Syrien-Flüchtlinge

Hilfsorganisationen fordern verstärkte Aufnahme

Eine Koalition aus 30 Nichtregierungsorganisationen mahnt Drittstaaten zu einer stärkeren Aufnahme von syrischen Flüchtlingen. Man dürfe die Nachbarstaaten nicht alleine lassen und müsse helfen diese zu entlasten.

08
12
2014
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Vor der geplanten UN-Flüchtlingskonferenz in Genf (09.12.2014) fordert eine Koalition von über 30 internationalen Nichtregierungsorganisationen eine verstärkte Aufnahme von syrischen Flüchtlingen. Bis Ende 2015 solle mindestens fünf Prozent der syrischen Flüchtlinge ein sicherer Zufluchtsort gewährt werden, heißt es in einer Montag verbreiteten Erklärung.

Die Organisationen fordern, dass mindestens 180.000 der schutzbedürftigsten Menschen, darunter Überlebende von Folter, Menschen mit akuten medizinischen Problemen, alleine geflohene Kinder und besonders bedrohte Frauen, Aufnahme in Drittländern erhalten. Diese seien bereits vom UN-Flüchtlingshilfswerk identifiziert und bräuchten nur noch Aufnahmeländer.

Entlastung für Nachbarstaaten Syriens

Bis Ende dieses Jahres werden nach Angaben der Unterzeichner fast 3,6 Millionen Menschen in die Nachbarstaaten Syriens geflohen sein. Die Anrainerstaaten hätten enorme Großzügigkeit gezeigt, doch aufgrund des Zustroms von Flüchtlingen stießen diese Länder an die Grenzen ihrer Infrastruktur und ihrer Sozialsysteme. In der Türkei und im Libanon seien bereits jeweils über eine Million Flüchtlinge registriert. Jordanien habe 618.000 Menschen aufgenommen und der Irak, der selbst Millionen Binnenvertriebene zu verzeichnen habe, beherberge momentan 225.000 syrische Flüchtlinge.

Die Aufnahme der Schutzbedürftigsten entlaste auch Syriens Nachbarstaaten von den kurzfristigen Kosten, die bei Behandlung, Unterstützung und Schutz dieser Menschen entstehen würden. „Weil es an ausreichender Unterstützung für die Versorgung von Flüchtlingen fehlt, erhöhen Syriens Nachbarländer nun vermehrt die Grenzkontrollen“, berichtet CARE-Generalsekretär Karl-Otto Zentel. „Syrische Zivilisten können deshalb dem brutalen Bürgerkrieg nicht mehr entkommen. Wohlhabende Staaten müssen ihre Beiträge erhöhen und gleichzeitig die Nachbarländer Syriens stärker unterstützen, damit die Grenzen offen bleiben.“ Nur weil man keine Grenze mit Syrien teile, befreie das niemanden von der Verantwortung, so Zentel.

Situation wird immer dramatischer

„Die Situation für die schwächsten und gefährdetsten Flüchtlinge aus Syrien wird immer dramatischer. Einige – darunter kranke Kinder, die ohne schnelle Behandlung sterben werden – können in der Region schlicht nicht überleben“, mahnt Kathrin Wieland von Save the Children Deutschland. „Finanzielle Hilfszusagen für humanitäre Programme alleine reichen nicht mehr aus. Die wohlhabenden Nationen dieser Welt müssen Verantwortung übernehmen und den syrischen Flüchtlingen den Schutz und die Unterstützung gewähren, den die Nachbarländer Syriens nicht mehr leisten können.“

„Dies ist eine der schlimmsten Flüchtlingskrisen seit dem Zweiten Weltkrieg, die Millionen Menschen vor allem Frauen und Kinder, aus ihrer Heimat vertreibt“, erinnert Robert Lindner, Syrienexperte von Oxfam Deutschland. „Wir zählen auf die Regierungen, die sich morgen in Genf treffen. Sie müssen die internationale Solidarität zeigen, die jetzt so dringend benötigt wird.“

Hintergrund

Auf der morgigen UN-Flüchtlingskonferenz sollen Möglichkeiten der humanitären Aufnahme besprochen werden. Gegenwärtig hat sich die internationale Gemeinschaft zu einer Aufnahme von weniger als zwei Prozent der syrischen Flüchtlinge in Drittstaaten über einen unbestimmten Zeitraum verpflichtet. Dieses Kontingent reicht nach Einschätzung der Organisationen nicht aus.

Die Koalition um CARE, Oxfam, Save the Children, World Vision, Amnesty International, Handicap International, Ärzte der Welt und Islamic Relief fordert zudem die Golfstaaten und Länder in Lateinamerika, die sich bislang nicht an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligt haben, dazu auf, sich nun den Aufnahmeprogrammen anzuschließen. Zudem gebe es viele zusätzliche, innovative Wege der Flüchtlingshilfe, zum Beispiel Studienplätze an Universitäten sowie Arbeitserlaubnisse. Bei allen Maßnahmen müsse der Schutz in Übereinstimmung mit der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 aufrechterhalten werden.