In Chemnitz kamen am Montagabend 65.000 Personen unter dem Motto #wirsindmehr zusammen. Eine Reaktion auf den Terror, der von Rechten ausging. Historiker Wolfgang Benz ist der Meinung, dass es nach #wirsindmehr weitergehen muss.
Der Extremismusforscher Wolfgang Benz hat die Initiative #wirsindmehr gegen Hass und rechte Hetze und für Demokratie und Freiheit gewürdigt. Auch das Konzert unter diesem Motto, das am Montagabend in Chemnitz stattfand, sei eine gute Initiative, sagte Benz am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wichtig sei, nach solchen „einmaligen Zeichen“ weiterhin aktiv zu bleiben.
Viele Debatten verliefen heutzutage undifferenziert, beklagte der Wissenschaftler. So heiße es bisweilen, dass Populismus nichts Schlechtes sein müsse. „Adolf Hitler hat nicht als Schwerverbrecher angefangen, sondern als Demagoge – heute würde man sagen, als Populist“, so der 77-Jährige.
Der Forscher beklagte einen Verfall in der Debattenkultur. Vielfach hätten sich die Fronten verhärtet. Einen anderen Menschen mit abweichender Meinung als Feind zu betrachten, führe niemals weiter.
Zugleich sprach sich Benz dafür aus, Extremisten mit größerer Konsequenz zu begegnen. Die islamfeindliche Pegida-Bewegung beispielsweise habe „kein anderes Programm als wüstes Pöbeln gegen Fremde“. In solchen Fällen sei es die falsche politische Reaktion, „es mit Streicheleinheiten zu versuchen“. Benz: „Man muss alle Menschen ernstnehmen, das ist keine Frage. Zugleich müssen jedoch Krakeeler zur Ordnung gemahnt werden.“ (KNA, iQ)