Entführte Mädchen in Nigeria

Bringt uns unsere Mädchen zurück

Das Schicksal der von der Terrororganisation Boko Haram entführten über 200 nigerianischen Mädchen bewegt Menschen in aller Welt. Prominente Politiker und Muslime fordern die Freilassung der Mädchen. Ein Boko Haram-Chef hatte gedroht die entführten Mädchen zu verkaufen oder zu verheiraten.

09
05
2014
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Bundespräsident Joachim Gauck, die Bundesregierung und der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime haben mit großer Bestürzung auf die terroristischen Übergriffe der Boko-Haram-Kämpfer in Nigeria reagiert. Ihn hätten das wahllose Morden beim jüngsten Angriff auf das Dorf im Bundesstaat Borne und die andauernde Geiselnahme von Schülerinnen zutiefst schockiert, schreibt Bundespräsident Joachim Gauck in einem am Freitag in Berlin veröffentlichten Brief an den Präsidenten von Nigeria, Goodluck Ebele Jonathan. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von „barbarischen Akten jenseits jeglicher Moralvorstellung, die wir auf das Allerschärfste verurteilen“.

Gauck betonte weiter, er hoffe, dass es der nigerianischen Regierung gelinge, eine gute Lösung für das Geiseldrama zu finden und wieder Frieden und Sicherheit in ganz Nigeria zu etablieren. Seibert erklärte, die Bundesregierung stehe hinter der inzwischen weltweiten Aufforderung „Bring back our girls“ („Bringt unsere Mädchen zurück“).

Der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime und Islamratsvorsitzende Ali Kızılkaya sprach gegenüber IslamiQ von einem terroristischen Akt, der von Muslimen in aller Welt verurteilt und verabscheut werde. Das Handeln von Boko Haram sei „unislamisch“. „Wir sind fassungslos und verurteilen, was da passiert“, erklärte Kızılkaya.

Kämpfe und Ausschreitungen gehen weiter

Unterdessen berichteten nigerianische Medien über einen neuen Anschlag von Boko Haram im Norden des Landes. Dabei seien offenbar 30 Menschen getötet worden. Die Attacke soll sich am Donnerstagabend in der Nähe des Dorfes Gamboru Ngala nahe der Grenze zu Kamerun ereignet haben. Dort hatten die Islamisten Anfang der Woche rund 300 Einwohner getötet.

Das Grenzgebiet scheint den Berichten zufolge immer stärker von den Terroristen frequentiert zu werden. So gibt es Spekulationen, wonach die entführten Schülerinnen aus Chibok nach Kamerun gebracht worden sind. Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau, der mit seiner Gruppe einen eigenen Staat errichten will, hatte in einer Videobotschaft angedroht, die Opfer als Bräute zu verkaufen und zu versklaven. Die Mädchen befinden sich seit Mitte April in den Händen der Extremisten.

Seit heute ist auch ein Sondereinsatz-Team der USA auf der Suche nach den entführten Mädchen. Spezialisten des FBI und des Militärs sollen helfen die Mädchen zu finden und aus der Geisel von Boko Haram zu befreien.

Virale Kampagne #bringbackourgirls

Auf Twitter läuft mittlerweile die virale Kampagne #bringbackourgirls mit Unterstützung von zahlreichen Prominenten. Hier werden Statements und Bilder, die eine Freilassung der entführten Mädchen fordern, mit dem Hashtag geteilt #bringbackourgirls.

Prominenteste Unterstützerin der Aktion ist die First Lady der USA, Michelle Obama. Doch nicht jeder ist von diesem Engagement begeistert.

Auf das Bild der First Lady, in der Sie ein Plakat mit der Aufschrift #bringbackourgirls hochhält, gibt es aber auch hämische Antworten: „Meinen Sie die Mädchen, die von Drohnen getötet wurden?“, heißt es unter anderem beispielsweise auf einem Foto. Eine Anspielung auf den Drohnenkrieg, den die USA in Pakistan und Afghanistan führt, und bei der immer wieder unschuldige Zivilisten getötet werden. Weitere Montagen zeigen wie die First Lady plötzlich andere Sprüche hochhält, die den Drohnenkrieg thematisieren.

In Deutschland hat sich der Grünen Politiker Cem Özdemir an der Aktion beteiligt und hält ein Schild hoch auf dem es heißt: „Education is not haram!“

Die Gruppe der Frauen innerhalb der CDU fordert ebenso wie Michelle Obama „Bring Back Our Girls“. (KNA/iQ)