofern Sie weiterhin auf dem Niveau von Unterstellungen ("angeblich") bleiben wollen, was bekanntlich die schwächste Form von Argumenten sind, ist das natürlich Ihre Sache. Rechtspopulismus wird ein Problem bleiben, aber die Ursachen für seinen europaweiten Aufstieg sind weitaus vielschichtiger. Islamfeindlichkeit ist ein Aspekt, der vor allem aus nationalkonservativen politischen Kreisen forciert wird. Doch die Wut war ja schon vorher da (Occupy, attac), doch für die Eliten sind bedrohte Asylheime wesentlich leichter zu handeln, als bedrohte Banken. Man muss nur wissen, wie man die Wut kanalysieren kann. Doch, wie es der user haaroush formulierte, "die Karawane zieht weiter". Der reaktionäre Nationalismus wird letztlich politisch scheitern, dies zeigt sich letztlich überall dort, wo er Regierungsverantwortung übernimmt. Entweder scheitert er an der Realität - denn Abschottungspolitik in einer globalisierten Welt ist nicht von Erfolg gekrönt, zumindest nicht langfristig - oder aber er scheitert daran, dass er seinem eigenen "Saubermann-Image" nicht gerecht wird (man blicke nach Österreich). Was nicht heißt, dass es zu weiterer Radikalisierung des rechten Lagers kommen wird. Die Schwäche des gemäßigten Mainstreams ist ja auch etwas, dass den Islam seit nunmehr über drei Jahrzehnten heimsucht. Und US-Nahostpolitik und Terroranschläge sind zwei Brennstoffe für die jeweiligen Extremismen. Aber eben nicht die einzigen (Stichwort: Raubtierkapitalismus)
28.05.19
10:22
grege sagt:
In meiner unendlichen Güte wird der gesamte Absatz von dem lieben Tariq zum Diskussionsthema „Andalusien“ gepostet. „Ich kenne Spanien recht gut und weiß aus zahlreichen Gesprächen mit meinen spanischen Mitdiskutannten, dass die Meinung der Spanier zu der islamischen Phase heute eine andere ist als vor sagen wir 20 Jahren (ganz zu schweigen in Zeiten der Franko-Diktatur)…. Jedoch tut sich etwas bei der jüngeren bis mittleren Generation. So staunte ich nicht schlecht, dass in einem andalusischen Dorf letzten Februar das "maurische Erbe" gefeiert wurde. Überhaupt interessieren sich immer mehr Spanier für genau dieses Erbe, denn die Wurzeln der eigenen spanischen Kultur liegen genau in jener islamischen Phase, die eben mehr war, als nur eine Besatzungsphase. Alleine schon das spanische "olé" ist aus dem arabischen Wort für Gott, "Allah", abgeleitet. Mal ganz zu schweigen von der spanischen Sprache, Kultur, Musik, Architektur und so weiter.“ Diese Absätze zeigen, dass der liebe Tariq sturköpfig als verklärender Möchtegern ausschließlich anhand einzelner persönlicher Beobachtungen und Eindrücke eine Bewußtseinsänderung von einer Menschengruppe in 8 stelliger Anzahl!!! festgemacht haben will. Schon allein aufgrund der Größenordnungsunterschiede würde sich eine ernsthafte Diskussion über die Relevanz dieser Eindrücke für einen Bewußtseinswandel für jeden halbwegs gebildeten Statistiker erübrigen. Dieser würde umgehend den guten Tariq auf die Schulbank einer weiterführenden Schule verbannen mit dem Rat, seine Kenntnisse in Sachen Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung mit dem Themenschwerpunkt „Hypothesen“ zu vertiefen. Einen ebenso kruden Eindruck hinterlässt das Tariksche Theorem bei der Bewertung von Wahlergebnissen. Dieses negiert einen Rechtsruck bei einer Wahl, obwohl eine neugegründete rechtsradikale Partei erstmals nach Ende der Diktatur auf Anhieb in die Parlamente einzieht. Als Grund für diese Verweigerungshaltung wird auf erzkonsvervative Strömungen und vermeintliche Altfrankonisten innerhalb einer konservativen Volkspartei hingewiesen. Hier wird jedoch die elementare Tatsache ignoriert, dass sich eine Partei nicht über einzelne Strömungen definiert und profiliert, sondern vielmehr über tatsächlich gefasste Beschlüsse und realisierte Maßnahmen insbesondere in den Phasen ihrer Regierungsverantwortung. In diesen hat sich die PP jedoch als eine lumpenreine bürgerlich-demokratische Volkspartei mit einem eher wirtschaftsliberalen Profil hervorgetan ohne rechtsradikale oder rechtspopulistische Tendenzen, wobei natürlich der eine oder andere Bestechungsskandal nicht fehlen durfte. Rechtsradikal oder rechtspopulistische geprägte Strömungen, die als Rückbesinnung auf die Franko Ära aufgefasst werden können, sind bislang nicht zur Entfaltung gekommen. Vergleichbare galt auch für die deutschen Volksparteien in der Nachkriegsära (insbesondere für CDU oder CSU), in der ehemalige Angehörige von NSDAP, SS, SA, Wehrmacht oder NS-Justiz diese Volksparteien als ihre neue politische Heimat betrachtet haben und Mitglieder und Wähler stellten. Überdies stellt sich die Frage, wieso erzkonsvervative dem rechtspopulistischem Spektrum zuzuordnen? Zuguterletzt bleibt festzustellen, dass der gute Tarik für seine Thesen bisher keine fundierten Beweise wie z.B. das Ergebnis einer statistisch repräsentativen Datenerhebung vorlegen konnte, lediglich vage Mutmaßungen, die im krassen Widerspruch zu aktuellen Wahlergebnissen stehen. Bei seinem nähsten Thread könnte uns der gute Tarik mit einer belastbaren Statistik beglücken, die sich auf die Haltung der Spanier zur Eroberung und Besatzung ihres Landes durch muslimische Fremdherrscher bezieht.
02.06.19
6:22
Tarik sagt:
Wie der geneigte Leser bemerkt, hat der User "grege" sein "Niveau" des selektiven Zitierens und der darauf erfolgten Ableitung nicht verlassen. Das ist schade. Zumindest für den besagten User, da - ebenso nachvollziehbar - die eigene ideologischen Scheuklappen kaum überwunden werden können. Wenn die von mir erwähnten - und übrigens gut - besuchten Festivals, die von den lokalen Gemeinden angepriesen und angeworben werden als Teil des eigenen Erbes, nicht für eine veränderde Wahrnehmung sprechen, bitte schön. Weder haben meinen obigen Text auch nur ansatzweise widerlegt (höchstens Argumente umschifft), mehr noch, sie haben nichts konstruktives beizutragen. Gott sei Dank ist dies eine Frage der portugiesisichen und spanischen Gesellschaft, die nicht von deutschen Forumseiferern, die glauben, ein cicero-Abo und ein, zwei einseitige Geschichtsbücher würden ein "Wissen" abrunden :-) Aber, da Lesen bekanntlich bildet, lernen Sie vielleicht etwas akvuelles von der spanischen Journalisten Marta Vidal - die ebenso wie die dort zur Sprache kommenden portugiesischen udn spanischen Historiker/Archäologen stellvertretend für diese auch in der spanischsprachigen Forschung festzustellenden "verändernden Wahrnehmung" stehen. https://de.qantara.de/inhalt/portugals-islamische-wurzeln-wo-christen-in-richtung-mekka-beten?nopaging=1 Titel: "Portugals islamische Wurzeln - wo die christen in Richtung Mekka beten". Ihr Metier ist vielmehr die gebetsmühlenartig formulierte Kritik an den hiesigen Islamverbänden (die m.M. auch z.T. gerechtfertigt ist). "Schuster, bleib bei deinen Leisten" lautet der Volksmund, und nicht selten hat dieser Recht. lg Tarik
06.06.19
12:27
Tarik sagt:
Ergänzend zu meinem vorvorherigen Beitrag (28.05.) und verbunden mit meiner Prognose eines (langfristig ausgelegten) Scheiterns des reaktionären Rechtspopulismus europaweit (nachdem sie in Regierungen saßen) seien auch der gerade erfolgte Absturz der Rechtsextremen Partei in Dänemark beim Wahlsieg der Sozialdemokraten zu nennen, die es verstanden, einerseits für eine Regulierung des Migrantenstroms einzutreten - andererseits aber auch die wirklich wichtigen Themen - die alle Bürger angehen - in den Fokus zu rücken, statt sich auf den von rechten und nationalkonservativen Kreisen gepflegten Feindbild von "den Anderen" zu verbeißen. Und wie im Artikel oben angeführt, ist das Erstarken der Rechtsextremen in Spanien (bei gleichzeitiger Schwächung der Nationakonservativen (!!!) und nicht des linken Lagers, denn die Sozialisten wurden stärkste Kraft (!) ) mit der Migrationspolitik der spanischen Sozialisten im letzten Jahr zu verbinden und hat mit der - von grege ignorierten und tatsächlich vorhandenen verändernden Wahrnehmung bzgl. der eigenen Geschichte Spaniens nichts zu tun. Diese Wahrnehmung hat Einzug in den Mainstream des Landes gefunden in verschiedensten Formen. Sufikonzerte mit maurischen Werken mitten in Madrid? Handwerker, welche maurische handwerkliche Künste wiederentdecken und heute in Kursen weitergeben? Kulturfestivals übers Jahr verteilt andalusienweit? Spanische und portugisische Archälolgen, Historiker, Kulturanthropologen, welche die tradidionell gepflegte Mär der "fremdländische Besatzugsmacht" über den Haufen werfen? Eben. Erfreuen Sie sich doch als abendländischer Kulturfreund daran, dass solch ein Prozess - auch wenn es rechte Reaktionen darauf gibt - stattfindet.
06.06.19
13:59
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