Universität Hamburg

Uni Hamburg zufrieden mit Verhaltenskodex

Um Konflikte zu vermeiden, hat die Uni Hamburg vor rund einem halben Jahr den bundesweit ersten Verhaltenskodex zur Religionsausübung eingeführt. Nun zieht die Universitätsleitung eine erste Bilanz.

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05
2018
Vollverschleierung Uni Hamburg
Symbolbild: Uni Hamburg © Facebook, bearbeitet by iQ.

Rund ein halbes Jahr nach der Einführung des deutschlandweit ersten Verhaltenskodex zur Religionsausübung zeigt sich die Universität Hamburg zufrieden mit dem Projekt. Seitdem es den Kodex gebe, sei es zu keinen Konflikten bei der Religionsausübung gekommen, sagte Universitätssprecherin Merel Neuheuser.

Universitätspräsident Prof. Dieter Lenzen erklärte, dass sich die Einführung des Kodex bewährt habe. „Die Mitglieder der Universität Hamburg brauchen eine Grundlage, auf Basis derer die alltäglichen Entscheidungen in etwaigen Konfliktsituationen getroffen werden können“, sagte Lenzen.

Mitte Oktober 2017 war der Verhaltenskodex an der Universität eingeführt worden. In einem zehn Punkte umfassenden Papier ist seitdem unter anderem klargestellt, dass Studierende religiöse Symbole wie das Kreuz oder den Davidstern verwenden und Kopfbedeckungen tragen können. Weiter wird festgelegt, dass religiöse Feste nur in dem eigens vor rund zehn Jahren eingerichteten „Raum der Stille“ begangen werden dürfen und dass rituelle Handlungen nur so lange zulässig sind, wie sie nicht von anderen als aufdringlich empfunden werden.

Vor der Einführung des Verhaltenskodex hatte es nach Angaben der Universität immer mal wieder Konflikte bei der Religionsausübung gegeben. So hatten einige Studierende beispielsweise gefordert, die Vorlesungen nach den Gebetszeiten der Muslime auszurichten.

Verhaltenskodex stößt bei muslimischen Studierenden auf Kritik

Der Vorsitzende des islamischen Jugendbundes, Baki Ince, kritisiert indes die fehlende Transparenz an der Universität, da studentische Vertreter nicht in die Verhandlungen zum Kodex involviert wurden. Außerdem entstehe der Eindruck, dass die formulierten Verbote und Grundsätze sich vor allem auf den Islam und die Muslime beziehen, auch wenn diese auf den ersten Blick allgemein und diplomatisch formuliert seien „Von den thematisierten Punkten wie beispielsweise Gebetswaschung, Geschlechtertrennung oder laute Gebete sind ja primär Muslime betroffen“, so Ince weiter.

Das Rektorat gab mehrere Vorfälle an, die die Universität dazu veranlasst hat, diesen Kodex zu verabschieden, doch seien diese Vorfälle der islamischen Hochschulgemeinde, welche als primärer Ansprechpartner für muslimische Belange gilt, nicht bekannt, erklärt Bilal Gülbaş auf Anfrage von IslamiQ.

Dennoch werde die islamische Hochschulgruppe weiterhin an einem Austausch festhalten. „Generell soll es in den zukünftigen Gesprächen darum gehen, welche Auswirkungen der 10-Punkte-Aktionsplan haben wird und wie die konkrete Umsetzung aussehen soll. Wir denken, dass ein solcher Dialog aktuell unerlässlich ist“, betonte Gülbaş. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Man muss nicht übertreiben. Gebetet wird sowieso nur in den Pausen oder in den Freistunden. Sei es im Raum der Stille oder in einer stillen Ecke. Und man wäscht sich die Füße einfach undercover oder man ignoriert sich einander. Den allermeisten Studenten ist das alles sowieso egal. Es ist also nichts verwunderliches daran, dass keine Konflikte bekannt sind. Dafür braucht es kein extra "Verhaltenskodex" von Leuten, die mit Religion ohnehin nichts am Hut haben.
02.05.18
15:44
Ute Fabel sagt:
@ Baki Ince: "Von den thematisierten Punkten wie beispielsweise Gebetswaschung, Geschlechtertrennung oder laute Gebete sind ja primär Muslime betroffen“ Das stimmt nimmt. In den christlichen Evangelien kommen Fußwaschungen vor und anknüpfend an diese Tradition werden solche sogar vom Papst durchgeführt. In der katholischen Konfessionen gibt es den Ritus des lauten Rosenkranzbetens. Auch orthodoxe Jude sind auf eine strikte Geschlechtertrennung fixiert. Was stimmt ist, dass unter den Muslimen offenbar ein größerer Prozentsatz Probleme damit hat die eigene religiöse Identität von der öffentlichen Rolle in einer vielfältigen Gesellschaft abzugrenzen. Der Verhaltenskodex stellt eine konstruktiver Hilfestellung dar, gerade diese Defizite zu bekämpfen. Statt sich in den Schmollwinkel zu stellen, sollte man ihn als positiven Impuls zur Weiterentwicklung betrachten.
03.05.18
7:50