Stuttgart

Ausstellung über Kopfbedeckungen

Eine Sonderausstellung im Stuttgarter Haus der Geschichte Baden-Württemberg zeigt verschiedene Kopfbedeckungen und die Hintergründe.

24
12
2019
Museum Haus der Geschichte Baden-Württemberg (c)facebook, bearbeitet by iQ
Museum Haus der Geschichte Baden-Württemberg (c)facebook, bearbeitet by iQ

Der rote Bollenhut steht für den Schwarzwald, für die Französische Revolution die rote Jakobinermütze. Im Gegensatz zu ihr zeugt das zarte, weiße Satintuch von Zurückhaltung, nicht von Kampfgeist. Den aber hatte seine Trägerin Fereshta Ludin, als sie vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Kopftuchverbot im Schulunterricht stritt. Das Textil aus ihrer Referendarinnenzeit ist Teil der Sonderausstellung der Kopfbedeckungen „Hut ab! Pickelhaube und andere Kopfgeschichten“ im Stuttgarter Haus der Geschichte Baden-Württemberg.

Kopfbedeckungen waren selbstverständlich

Zwar scheiterte Ludin im Jahr 2003 in Karlsruhe, aber 2015 entschied das Verfassungsgericht, dass ein pauschales Kopftuchverbot für Lehrerinnen nicht mit der Religionsfreiheit vereinbar sei. Neben Ludins Kopftuchs sind in der Ausstellung Schleier und Haube einer katholischen Ordensfrau ausgestellt. Denn eine Kopfbedeckung als Schutz vor Blicken gebe es eben nicht nur im Islam, sondern auch in anderen Religionen, erklärt Sebastian Dörfler. Er hat die auf 500 Quadratmetern rund 260 Exponate umfassende Schau mitkuratiert. Bis 2. August 2020 präsentiert sie Hüte, Kappen, Mützen und Tücher als gesellschaftliche Zeichen.

Jahrhundertelang und bis in die 1960er Jahre waren Kopfdeckungen selbstverständlich, gehörten zum Alltag. Sie seien „Bekenntnisse und Ausdruck eines Zeitgeistes“, erläutert Museumsdirektorin Paula Lutum-Lenger. An diesem Thema könne man viel ablesen.

Heutzutage wird besonders über Hüte und Tücher als religiöses Symbole heftig diskutiert, ob über das muslimische Kopftuch oder die jüdische Kippa. Der ehemalige baden-württembergische Landesrabbiners Joel Berger hat seine aus schwarzem Samt gefertigte Kippa manchmal mit einer Baseballkappe verdeckt – aus praktischen Gründen und zum Schutz vor Anfeindungen. Kappe wie Kippa sind nun im Museum gelandet.

Kopfbedeckung als politisches Zeichen

Hingegen symbolisieren die Barette der Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Martin Heidegger, der samtene Hut von Karl Jaspers, der Strohhut von Hans Georg Gadamer sowie der violette Ehrendoktorhut der Universität Neu Delhi für den ersten Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss, die akademische Eigenwelt. Eher praktisch erscheinen da der lederne Reisehut Friedrich Schillers oder die behaglich wirkende Hausmütze Eduard Mörikes.

Als politisches Zeichen ist neben Jakobinermütze, Heckerhut, Pickelhaube, Palästinensertuch und Baskenmütze der „Pussyhat“ zu sehen. Die aus pinkfarbenen Fleecestoff genähte Mütze mit angedeuteten Katzenohren tragen Frauen bei Protestmärschen für mehr Frauenrechte, zum Beispiel beim „Women“s March on Washington“ einen Tag nach der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump. Dessen Anhänger schmücken ihre Häupter gern mit einem rotem Baseballcap mit der Aufschrift „Make America Great Again“. Eine solche Kappe ist in einer Vitrine vor dem Museum zu sehen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Emanuel Schaub sagt:
Als kleine Ergänzung: die Verlobten bei den... Juden mussten auch in der Verlobungszeit Kopftuch tragen . Was für Schwierigkeiten bekämen sie wohl heutzutage ...ß gruß emanuel
02.01.20
12:32